Der Frauenfussball boomt in dem mittelamerikanischen Lan
Las Pinoleras sind in der jüngsten Ausgabe der FIFA/Coca-Cola-Frauen-Weltrangliste am stärksten aufgestiegen
Dalila López, Direktorin für Frauenfussball beim nicaraguanischen Verband, war dabei eine treibende Kraft
Die nicaraguanische Frauennationalmannschaft, die sich in ihrer 25-jährigen Geschichte noch nie für ein großes Turnier qualifizieren konnte, kennt den langen und steinigen Weg an die Spitze des Weltfussballs nur zu gut. In den letzten sechs Monaten haben Las Pinoleras jedoch jedes Hindernis, das sich ihnen in den Weg stellte, mit Bravour gemeistert. In der jüngsten Ausgabe der FIFA/Coca-Cola-Frauen-Weltrangliste™ waren sie der zweitstärkste Aufsteiger in diesem Jahr.
„Gute Ergebnisse erzielt man nicht über Nacht“, so Dalila López, Direktorin für Frauenfussball beim nicaraguanischen Fussballverband (FENIFUT), gegenüber Inside FIFA. „Das ist in der Regel das Ergebnis einer guten Planung und Organisation auf mittlere und lange Sicht. Die Fortschritte hängen auch von Investitionen und der Unterstützung durch die zuständigen Behörden ab. Unsere Arbeit stützt sich auf eine Reihe von Aspekten“, fügt sie hinzu.
„Zu den Bereichen, auf die wir uns besonders konzentrieren, gehören die Befähigung unseres technischen Direktors, Spielerinnen zu identifizieren, die bessere Nutzung der internationalen Fenster und die Überlegung, welche Investitionen getätigt werden müssen, um internationale Spielerinnen anzuziehen.“
López und FENIFUT haben auch keine Mühen gescheut, um den Frauenfussball an der Basis zu fördern. Dank der Unterstützung der FIFA wurde im Land ein Seminar zur Weiterbildung von Funktionären im Frauenfussball organisiert, um das Wachstum des Frauenfussballs zu beschleunigen. Darüber hinaus wurden Fussballfestivals veranstaltet, um mehr junge Mädchen an den Sport heranzuführen.
„Die FIFA hat diese Programme für ihre Mitgliedsverbände ins Leben gerufen und damit einen Anstoß gegeben. Eines der Ziele war es, sicherzustellen, dass sich Mädchen in einem sicheren und geeigneten Umfeld ihrer Leidenschaft widmen können. Dieses Ziel haben wir in Nicaragua erreicht“, betont López.
Als Kind blieb der in Nicaragua geborenen López diese Möglichkeit verwehrt, so dass sie erst mit 15 Jahren ihre ersten Schritte im Fussball machen konnte - und es stellte sich heraus, dass sie ein Naturtalent war. Die studierte Kommunikationswissenschaftlerin schaffte es, ihr Studium neben dem Fussball zu absolvieren und wurde zu einer festen Größe in der Nationalmannschaft, deren Kapitänin sie 1999 wurde.
Nachdem sie ihre Spielerkarriere beendet hatte, konnte sie dank ihrer universitären Ausbildung, ihrer Ausstrahlung und ihrer Kenntnisse der Fussballlandschaft das Angebot des FENIFUT annehmen, 2004 Direktorin für Frauenfussball zu werden, eine Funktion, die sie auch 20 Jahre später noch ausübt.
„Ich bin besonders stolz darauf, dass es mir gelungen ist, das richtige Gleichgewicht zwischen meinen Verpflichtungen gegenüber meinem Land, meiner Familie und mir selbst zu finden“, sagt sie. „Heutzutage sollten Mädchen nicht mehr das durchmachen müssen, was die Pionierinnen des Frauenfussballs durchmachen mussten. Ich glaube, dass Frauen, die den Weg ebnen, die Pflicht haben, den Weg für diejenigen freizumachen, die ihnen folgen.“
Heutzutage sollten Mädchen nicht mehr das durchmachen müssen, was die Pionierinnen des Frauenfussballs durchmachen mussten. Ich glaube, dass Frauen, die den Weg ebnen, die Pflicht haben, den Weg für diejenigen freizumachen, die ihnen folgen.
„Vor 20 Jahren gab es nur eine Liga und zehn Mannschaften [in Nicaragua]. Heute gibt es fast 70 Mannschaften in verschiedenen Altersklassen: zehn in der ersten Liga, zehn in der zweiten Liga, 19 auf U-17-Ebene und 20 auf U-15-Ebene. Außerdem gibt es einen U-13-Wettbewerb. Ich bin sehr erfreut über diese Fortschritte“, sagt sie. „Über 100 Frauen haben eine Schiedsrichterlizenz erworben, darunter Tatiana Guzmán, die in Nicaragua ein Vorbild ist. Ich finde es auch sehr befriedigend zu sehen, wie hoch das Ansehen dieser Spielleiterinnen ist.“
Auch López selbst ist eindeutig ein Vorbild, das Respekt genießt. Sie stach unter den 35 Teilnehmerinnen der dritten Ausgabe des Women in Football Leadership Programme hervor, das 2022 stattfand. Die Veranstaltung bringt „Frauen zusammen, die eine wichtige Rolle für den Erfolg von Organisationen spielen“, so Sarai Bareman, FIFA-Frauenfussballdirektorin.
„Ich habe sehr gute Erinnerungen daran“, sagt López über die Initiative, die gemeinsam von der FIFA und der UEFA geleitet und vom International Institute for Management Development durchgeführt wird. Ziel des Kurses ist es, Frauen den Zugang zu Führungspositionen im Fussball zu erleichtern. „Das Programm hat mir geholfen, als Person zu wachsen. Ich bin jetzt stärker und widerstandsfähiger und habe das nötige Rüstzeug, um in meiner Arbeit sicherer zu werden.
Durch die Erfahrung habe ich vor allem verstanden, dass wir unsere psychische Gesundheit nicht für unsere Arbeit aufs Spiel setzen dürfen. Das ist einfach keine Option. Es gab mir die Möglichkeit, meine Prioritäten neu zu überdenken. Schließlich habe ich dadurch gelernt, dass es, wie bei einem Fussballspiel, nicht nur auf Kraft oder Ausdauer ankommt. Wenn man eine gute Technik hat, kann man oft Fortschritte machen, ohne sich dabei zu erschöpfen.“
Aufgrund ihrer Vergangenheit als Spielerin verfügte López bereits über bewundernswerte technische Qualifikationen, die sie in ihrer Rolle als Direktorin für Frauenfussball gut einsetzen kann. Dank ihr schießt Nicaragua nicht nur Tore auf dem Spielfeld, sondern auch außerhalb.