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Donnerstag 12 September 2024, 05:00

Familienbande bei Debütant Österreich

  • Stimmung auf den Rängen durch Gruppe von 40 Familienmitgliedern der österreichischen Spielerinnen

  • Erfahrungsbericht von zwei Müttern und einem Vater über das Debüt ihrer Töchter

  • Lob für die kolumbianische Gastfreundschaft und das WM-Erlebnis

Österreich hat gerade sein erstes Spiel bei einem Frauenturnier der FIFA gewonnen, und die Spielerinnen laufen auf die Tribüne zu, um gemeinsam mit den 40 Familienmitgliedern zu feiern, die sie unermüdlich angefeuert haben.

In den letzten Minuten musste das Team noch einmal zittern, weil Ghana alles nach vorn warf, aber am Ende stand das 2:1 – ein historischer Erfolg. Die Teilnahme an der FIFA U-20-Frauen-Weltmeisterschaft Kolumbien 2024™ ist allein schon ein Fussballmärchen für das Team in den roten Trikots.

Eine der ersten, die im unteren Teil der Tribüne des Techo-Stadions in Bogotá ankommen, ist Sanea El Sherif, die Mutter von Torhüterin Mariella, die zur VISA-Spielerin des Spiels gewählt wurde. Sie nimmt ihre Tochter erst einmal fest in den Arm. Beide sind gelb gekleidet. Besser lässt sich der 20. Geburtstag kaum feiern!

„Als ich sie auf dem Spielfeld gesehen habe, war ich gleich ungeheuer stolz. Ein unglaubliches Gefühl. Dass sie dann an ihrem Geburtstag bei der ersten WM-Teilnahme Österreichs gleich noch zur besten Spielerin des Spiels gewählt wird, ist einfach perfekt!“, meint Sanea.

Players of Austria celebrates after winning the FIFA U-20 Women's World Cup Colombia 2024 match between Ghana

Neben ihr drückt Sabine Uzun ihre Tochter Nicole Ojukmu, die Spielerin mit der Rückennummer zehn und Schützin des zweiten österreichischen Tors, ebenfalls fest an sich. Beide haben Tränen in den Augen.

„Ich war so stolz darauf, dass sie an dieser Weltmeisterschaft teilnimmt. Gleichzeitig war ich nervös, sehr bewegt ... einfach alles zusammen. Alle möglichen Gefühle kamen hoch. Ich war glücklich!“, meint Sabine.

Wir wollten wissen, was es für Nicole bedeutet, dass ihre Mutter in Kolumbien dabei ist. „Das bedeutet mir alles. Meine Mutter ist der wichtigste Mensch in meinem Leben, und ich freue mich unglaublich darüber, dass sie hier bei mir ist und mich unterstützt. Ausserdem macht es mich stolz, dass ich hier vor ihren Augen bei einer WM spielen kann.“

Einige Meter weiter oben blickt Wolfgang Spinn ebenfalls mit Stolz auf seine Töchter Laura und Greta, die beide beim Debüt in der Startelf standen. Laura spielte als Vorlagengeberin von Hanna Frankhauser auch noch eine entscheidende Rolle bei Österreichs erstem Turniertor.

„Das war ein toller Augenblick für mich. Zwei meiner Töchter in der Startelf eines WM-Spiels! Hannah, Greta und Laura haben gemeinsam für Tirol gespielt, einen österreichischen Bundesstaat ... Das ist auf jeden Fall ein grosser Moment!“, meint Wolfgang in dem schwarzen Österreich-Trikot, das er bei jedem Spiel trägt.

Players of Austria celebrates after winning the FIFA U-20 Women's World Cup Colombia 2024 match vs Ghana

Und was sagt Laura dazu? „Mein Vater ist bei fast allen Spielen dabei. Egal, wo wir in Österreich spielen, er ist immer dabei. Es ist sehr schön, dass meine Eltern mich so unterstützen, dass immer jemand dabei ist. Das ist ein tolles Gefühl, und ich bin sehr stolz darauf, dass er das möglich macht.“

So glückliche Momente lösen bei Eltern auch immer schöne Erinnerungen aus. Sanea erinnert sich daran, wie Mariella zum Fussball kam. „Sie war damals vier Jahre alt und ist durch die Söhne der Nachbarn dazu gekommen. Alle spielten Fussball, und so kam das dann. Es war Liebe auf den ersten Blick!“

Im Fall von Nicole liegen die Ursprünge in der Familie, wie Mutter Nicole erklärt. „Sie hat einen anderthalb Jahre älteren Bruder. Er hat damals schon Fussball gespielt, und meine Tochter hat mit sechs angefangen und sich für diesen Sport begeistert.“

Auch bei den Spinn-Schwestern spielte die Familie eine entscheidende Rolle, wie Vater Wolfgang bestätigt. „Bei uns haben alle gespielt: ihr Bruder Daniel, ihre Schwester Sarah ... Sie haben gespielt ohne Ende und hatten viel Spass mit den anderen Kindern.“

Alle Familienmitglieder der österreichischen Spielerinnen haben Opfer gebracht, um die lange Reise nach Kolumbien antreten zu können. „Ich habe meine Arbeit, meinen Mann und meine anderen beiden kleinen Kinder, die vier und acht Jahre alt sind, zurückgelassen. Natürlich vermisse ich sie sehr“, meint Sanea.

„Bei mir ist mein Sohn zu Hause geblieben, den ich auch vermisse, obwohl er schon 20 ist“, erklärt Sabine.

Wolfgang geht mehr ins Detail: „Zu Hause in Tirol warten meine Frau und meine Arbeit als Polizist. Das ist ein harter Job, aber ich weiss, dass alles in guten Händen ist. Deshalb konnte ich herkommen.“

Players of Austria celebrates after winning the FIFA U-20 Women's World Cup Colombia 2024 match vs Ghana

Die Eltern, die sich als geschlossene Gruppe von einem Ende Bogotás zum anderen bewegen, müssen ihren Aufenthalt in Kolumbien wohl verlängern. Nach einem 3:1-Sieg gegen Neuseeland im zweiten Gruppenspiel hat sich WM-Debütant Österreich nämlich den Einzug ins Achtelfinale gesichert, wo das Team auf die DVR Korea trifft.

Darüber beklagt sich aber niemand. „Hier [bei der WM] ist alles perfekt organisiert. Kolumbien ist für uns natürlich sehr weit entfernt. Die Kultur ist ganz anders, aber wir haben eine tolle Zeit“, meint Sanea. „Das ist ein sehr schönes Land. Ich freue mich, dass wir hier sein und ein Teil der WM sein können“, erklärt Sabine.

Wolfgang zeigt sich dankbar. „Ich bin zum ersten Mal in Südamerika und habe die Menschen hier schon kennengelernt. Sie sind sehr freundlich und sympathisch. Das ist ein wunderschönes Land, und wir haben schon viel gesehen. Das Turnier ist wirklich fantastisch. Das ist eine angemessene Kulisse für die Spielerinnen aus aller Welt. Vielen Dank an alle, die das möglich gemacht haben.“