FIFA U-17-Frauen-Weltmeisterschaft 2024™: Kenias erste Teilnahme auf dieser Ebene
Ohne die Bemühungen von Doreen Nabwire wäre dies wahrscheinlich nicht möglich gewesen
„Die Qualifikation für dieses Turnier ist ein wahr gewordener Traum“, sagt sie gegenüber Inside FIFA
Für den kenianischen Fussball begann am 17. Oktober 2024 in der Dominikanischen Republik eine neue Ära. Die 0:2-Niederlage gegen England war eine Feuertaufe für die Junior Starlets. Die Partie markierte die erste Teilnahme an einem FIFA-Frauenwettbewerb, genauer gesagt an der FIFA U-17-Frauen-Weltmeisterschaft. Knapp eine Woche später schrieben die jungen Kenianerinnen Geschichte, als sie im letzten Gruppenspiel gegen Mexiko mit 2:1 nicht nur ihr erstes Tor erzielten sondern auch ihren ersten Sieg einfuhren. Für Doreen Nabwire, eine wahre Ikone des kenianischen Frauenfussballs, ist dies nur eines von vielen Kapiteln eines Märchens, in dem sie die Heldin ist.
Nabwire wurde in einem Armenviertel von Nairobi, Kenia, geboren und entwickelte schon früh eine Leidenschaft für den Fussball. Im Alter von 15 Jahren gab sie ihr internationales Debüt und machte sich einige Jahre später bei einem Straßenfussballturnier in Berlin, Deutschland, einen Namen. Ihre Leistungen brachten ihr einen Auftritt in einem Dokumentarfilm ein. Später unterschrieb sie einen Vertrag bei Werder Bremen und wurde die erste kenianische Profispielerin in Europa, wo sie die Torjägerkrone des Vereins errang. Nach einer Verletzung war sie gezwungen, ihre Karriere zu beenden, und kehrte nach Kenia zurück, um sich dem Coaching zu widmen. Dort arbeitete sie mit einer NRO (Nichtregierungsorganisation) und einem kenianischen Premier-League-Team zusammen.
Nabwire trat 2016 in die Reihen des kenianischen Fussballverbands ein und wurde im selben Jahr zur Teammanagerin der kenianischen Frauennationalmannschaft ernannt. Einige Jahre später qualifizierten sich die Junior Starlets für die FIFA U-17-Frauen-Weltmeisterschaft Dominikanische Republik 2024™, auch dank ihrer Bemühungen um die Entwicklung des Sports in ihrem Heimatland. „Die Qualifikation für dieses Turnier ist ein wahr gewordener Traum“, sagt sie gegenüber Inside FIFA. „Wenn man bedenkt, dass diese Mädchen unter 17 Jahre alt sind, manche sogar erst 15, und dass sie für Kenia Geschichte geschrieben haben, indem sie sich als erste Mannschaft in der Geschichte des Landes für die U-17-Frauen-Weltmeisterschaft qualifiziert haben, ist das unglaublich", betont sie. „Es ist besonders emotional für jemanden wie mich, der schon sehr lange im Fussball aktiv ist. Es war einer meiner Träume. Und da ich als Spielerin nicht dabei sein konnte, habe ich mir versprochen, dass ich auf jede erdenkliche Weise zum Wachstum und zur Entwicklung des Frauenfussballs in Kenia beitragen würde. Heute lebe ich diesen Traum."
Es ist in der Tat ein magischer Moment, aber er ist nicht zufällig entstanden. Es waren große Anstrengungen nötig, um diesen Traum Wirklichkeit werden zu lassen. In erster Linie musste der Sport in einem Land gefördert werden, in dem der Fussball lange Zeit den Männern vorbehalten war. Die Umsetzung einiger FIFA-Programme zur Frauenförderung im Jahr 2020 hat diesen Fortschritt begünstigt. Die FIFA-Frauenfussballstrategie, die Frauenfussballkampagne, die Klublizenzierung und die Entwicklung von Ligen waren allesamt Hebel für das Wachstum. „Es gab eine Reihe von Herausforderungen. Unter anderem gibt es immer noch starke religiöse und soziale Barrieren. Aber wir haben es geschafft, diese Programme auf den Weg zu bringen“, erklärt die Kenianerin, die den nötigen Anstoß dazu gab. „Selbst in den am stärksten marginalisierten Regionen wurden Ligen eingerichtet. Derzeit gibt es rund 30 Zentren, die aktiv U-13- und U-15-Wettbewerbe für Mädchen und Jungen durchführen, die auch Teil des Programms „Football for Schools“ sind."
Kurzum, der kenianische Frauenfussball ist auf dem richtigen Weg. „Es wurden hervorragende Strukturen für die Nachwuchsförderung geschaffen. Das Frauenfussball-Entwicklungsprogramm und das FIFA-Programm Football for Schools haben ein starkes Fundament für den Fortschritt gelegt. Deshalb waren wir in der Lage, eine solide U-17-Nationalmannschaft zu bilden, die die Chance hatte, das Land in der Dominikanischen Republik zu vertreten“, fährt sie fort. „Wir haben jetzt eine klare Vorstellung davon, wie der Entwicklungsweg unserer Spielerinnen aussehen kann und wie der Weg zu den FIFA U-17- und U-20-Turnieren aussehen soll." Kenia hat von verschiedenen FIFA-Initiativen zur Förderung des Frauenfussballs profitiert. Der Weltfussballverband hatte zudem das Privileg, Nabwire bei der ersten Ausgabe des Leadership-Programms für Frauen im Fussball im Jahr 2019 willkommen zu heißen. Diese einwöchige Schulung, die nun jährlich stattfindet, verfolgt mehrere Ziele: Aufbau eines Netzwerks, Bewertung und Stärkung der Managementfähigkeiten der Teilnehmerinnen und Befähigung zur Übernahme von Führungsaufgaben in ihren jeweiligen Nationalverbänden oder Konföderationen.
Ich wusste, dass viele junge Mädchen zu mir aufschauten. Sie hatten die Hoffnung, dass sich die Dinge in Zukunft zum Besseren wenden könnten.
„Ich habe viel von der Erfahrung, den Präsentationen und den Trainern, mit denen wir auf dem Workshop gearbeitet haben, gelernt. Das hat meine Sicht der Dinge auf der operativen Ebene verändert. Die Art und Weise, wie ich meine Aktivitäten organisiere und wie ich meine Beziehungen zu den verschiedenen Interessengruppen pflege, ist nicht mehr dieselbe“, so Nabwire. „Es hat mir wirklich geholfen, mich zurechtzufinden und mit allen Herausforderungen umzugehen, auf die ich gestoßen bin." Letztendlich hat die Kenianerin ihr Leben damit verbracht, immer ehrgeizigere Herausforderungen anzunehmen. „Ich bin sehr stolz auf das, was ich erreicht habe“, beteuert sie. „Es erfüllt mich mit großer Freude, dass es mir in nur sechs Jahren gelungen ist, diese Mechanismen, Programme und Aktivitäten umzusetzen, die uns zu dieser FIFA U-17-Frauen-Weltmeisterschaft 2024 geführt haben.“ Leider schied Kenia vorzeitig aus dem Wettbewerb aus, aber „die Zukunft ist leuchtend und die Zukunft ist für Frauen, für Kenianerinnen, wie für Mädchen auf der ganzen Welt“, sagt Nabwire abschließend: „Dies ist für alle Mädchen, die davon träumen, Fussball zu spielen: Ihr sollt wissen, dass es viele Möglichkeiten für euch gibt. Der Frauenfussball ist jetzt eine ernst zu nehmende Größe. Er wird nie wieder beiseite geschoben werden!“