Dienstag 10 Oktober 2023, 10:00

Gemeinsames Engagement der Fussballwelt für seelische Gesundheit

  • 10. Oktober Welttag 2023 für seelische Gesundheit

  • FIFA-Kampagne #ReachOut 2021 lanciert

  • Immer mehr Fussballer und Athleten, die offen über ihre Probleme reden

Der diesjährige Welttag für seelische Gesundheit am Dienstag, 10. Oktober, bietet laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Gelegenheit, gemeinsam die seelische Gesundheit als universelles Menschenrecht zu stärken, das Wissen zu verbessern, für das Anliegen zu sensibilisieren sowie Massnahmen zur Förderung und zum Schutz der seelischen Gesundheit aller anzustossen.

Mithilfe der WHO lancierte die FIFA 2021 die Kampagne #ReachOut, die auf die Symptome seelischer Probleme hinweist und die Menschen dazu ermutigt, sich bei Bedarf Hilfe zu holen und täglich auf ihre seelische Gesundheit zu achten.

Immer mehr Beispiele zeigen tagtäglich, wie wichtig die seelische Gesundheit ist. Die Gesellschaft entwickelt sich weiter. Immer öfter stehen Menschen zu ihren Problemen und machen damit einen wichtigen Schritt, um diese zu lösen.

Ange Postecoglou, Trainer von Tottenham Hotspur, etwa ging bei einer Pressekonferenz ganz offen mit dem Thema um, als er sich schützend vor seinen Spieler Richarlison stellte. Der Stürmer war vor einigen Wochen nach der Auswechslung beim 5:1-Sieg Brasiliens gegen Bolivien in der Qualifikation für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2026™ auf der Ersatzbank in Tränen ausgebrochen – ein klares Zeichen dafür, dass etwas nicht stimmte.

„Ich habe in den letzten fünf Monaten neben dem Fussball ziemlich schwierige Zeiten erlebt“, sagte der Spieler danach und gab bekannt, dass er sich in psychologische Behandlung begeben werde. Der Brasilianer ist kein Einzelfall.

Immer mehr Spielerinnen und Spieler haben in den letzten Monaten über ihre Probleme gesprochen. Nicht nur Fussballer, sondern auch viele andere Athleten haben Mut bewiesen und erzählt, dass sie in ihrer Karriere schon psychologische Hilfe in Anspruch genommen haben.

Eines der jüngsten Beispiele ist Macarena Sánchez, eine Wegbereiterin des argentinischen Frauenfussballs: „Über meine Depression zu reden, war der erste Schritt, um da rauszukommen.“ Die erste Profispielerin Argentiniens, die so viel für die Professionalisierung des Frauenfussballs im Land geleistet hat, erzählte offen von ihrer Depression.

Die englische Spielerin Evie Gane kämpfte schon als Kind mit seelischen Problemen, als sie ihren Fussballtraum verfolgte und dabei archaischen Verhaltensmustern ihrer Kameraden und Lehrer ausgesetzt war. Mit 22 Jahren unterzeichnete sie bei Coventry United ihren ersten Profivertrag, der aber nicht zum Befreiungsschlag, sondern mehr und mehr zur Last wurde.

Nach sechs Wochen erlitt Gane einen Nervenzusammenbruch und hatte Suizidgedanken, als sie die Diagnose Depression erhielt. Durch den Druck im Fussball hatte sich ihr Zustand verschlimmert. Ihr behandelnder Arzt brachte die Wende: „Ich habe gelernt, das zu tun, was mir Freude macht. Die meiste Zeit kämpft man mit sich selbst und seiner inneren Stimme. Freude macht diesen Kampf viel einfacher.“

Irene López war einer der aufstrebenden Stars im spanischen Frauenfussball, ehe sie im Februar 2022 die Notbremse zog und sich eine Auszeit nahm, um sich behandeln zu lassen. „Von der Geburt bis zum Tod bist du immer mit dir selbst zusammen. Deshalb müssen wir uns um uns selbst kümmern“, sagte sie in ihrer Botschaft in den sozialen Medien, die viral ging.

Stephanie Labbé, die mit Kanada bei den Olympischen Spielen Tokio 2020 die Goldmedaille gewann, erzählte jüngst von ihren Angstgefühlen und Panikattacken: „Obwohl ich wollte, gelang es mir nicht, mich zu entspannen und den Triumph mit meinen Kameradinnen zu feiern. Ich konnte einfach nicht abschalten und blieb daher die ersten 48 Stunden nach dem Finale in einem abgedunkelten Zimmer.“

Der wohl aufsehenerregendste Fall bei diesen Olympischen Spielen war die US-Kunstturnerin Simone Biles, die sich vor dem Teamfinale vom Wettkampf zurückzog. „Ich habe das Vertrauen an mich verloren. Ich muss mich nun auf meine seelische Gesundheit konzentrieren“, so Biles.

Nach zwei Jahren Wettkampfpause gab sie vor einigen Tagen mit dem Team bei der WM ihr Comeback, holte sich Gold und schrieb mit einem neuen Sprung, der ihren Namen trägt, Geschichte.

Alle Fälle zeigen, dass sich seelische Probleme nur bewältigen lassen, wenn man darüber spricht. Auch wenn das Thema zum Glück immer mehr enttabuisiert wird, kämpfen Betroffene noch immer mit einer gewissen Stigmatisierung. Umso wichtiger ist es, dass Sportler aus aller Welt offen darüber reden, was sie erlebt haben.

Die FIFA leistet mit ihrer Kampagne #ReachOut einen wesentlichen Beitrag, indem sie zusammen mit aktiven und ehemaligen Spielern die Gesellschaft für die Bedeutung seelischen Wohlbefindens sensibilisiert. Bei der Lancierung waren auch FIFA-Legenden wie Aline, Vero Boquete, Cafú, Laura Georges, Luis García, Shabani Nonda, Patrizia Panico, Fara Williams und Walter Zenga mit von der Partie.

Teil der Kampagne sind auch konkrete Fälle, etwa von Marvin Sordell, Ex-Stürmer von Bolton Wanderers und der britischen Olympiaauswahl, oder Sonny Pike, der mit 14 Jahren schon als nächster Fussballstar gehandelt wurde. Teresa Enke erzählt zudem vom Schmerz nach dem Suizid ihres Mannes sowie der Arbeit der Robert-Enke-Stiftung.

Befrienders Worldwide

Befrienders Worldwide bietet Menschen, die unter Angstzuständen leiden und an Suizid denken, weltweit Unterstützung. Auf www.befrienders.org/ und www.befrienders.org/other-helpline-organisations sehen Sie, wo Sie in Ihrem Land Hilfe finden.

Auch wenn die FIFA alles daransetzt, dass die entsprechenden Angaben korrekt sind, übernimmt sie keine Haftung für die Inhalte externer Websites. In dringenden Fällen ist stets der lokale Notruf zu wählen.

Unterstützung von Non-Profit-Organisationen, die sich für die Verbesserung der psychischen Gesundheit einsetzen Die FIFA-Stiftung unterstützt lokale Projekte, die die Kraft des Fussballs nutzen, um einen positiven sozialen Wandel herbeizuführen und die dringendsten globalen Herausforderungen anzugehen, mit denen benachteiligte Kinder und Jugendliche auf der ganzen Welt konfrontiert sind. The Pure Game (thepuregame.org) Pure Game verändert die Entwicklung von Kindern, indem es die Kraft des Sports nutzt, um ihnen zu helfen, sinnvolle Beziehungen zu Gleichaltrigen und Erwachsenen aufzubauen und sie zu befähigen, ihren eigenen Weg zum Erfolg zu finden. Die Nichtregierungsorganisation organisiert sportliche Aktivitäten in Kalifornien und arbeitet mit Schulen und lokalen Behörden zusammen, um sicherzustellen, dass Familien und Betreuer ihre Kinder zu subventionierten Sportprogrammen anmelden können, die sich auf die Verbesserung des geistigen, emotionalen und körperlichen Wohlbefindens konzentrieren. Soccer in the Streets (soccerstreets.org) Soccer in the Streets ist eine Nichtregierungsorganisation, die sich darauf konzentriert, die Jugend von Atlanta durch Sport zu begeistern. Das Programm legt den Schwerpunkt auf die Entwicklung von Fähigkeiten und sozial-emotionales Lernen und versucht, junge Menschen mit positiven Vorbildern in Kontakt zu bringen und sie zu inspirieren, den für sie richtigen Weg einzuschlagen. Durch Fussball vermitteln geschulte Trainer Lebenskompetenzen wie Eigenverantwortung und Bewusstsein für psychische Gesundheit und schaffen so ein dauerhaftes Vertrauensverhältnis und ein Gefühl der Gemeinschaft.

Reachout
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