Vor genau fünf Jahren wurde die FIFA-Strategie für den Frauenfussball eingeführt
Seit der Einführung wurden zwei FIFA Frauen-Weltmeisterschaften ausgetragen, die in neue Dimensionen vorgedrungen sind
Die Strategie und ihre fünf Säulen bildeten den Rahmen für die jüngste FIFA-Frauenfussballtagung
"Als ich 2016 bei der FIFA anfing, sagten einige, wir könnten es nicht. Einige sagten, wir würden es nicht tun, und einige sagten sogar, wir sollten es nicht tun. Aber sehen Sie uns jetzt an. Schauen Sie sich den Frauenfussball an. Schauen Sie sich an, wie weit wir in wenigen Jahren gekommen sind."
Voller Emotionen sprach FIFA-Frauenfussballdirektorin Sarai Bareman bei der FIFA Frauenfussballtagung darüber, wie weit sich der Frauenfussball entwickelt hat.
Am 9. Oktober 2018 lancierte die FIFA ihre Strategie für den Frauenfussball, in der dargelegt wird, "wie die FIFA mit allen Interessengruppen zusammenarbeiten will, um konkrete Schritte zur Stärkung von Mädchen und Frauen zu unternehmen, den Fussball zu einem Sport für alle zu machen und sich für die Bekämpfung von Geschlechterdiskriminierung einzusetzen.". Die wichtigsten Ziele der Strategie sind: Steigerung der Beteiligung durch die Erhöhung der Frauenbeteiligung weltweit; Steigerung des kommerziellen Wertes durch Erschließung neuer und die Optimierung bestehender Einnahmequellen rund um Frauen-Wettbewerbe, um Entwicklungsanstrengungen auszuweiten sowie die Schaffung eines starken Fundaments für den Frauenfussball und die Förderung von Frauen in Führungsrollen. Heute jährt sich der Start der Initiative zum fünften Mal und bietet uns die perfekte Gelegenheit zu sehen, wie weit wir im Rahmen der fünf Säulen gekommen sind.
Entwicklung und Förderung
Gemeinsam mit den Konföderationen unterstützt die FIFA ihre Mitgliedsverbände bei der Entwicklung des Fussballs auf lokaler Ebene, um die Beteiligung von Mädchen und Frauen am Fussball zu erhöhen und ihnen einen Weg zum Spitzenfussball zu ebnen. Dies soll unter anderem durch die Modernisierung von bereits vorhandener Entwicklungsprogramme, der Organisation von weltweiten Frauenfussballakademien, Förderung eines globalen Netzwerks und Verbesserung der technischen Entwicklung umgesetzt werden.
Um dies zu erreichen, wurden fünf Taktiken skizziert, die von der Modernisierung der Entwicklungsprogramme über die Entwicklung des Programms "Football for Schools (F4s)" bis hin zur Verbesserung der technischen Entwicklung reichen.
Im Jahr 2019 startete das Pilotprogramm F4S, an dem sich bis Oktober 2023 mehr als 90 FIFA-Mitgliedsverbände beteiligt haben, fast 1,5 Millionen Fussbälle an Kinder weltweit verteilt wurden und mehr als 23 Millionen Kinder die F4S-App nutzen.
Ein Jahr später kündigte die FIFA an, dass die Mitgliedsverbände für den Zeitraum 2020-2023 Unterstützung in acht Schlüsselbereichen der Frauenfussballentwicklung beantragen können. Neben finanzieller Zuwendung zur Deckung der Kosten ausgewählter Programme hat sich das Programm zur Frauenfussballförderung auch verpflichtet, den Mitgliedsverbänden Zugang zu Frauenfussball-Experten, zusätzlicher Ausrüstung und technischer Unterstützung für die Entwicklung des Frauenfussballs in ihrem Land zu gewähren.
Seitdem hat die FIFA im Rahmen des FIFA-Frauenentwicklungsprogramms über 900 Projekte in 137 Ländern auf der ganzen Welt durchgeführt, die allesamt der Förderung des Frauenfussballs dienten.
Präsentation des Frauenfussballs
Ziel dieser Säule der Strategie ist es, die Attraktivität des Frauenfussballs für Spielerinnen, Fans und kommerzielle Partner zu erhöhen. Durch die Optimierung ihrer aktuellen und künftigen Wettbewerbe - der FIFA-Rat kündigte bei seiner Sitzung am 4. Oktober die Schaffung einer neuen FIFA Frauen-Futsal-Weltmeisterschaft an - stellt die FIFA sicher, dass die besten Spielerinnen und Teams präsentiert und die zukünftigen Stars des Frauenfussballs gefördert werden.
Wie sehr sich das Gesicht des Frauenfussballs in den letzten Jahren verändert hat, zeigt sich am Beispiel der bahnbrechenden FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2023™. Mehr als mehr als 1.715.000 verkaufte Tickets, zwei Milliarden Zuschauer weltweit, erstmals 32 Teams von denen acht ihr WM-Debüt feierten und Einnahmen von USD 570 Millionen sind beeindruckende Zahlen. Über drei Milliarden Aufrufe von Inhalten auf den sozialen und digitalen Plattformen der FIFA... die Liste der Superlative lässt sich fortsetzen.
Auf dem Spielfeld war die FIFA Frauen-WM 2023 auch die am stärksten umkämpfte, was umso beeindruckender ist, da es sich um die erste Auflage handelte, die von 24 auf 32 Teams erweitert wurde und bei der acht Debütanten am Start waren. Neuseeland gewann sein erstes Spiel bei einer FIFA Frauen-Weltmeisterschaft, Marokko, Nigeria und Südafrika zogen ins Achtelfinale ein, es wurde eine Rekordzahl an Toren (164) erzielt, und auch sonst wurden Rekorde gebrochen: Casey Phair aus der Republik Korea wurde mit 16 Jahren und 26 Tagen die jüngste Spielerin in der Geschichte der Frauen-WM.
Das Wachstum des Frauenfussballs weltweit ist auch durch die zunehmende Aktivität der Frauen-Nationalmannschaften gekennzeichnet. Die Zahl der offiziell klassifizierten Mannschaften ist von 155 im Jahr 2019 auf den historischen Höchststand von 188 im Jahr 2023 gestiegen, ebenso wie die Zahl der Mannschaften, die an den Qualifikationsturnieren für die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft teilnehmen. Im Jahr 2019 versuchten 140 Länder, sich für die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft zu qualifizieren, was sich im Vorfeld der diesjährigen Ausgabe auf 168 erhöhte.
Kommunikation und Kommerzialisierung
Die erfolgreiche FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2023™ hat ebenfalls dazu beigetragen, das Profils des Frauenfussballs durch mehr Engagement, ausführliche Berichterstattungen, verschieden Kampagnen, Nutzung von Technologien, Umsetzung einer klaren Markenstrategie und Einsatz von Vorbildern und Botschafterinnen zu schärfen. Der Bekanntheitsgrad des Frauenfussballs konnte erhöht und der kommerzielle Wert gesteigert werden.
Ein Ziel der Strategie ist es, "das Engagement des Frauenfussballs bei bestehenden kommerziellen Partnern zu verbessern". Am 13. Dezember 2021 kündigte die FIFA ihr erstes spezielles kommerzielles Programm für den Frauenfussball an, um das Wachstum und die Gleichstellung des Frauenfussballs zu fördern. Die kommerzielle Attraktivität des Frauenfussballs wurde deutlich, als die FIFA bekannt gab, dass alle Partnerschaftspakete für die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft™ bereits am Eröffnungstag ausverkauft waren.
Das kommerzielle Partnerschaftsprogramm der FIFA wuchs von 12 (sechs Partner und sechs Unterstützer des Gastgeberlandes) während der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2019™ auf 30 in diesem Jahr - ein Anstieg von über 100 %, der zeigt, dass der Frauenfussball die Kraft hat, kommerziell auf eigenen Beinen zu stehen.
Führung und Leitung
Die FIFA-Strategie für den Frauenfussball sieht vor, die Vertretung von Frauen in den Entscheidungsgremien des Fussballs auf höchster Ebene auszuweiten und die regulatorischen Rahmenbedingungen zur Förderung der Professionalisierung des Frauenfussballs weiter zu verbessern. Die Förderung weiblicher Führungspersönlichkeiten stand dabei ebenso im Mittelpunkt wie die Ausweitung der Vertretung von Frauen in den Entscheidungsgremien des Fussballs auf höchster Ebene.
Ausdrücklich wurde das Ziel formuliert, Frauen, die im Fussball tätig sind, durch regionalisierte Führungsentwicklungsprogramme weiterzubilden, zu befähigen und stärker zu vernetzen sowie Frauen, die bereits in den Fussballstrukturen der FIFA-Mitgliedsverbände oder Konföderationen tätig sind, eine ideale Plattform zu bieten, um ihr Wissen zu erweitern und die notwendigen Erfahrungen zu sammeln. Ein solches Programm ist das FIFA-Programm für Frauen in Führungspositionen im Fussball. Tsholofelo Setlhoko, Leiterin des Frauenfussballs beim Fussballverband von Botswana (BFA), ist eine der aktuellen Teilnehmerinnen, ebenso wie Cherie-Lee Atkinson, die dem Vorstand des Fussballverbands WaiBOP angehört. "Bei diesem Programm geht es um persönliche Entwicklung und Selbstvertrauen - und ich glaube nicht, dass mir dieser Aspekt wirklich bewusst war, bis ich dort war. Aber dadurch wurde mir klar, dass es genau das ist, was wir als weibliche Führungskräfte brauchen. Wir müssen unser eigenes Selbstbewusstsein entwickeln, um bessere Führungskräfte zu werden."
Bildung und Stärkung
Die einende Kraft des Fussballs und seine positiven sozialen Auswirkungen zeigen sich nicht nur während großer Turniere - dort rücken sie aber vermehrt in den Mittelpunkt. Diese Kraft soll genutzt werden, um spezifische soziale Themen anzusprechen, mit denen Frauen und Mädchen konfrontiert sind (z.B. Gesundheit, Empowerment, Gleichberechtigung).
Während der Frauenturniere ist die enge Zusammenarbeit mit den Gastgeberländern und regionalen Nichtregierungsorganisationen essentiell, um nachhaltige Projekte mit sozialer Wirkung zu entwickeln, die die Kraft des Fussballs als Mittel zur Verbesserung des Lebens der Spielerinnen und Spieler hervorheben.
Die Beteiligung legendärer Fussballerinnen, die sich für Zugang, Chancengleichheit, gesundheitliche Vorteile und einen positiven sozialen Wandel durch den Fussball einsetzen und für zusätzliche Aufmerksamkeit sorgen, hat sich ebenfalls als wirkungsvolles Instrument erwiesen.
Während der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Australien & Neuseeland 2023™ hat die FIFA in Zusammenarbeit mit mehreren Organisationen der Vereinten Nationen eine Reihe sozialer Projekte vorgestellt, die nach ausführlichen Beratungen mit den Akteuren, einschließlich der Spielerinnen und den 32 teilnehmenden Mitgliedsverbänden, ausgewählt wurden.
Im Rahmen der globalen Kampagne "Football Unites the World" wurden während der Endrunde acht spezifische Botschaften ausgesendet, die über die Armbinden der Mannschaftskapitäne, digitale LED-Tafeln am Spielfeldrand, große Fahnen auf dem Spielfeld, Großbildschirme in den Stadien und über soziale Medien verbreitet wurden. Der Konsultationsprozess stellte sicher, dass die sozialen Anliegen, die während des Turniers gefördert wurden, die Themen widerspiegelten, die den Spielern am Herzen lagen.
Am Vorabend des Endspiels der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft am 20. August veröffentlichte die FIFA die Umfrage der Mitgliedsverbände zu globaler Frauenfussballlandschaft, in dem aktuelle und potenzielle zukünftige Entwicklungsmöglichkeiten des Fussballs auf und neben dem Spielfeld aufgezeigt werden. Die Zahl der Frauen und Mädchen, die organisierten Fussball spielen, ist im Vergleich zu 2019 um fast ein Viertel gestiegen (auf 16,6 Millionen). 88 % der befragten Mitgliedsverbände haben inzwischen eine Frauenfussballstrategie.
Auf dem FIFA-Frauenfussball-Symposium sagte Sarai Bareman: "Wir erleben in diesem Jahr eine grundlegende Verschiebung der Sichtweise der Menschen auf den Frauenfussball. 2023 geht es darum, der Welt zu zeigen, was es bedeutet, den Frauenfussball wahrhaftig gross zu machen. Wir stellen unsere Spielerinnen auf die Bühne, auf die sie gehören, wir füllen die Stadien, wir brechen tagtäglich bei diesem Turnier Rekorde, wir bauen Barrieren ab und zeigen jedem Mädchen und jedem Jungen in jeder Ecke der Welt, dass sie davon träumen können, ihren Lebensunterhalt mit Fussball zu verdienen."
Die Aufgabe besteht nun darin, auf diesem Schwung weiter aufzubauen.