Die Generalsekretärin des französischen Fussballverbands plädiert für mehr Mitgefühl und Verständnis
Die Ex-Nationalverteidigerin ist sicher, dass Berichte über die Erfahrungen von Spitzenspielerinnen der Gesellschaft helfen werden, psychische Erkrankungen zu akzeptieren
Georges: Der Druck im Frauenfussball wird immer größer
Laura Georges hat sich im Frauenfussball auf allen Ebenen brilliert und sich bei Paris Saint-Germain und Olympique Lyon als eine der ganz Großen einen Namen gemacht. Die dreimalige französische Pokalsiegerin und zweimalige Gewinnerin der UEFA Champions League der Frauen führt ihren Erfolg nicht zuletzt auf ihre mentale Stärke zurück. Georges ist jedoch der Meinung, dass die Branche mehr Mitgefühl und Verständnis für Spielerinnen aufbringen müsse, die mit Symptomen einer schlechten psychischen Verfassung zu kämpfen haben oder denen es schwerfällt, ihre Emotionen in einem derartigen Umfeld unter hohem Druck zu verarbeiten.
"Ich denke, dass der Druck im Frauenfussball immer größer wird", sagte Georges zur Unterstützung der FIFA-Kampagne #ReachOut gegenüber FIFA.com. "Der Frauenfussball wird immer internationaler, und es finden immer mehr Transfers statt, so dass der Erfolgsdruck sich zu einer echten Belastung entwickeln kann."
Nach ihrer 17-jährigen Karriere als Spielerin ist Georges mittlerweile Generalsekretärin des französischen Fussballverbands FFF und setzt sich leidenschaftlich dafür ein, das Bewusstsein für psychische Gesundheit bei den Akteuren von heute zu schärfen. Sie erinnert sich an eine Mannschaftskameradin, die sichtbare Zeichen ihrer belastenden Probleme trug, und wie schwer es war, jemanden so mit sich selbst kämpfen zu sehen.
"Ich kenne so einen Fall. Es ging um mentale Probleme", erklärt sie. "Um eine Spielerin, die den anderen nicht sagen konnte, was sie hatte, nach den Spielen weinte und schwierige Momente hatte. Man sah auf dem Feld, wie schwer sie sich tat. Abseits des Spielfelds nahm sie alles auf sich. Soweit ich beobachten konnte, dachte sie, dass alles ihre Schuld sei, weil sie zu wenig effizient sei.
Es tut weh, wenn es anderen schlecht geht und sie nicht begreifen, was mit ihnen geschieht, oder nichts sagen. Das ist nicht einfach."
Fussball kann zwar die soziale Eingliederung fördern, das Selbstvertrauen stärken und wertvolle Freundschaften knüpfen. Doch Georges erklärt auch, dass der Druck, auf einem höheren Niveau zu spielen, für manche Spielerinnen diese Vorteile überwiegen kann. "Früher spielte man aus Spaß und arbeitete oder studierte nebenbei. Heute spielen einige Frauen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, daher müssen sie gute Leistungen abliefern", so die Ex-Verteidigerin, die bei drei WM-Endrunden spielte. "Ich denke, viele haben Angst, allein zu sein. Angst, dass nur sie leiden. Sie können über Niederlagen reden, aber nicht wirklich darüber, dass sie sich gestresst fühlen oder vielleicht keine Freude mehr am Fussball haben."
Georges hofft, dass die Diskussion über die Probleme im Spitzenfussball allen Menschen auf der Welt helfen kann, zu verstehen, dass psychische Probleme jeden jederzeit treffen können. "Vielleicht findet man auch keine Worte, um zu sagen, dass man eine Depression hat. Das gilt für uns alle", sagte sie. "Man darf sich nicht scheuen, Hilfe zu holen. Man ist nicht allein. Jeder und jede erlebt schwierige Momente. Auch Spitzenspieler und -spielerinnen. Zweifel, Ängste, Stress und Enttäuschungen, das kennen wir alle, mal mehr und mal weniger, und manchmal auch ohne ersichtlichen Grund. Am wichtigsten ist, dass man bereit ist, darüber zu sprechen."
Unterstützung und Hilfe für Profifussballerinnen und Fussballer gibt es unter FIFPRO.