Erst Spielerin, dann Schiedsrichterin
Erste Frau, die in Nicaragua eine Erstligapartie der Männer leitete
Eine von sechs Frauen im VAR-Team der FIFA Frauen-WM in Australien und Neuseeland™
Frauen haben im Schiedsrichterwesen in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Dass weltweit immer mehr Schiedsrichterinnen für wichtige Turniere und insbesondere für Spiele im Männerbereich nominiert werden, ist ein Beleg dafür.
Länder mit großer und kleiner Fussballtradition bringen immer mehr Aushängeschilder wie die nicaraguanische Schiedsrichterin Tatiana Guzmán hervor. Sie hat mittlerweile enorme Erfolge vorzuweisen. Guzmán ist die erste Frau in Nicaragua, die eine Partie der höchsten Spielklasse des Männerfussballs geleitet hat, die erste Nicaraguanerin, die für das Finale eines Concacaf-Qualifikationsturniers der Frauen für Olympia aufgeboten wurde und jetzt auch die erste Schiedsrichterin ihres Landes, die bei der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft™️ vertreten sein wird, und zwar als Mitglied des VAR-Teams.
Guzmán treibt schon seit jeher viel Sport und hat sich bereits in unterschiedlichen Sportarten versucht, vom Baseball in ihrer Kindheit bis hin zum Volleyball an der Universidad Centroamericana, wo sie ein Studium der Fachrichtung "Umweltqualität" absolvierte. Am Ende sorgte ihr Fussballtalent jedoch dafür, dass sie sich für den Sport auf dem grünen Rasen entschied. Eine Schiedsrichterlaufbahn hatte sie jedoch ursprünglich nicht geplant. Das sollte sich 2010 ändern, als sie sah, dass ein internationaler Schiedsrichter eine Partie in Nicaragua leitete. Da es sich außerdem um ein WM-Jahr handelte, erschien ihr die Sache noch interessanter.
"Ich habe im Internet Nachforschungen bezüglich der WM angestellt und dann war mir klar, dass ich um die Welt reisen und Schiedsrichterin werden wollte. Als Spielerin hätte ich nie die Chance gehabt, in ein erstklassiges Team zu kommen. Aber ich liebe den Fussball. Für das Schiedsrichterwesen habe ich mich zum ersten Mal begeistert, als ich bei einem Spiel diesen Schiedsrichter aus einem anderen Land gesehen habe. Das war der Grund. Ich weiß auch nicht, es war ein spontaner Entschluss!", erklärte Guzmán in Montevideo, wo sie am dritten Vorbereitungsseminar der FIFA für Spieloffizielle der WM in Australien und Neuseeland teilnahm.
Zu Beginn ihrer Karriere fungierte Guzmán als Schiedsrichterassistentin, später dann als Schiedsrichterin und 2014 wurde sie mit 25 Jahren FIFA-Schiedsrichterin. Seitdem reißt sie gleich reihenweise Barrieren ein und hat jetzt mit der Teilnahme an der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Australien & Neuseeland 2023™ die wichtigste Anerkennung ihrer Karriere erhalten. Sie ist eine von sechs Frauen, die für das Videoschiedsrichterteam ausgewählt wurden.
Für Guzmán ist es einfach ein unglaubliches Gefühl, als erste Schiedsrichterin ihres Landes am größten Frauenfussballereignis der Welt teilzunehmen. "Ich habe hart dafür gearbeitet. Das ist ein großer Fortschritt für Nicaragua, denn wir haben noch nicht einmal wirklich hochklassigen Fussball im Land. Ich glaube, dass es für andere Mädchen und auch für Fussballteams toll ist zu wissen, dass sie ein Teil davon sein können – auch wenn es hier um das Schiedsrichterwesen geht", erklärt sie.
Guzmán erinnert sich noch gut daran, wie es war, ihren eigenen Namen auf der Schiedsrichterliste für die Frauen-WM zu sehen. "Ich kann es noch immer nicht glauben", meint sie. Obwohl die VAR-Unterstützung in Nicaragua noch nicht eingeführt wurde, hat sie seit ihrer ersten Erfahrung vor den Monitoren gleich nach der WM in Russland jede sich bietende Fortbildungsmöglichkeit von Concacaf und FIFA genutzt. Dabei nahm sie während der Pandemie auch an Online-Seminaren teil und übte zu Hause viel.
Guzmán hält die Vorbereitungsseminare der FIFA für die Spieloffiziellen der Frauen-WM für äußerst wertvoll: "Solche Seminare sind sehr hilfreich, weil wir dort über die Eckdaten und Kriterien informiert werden, auf die es der FIFA ankommt. Das ist gut für das Training und die Vorbereitung, denn schließlich wollen wir, das unsere Leistungen und das Spiel hervorragend sind. Wir wollen ein Team sein. Wir Schiedsrichterinnen sind ein Team und müssen entsprechend vorbereitet sein", erklärt sie.
Die Tätigkeit als Schiedsrichterin hat Guzmáns Leben verändert. Jetzt möchte sie, dass immer mehr Frauen im Fussball vorankommen, vor allem auch im Männerbereich. Nach dem Turnier in Australien und Neuseeland will sie weiter Fortschritte machen und eines Tages bei einer WM als Spieloffizielle auf dem Platz stehen. Außerdem kommt es ihr darauf an, anderen zu zeigen, dass sich Arbeitseinsatz und die Begeisterung für eine Aufgabe immer auszahlen.