Mehr als 100 Mädchen im Sportzentrum des kolumbianischen Fussballverbands in Kolumbiens Hauptstadt
Teilnehmende Trainer und Trainerinnen wurden vorher geschult
Unterstützung durch die Frauenfussballkampagne der FIFA
Die elfjährige María schiesst den Ball nach Anweisung einer anderen Spielerin mit verbundenen Augen in Richtung eines kleinen Tors. Danach reisst sie sich schnell die Augenbinde herunter und lacht über ihren Schuss. Ohne viel Aufhebens geht sie zur nächsten Übung in einem anderen Bereich des Spielfelds.
Kurze Zeit später lassen sich María und 100 weitere Mädchen im Alter von acht bis zwölf Jahren mit der Trophäe der FIFA U-20-Frauen-Weltmeisterschaft™ und mit KINTI™, dem offiziellen Maskottchen des Turniers in Kolumbien, fotografieren. Samstag, der 17. August dürfte ein unvergesslicher Tag für die teilnehmen Mädchen und ihre Familienangehörigen sein, die sie zum Sitz des kolumbianischen Fussballverbands (FCF) in Bogotá begleitet haben.
Camila Terreros hat auch ein zufriedenes Lächeln auf dem Gesicht. Die Entwicklungsdirektorin für Frauenfussball beim FCF weiss, dass das zweite Fussballfestival „Juguemos Juntas“ (gemeinsam spielen), das der Verband in Zusammenarbeit mit der FIFA organisiert hat, ein ebenso grosser Erfolg werden wird wie das erste vor zwei Wochen in Cali. Das dritte und letzte Festival dieser Art findet am Samstag, den 24. August, in Medellín statt, dem dritten Spielort der U-20-WM.
FIFA U-20-Frauen-Weltmeisterschaft Kolumbien 2024™ | Frauenfussballfestival in Bogotá
„Die Frauenfussballstrategie des Verbands stützt sich auf drei Eckpfeiler, nämlich die Ausbildung aller Trainer, unsere Nationalteams und die Präsenz des Frauenfussballs. Ich glaube, Festivals wie dieses kommen allen drei Pfeilern zugute“, erklärt Terreros im Gespräch mit Inside FIFA.
„Am Anfang haben wir alle Trainer ausgebildet, die an den Festivals teilnehmen. Mit Blick auf die Nationalteams sind diese Mädchen unsere Zukunft, und bei solchen Veranstaltungen sehen sie, dass ihre Zukunft im Fussball liegen kann. Und die Präsenz ist im Rahmen der (FIFA U-20-Frauen) WM natürlich auch gegeben: Wir wollen, dass die Menschen in ganz Kolumbien – nicht nur in den drei Spielorten – uns und alle Spielerinnen unterstützen, die hier zu Gast sein werden“, meint sie.
Die besagte Ausbildung von 43 Trainern und Trainerinnen fand am 26. und 27. Juli in Bogotá statt. Genau wie bei den Festivals selbst waren auch hier mit Elieth Atravia und Lucía Mijares zwei Frauenfussballexpertinnen der FIFA anwesend. Sie unterstützen den FCF dabei, seine Initiativen in einen grösseren Kontext zu setzen.
„Die Frauenfussballkampagne der FIFA geht auf die Bestrebungen zurück, den Frauenfussball weltweit zu fördern und auf eine breitere Basis zu stellen. Viele Verbände nutzen sie als Entwicklungsinstrument, um den Fussball von Anfang an zu fördern“, so Atravia. Das Programm wurde seit seiner Lancierung im September 2021 bereits von 57 Mitgliedsverbänden der FIFA eingeführt.
„Bei den Festivals will die FIFA den Verband dabei unterstützen, sich Gedanken darüber zu machen, was vor, während und nach einer solchen Veranstaltung erforderlich ist. Ziel ist nicht nur die Aktivität selbst, sondern es geht auch darum, was danach damit gemacht wird“, fügt die Costa-Ricanerin hinzu.
Deshalb ist es wichtig, dass Ausbildung und Festivals Hand in Hand gehen. „Kolumbien hat einen hervorragenden Grundstock an Trainern und Trainerinnen im Frauenfussball. Unsere Aufgabe war es nun, die Kenntnisse dieser Trainer und Trainerinnen in den Bereichen Kinder- und Erwachsenenschutz, der für die FIFA eine wichtige Rolle spielt, Führung, Gesundheit, Pädagogik und Methodik auszubauen und in Einklang zu bringen. So stärken wir die Basis der Pyramide: die Mädchen“, fasst Mijares zusammen.
Dabei spielen die Ausbilder, die ihre Diplome nach dem Festival erhielten, laut Atravia eine entscheidende Rolle. „Sie fungieren als Multiplikatoren, denn wenn wir sie befähigen, werden sie zu aktiven Förderern des Wandels. Sie sollen andere davon überzeugen, dass solche Veranstaltungen eine Möglichkeit bieten, Talente zu sichten und den Frauenfussball in ihren Regionen zu fördern und auf eine breitere Basis zu stellen.“
Dabei spielt die anstehende FIFA U-20-Frauen-Weltmeisterschaft™ laut Atravia eine wichtige Rolle. „Eine Weltmeisterschaft stösst die Tür weit auf für Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Sport, Fussballschulen und das Interesse, die Mädchen schon in einem jungen Alter zu fördern.“
Mijares betont, wie inspirierend es für die Mädchen und ihre Familienangehörigen war, direkt neben dem Trainingsplatz der U-20-Auswahl aktiv zu sein, die sich gerade auf die WM vorbereitet. „Diese Wirkung will die Frauenfussballdivision unter anderem erzielen: Die Familien, Trainer und Mädchen sollen eine enge Verbindung zu dem grossen Fussballfest bekommen, das die WM darstellt, und vor allem Spass dabei haben.“
Für Terreros ist alles im Zusammenhang mit dem Vermächtnis der WM entscheidend. „Zum einen werden wir im Pascual-Guerrero-Stadion in Cali und im Techo-Stadion in Bogotá die beiden ersten Hybridspielfelder in Kolumbien haben. Ausserdem werden alle vier Stadien, die Spielstätten der WM sind, ein hohes Niveau für künftige internationale Veranstaltungen bieten“, erklärt sie.
„Zum anderen arbeiten wir auch am Thema der Frauenfussballkultur. In der Liga haben wir bei den Zuschauerzahlen bei den Endspielen schon viel Erfolg zu verbuchen, und ich glaube, dass wir die Kultur, die Fussballfrauen im Stadion zu unterstützen, durch diese Veranstaltung in den Familien, bei den Mädchen und Jungen noch fester verankern können.“