Der FIFA-Generalsekretär Mattias Grafström besucht zusammen mit dem FIFA-Präsidenten Gianni Infantino die 139. Hauptversammlung des International Football Association Board (IFAB)
„Wir hatten konstruktive und produktive Gespräche“, erklärte Grafström nach der Versammlung der Verantwortlichen in Belfast, Nordirland.
Zu den vereinbarten Veränderungen der Spielregeln gehören die Eindämmung von Zeitspiel, VAR-Durchsagen im Stadion sowie die Kapitänsregelung, die besagt, dass nur der Kapitän mit dem Schiedsrichter sprechen darf, um diesen zu schützen.
FIFA-Generalsekretär Mattias Grafström bezeichnete die Diskussionen im Anschluss an die 139. Jahreshauptversammlung des International Football Association Board (IFAB) in Belfast, Nordirland, als „sehr konstruktiv und produktiv“.
Bei der Versammlung, die vom irischen Fussballverband (IFA) veranstaltet wurde, debattierten und beschlossen die Verantwortlichen eine Reihe von Änderungen im Regelwerk des Sports und bewerteten zudem die Massnahmen und Entscheidungen, die bei der Hauptversammlung im Schottland im Jahr zuvor getroffen wurden.
„Wir hatten wie immer sehr konstruktive und produktive Diskussionen, sprachen über einige Vorschläge und schauten zudem auf die Änderungen des letzten Jahres zurück. Einer der Hauptbeschlüsse betrifft den Torhüter und die Dauer, wie lange er den Ball halten darf. Die Entscheidung besagt nun, dass, wenn er den Ball länger als acht Sekunden, bekommt die gegnerische Mannschaft einen Eckball. Das ist zwar eine grosse Veränderung, aber ein Teil der IFAB-Gesamtstrategie ist es, das Zeitspiel zu reduzieren und sich zudem mit allgemeinen Verbesserungen zu beschäftigen“, sagte Grafström, der zusammen mit FIFA-Präsident Gianni Infantino als Teil der FIFA-Delegation zur Hauptversammlung anreiste, an der auch Vertreter des englischen, schottischen und walisischen Fussballverbands teilnahmen.
„Es ist ein wunderschöner Veranstaltungsort in einer aussergewöhnlichen Lage, und deshalb würde ich gerne die Gelegenheit nutzen, um dem irischen Fussballverband für ihre herzliche Gastfreundschaft und den warmen Empfang zu danken.“
Der IFAB riet den Wettbewerbsorganisatoren, Spielern und Schiedsrichtern zudem, zusammenzuarbeiten, um sich an die Vorgaben für die Kapitänsregelung zu halten, die von der FIFA bei den Olympischen Fussballturnieren 2024 in Paris eingeführt wurden. Diese besagen, dass sich nur der Kapitän in bestimmten Situationen an den Schiedsrichter wenden darf.
Eine weitere wichtige Regeländerung tritt nach erfolgreichen Tests bei FIFA-Veranstaltungen ab dem 1. Juli 2025 in Kraft. Die Wettbewerbe haben nun die Möglichkeit, dem Schiedsrichter eine Stadionansage zu ermöglichen, damit dieser nach einer Überprüfung durch den Video-Schiedsrichterassistenten (VAR) oder einer langen Revision durch den VAR seine Entscheidung begründen kann. Nachdem dies erstmals bereits bei der FIFA Klub-Weltmeisterschaft 2022™ in Marokko genutzt wurde, kam dies nun auch bei der FIFA U-20-Weltmeisterschaft™ 2023 in Indonesien sowie bei der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft zum Einsatz.
Während weitere potentielle künftige Änderungen angesprochen wurden, insbesondere in Bezug auf die Abseitsregelungen, wurde der IFAB über eine Reihe von Testläufen informiert, die im Laufe der letzten zwölf Monate durchgeführt wurden, um den weltweit beliebtesten Sport zu verbessern.
Dabei stand vor allem der Football Video Support (FVS) im Mittelpunkt, mit dem die FIFA auf mehrere Anfragen von FIFA-Mitgliedsverbänden reagierte, die aufgrund begrenzter personeller bzw. finanzieller Mittel das VAR-System nicht einführen können.
„(Der Vorsitzende der FIFA Schiedsrichterkommission) Pierluigi Collina legte diesbezüglich einen Bericht vor. Ich denke, wir hatten mit der FIFA U-20-Frauen-Weltmeisterschaft und der FIFA U-17-Frauen-Weltmeisterschaft zwei sehr positive Testläufe. Zudem glaube ich, dass auch die Trainer die Technologie sehr positiv aufgenommen haben“, sagte der FIFA-Generalsekretär.
„Daher denke ich, dass dies ein grosser Schritt in Richtung Demokratisierung der Technologie und des Schiedsrichterwesens sein wird. Gemeinsam mit unserer Innovationsabteilung prüfen wir einerseits, wie wir die Ausgaben senken können, und andererseits, wie wir das System den (FIFA-) Mitgliedsverbänden zugänglich machen, die sich bereits seit langer Zeit dafür eingesetzt haben. Möglicherweise werden sie sich den VAR nicht leisten können, aber dieses System wird hoffentlich einen positiven Einfluss darauf haben, dass auf dem Spielfeld die korrekten Entscheidungen getroffen werden.
IFA Präsident Conrad Kirkwood, der bei der Versammlung den Vorsitz hatte, fügte hinzu: „Die Finanzierung des kompletten VAR ist für uns schwierig, aber der Gedanke, dass es eine erschwinglichere Videoüberprüfung geben könnte, die es uns ermöglicht, potentielle Fehler zu analysieren, die im Laufe der Partie gemacht werden, könnte ein sehr positiver Schritt sein.“
Der IFAB wurde zudem über die FIFA-Aufklärungskampagne „Vermuten und Schützen“, um mehr Bewusstsein für Gehirnerschütterungen zu schaffen, die im September 2024 in Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation ins Leben gerufen wurde, nachdem dies bereits bei der letzten Jahreshauptversammlung des IFAB besprochen worden war.
Ausserdem stand das Tragen von Körperkameras durch Spitzenschiedsrichter auf der Tagesordnung, um Bildmaterial für Ausbildungs- und Trainingszwecke zur Verfügung zu stellen. Nach positiven Rückmeldungen unterstützte der IFAB das Vorhaben der FIFA, diese Initiative weiter zu verfolgen. Der Weltfussballverband bestätigte seine Absicht, die Technologie bei der anstehenden FIFA Klub-Weltmeisterschaft als Teil der Live-Übertragung einzusetzen.
Ausserdem diskutierte man über die Ergebnisse aus Testläufen in unteren Spielklassen in England, bei denen Schiedsrichter Körperkameras trugen, um körperliche und verbale Überschreitungen gegenüber Spieloffiziellen zu vermeiden.
„Egal in welchem Land man ist, das ist ein echtes Problem in allen Spielklassen des Sports. Die Beschimpfung von Schiedsrichtern ist einfach sehr enttäuschend“, sagte Kirkwood. „Ich habe das Gefühl, dass es die Schiedsrichter abschreckt, weiterhin Teil des Sports zu sein, und dass auch Nachwuchsschiedsrichter davon absehen, weiter zu pfeifen. Deshalb war ich insbesondere an deren Meinung interessiert.“
IFAB 139. Jahresversammlung in Belfast, Nordirland