Die FIFA begrüßte Kandidatinnen und Kandidaten aus vier Konföderationen zum fünftägigen Workshop in Katar
Es war wegen der COVID-19-Pandemie die erste Zusammenkunft dieser Art seit fast zwei Jahren
Das Seminar diente der Auswahl und Ausbildung von Offiziellen für die nächste FIFA Frauen-WM™
Während die Vorbereitungen für die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Australien/Neuseeland 2023™ weitergehen, wurde in Katar das erste Schiedsrichter-Präsenzseminar seit 20 Monaten abgehalten. Zuvor hatte es fast zwei Jahre lang wegen der COVID-19-Pandemie Absagen und Unterbrechungen gegeben. An dem Seminar in Doha, das eine Mischung aus theoretischen und praktischen Prüfungen umfasste, nahmen 20 Schiedsrichter- und fünf Videoschiedsrichter-Kandidatinnen und -kandidaten teil. Die Gruppe, von denen die meisten zum ersten Mal an einem FIFA-Schiedsrichterseminar teilnahmen, setzte sich aus Teilnehmenden aus der AFC, CAF, CONCACAF und UEFA zusammen. Das fünftägige Seminar war die erste Gelegenheit für die FIFA-Schiedsrichterabteilung, die neuen Kandidaten für das Turnier zu beurteilen, das vom 20. Juli bis 20. August 2023 in Australien und Neuseeland ausgetragen wird. Die Kandidatinnen und Kandidaten wurden dabei sowohl im theoretischen Unterricht als auch auf den Trainingsplätzen auf Herz und Nieren geprüft. Dank der Hilfe von 40 Spielerinnen, die vom katarischen Fussballverband abgestellt wurden, konnten sie in Vorbereitung auf die nächste FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Spielsituationen nachstellen.
Pierluigi Collina, der Vorsitzende der FIFA-Schiedsrichterkommission, sagte, dass solche Seminare immer wichtig seien, da trotz der vielen Arbeit, die während der Pandemie aus der Ferne geleistet wurde, nichts die Präsenz auf dem Spielfeld ersetzen könne, wenn es um Training und Vorbereitung geht. "Es ist wichtig. Die Vorbereitung ist für Spielerinnen und Unparteiische gleichermaßen die einzige Möglichkeit, in einem Wettbewerb erfolgreich zu sein", betonte er. "Wir müssen dafür sorgen, dass wir in jedem Spiel auf Spitzenniveau sind, und das können wir nur erreichen, wenn wir bis zum Wettbewerb sehr eng mit ihnen zusammenarbeiten. Die Pandemie war dabei eine große Herausforderung für uns alle. Es war nicht möglich, so mit den Unparteiischen persönlich und direkt zusammenzuarbeiten, wie wir uns das gewünscht hätten, da das Risiko von Ansteckungsclustern zu hoch war", so Collina weiter. "Wir mussten deshalb all unsere Tätigkeiten aussetzen. Leider wurden auch Turniere abgesagt. Diese Turniere wären aber wichtig gewesen, um unsere Schiedsrichterkandidatinnen und -kandidaten für beide Weltmeisterschaften bei uns zu haben und mit ihnen zu arbeiten. Darauf mussten wir uns einstellen. Wir mussten damit zurechtkommen und haben so viel wie möglich auf Distanz gemacht. Umso glücklicher sind wir natürlich jetzt, dass wir zu Präsenzveranstaltungen nicht nur im Schulungsraum, sondern auch auf dem Fussballplatz zurückkehren können." Geleitet wurde das Seminar von Kari Seitz, der FIFA-Leiterin Schiedsrichterwesen, Frauen, die als einzige Person überhaupt Spiele bei vier FIFA Frauen-Weltmeisterschaften geleitet hat. Jeder Tag begann mit Unterricht, wobei die Teilnehmenden an verschiedenen Übungen und Bewertungen teilnahmen und Videomaterial analysierten. Jede Sitzung befasste sich zunächst mit einem anderen Bereich des Schiedsrichterwesens, u. a. mit taktischen Fouls, Beschwerden und Handspielen. Während solche Auftaktseminare in normalen Zeiten mehr als drei Jahre vor dem Turnier stattfinden, hat die Pandemie dazu geführt, dass die gleichen Vorbereitungen auf einen Zeitraum von 18 Monaten komprimiert werden müssen. Entsprechend sprach Seitz durchaus von einer Herausforderung, die sie und ihr Team jedoch bewältigt hätten. Seitz wörtlich: "Wir haben viel Zeit verloren. Aber wir hatten immer auch das Glück, dass es in einigen Teilen der Welt Spiele gab. Dennoch könnten Veranstaltungen wie diese nicht wichtiger sein, je näher ein Turnier rückt. Wir können die Kandidatinnen und Kandidaten physisch vor uns sehen und einschätzen, auf welchem Niveau sie sind; das sind alles Dinge, die man persönlich sehen muss." Obwohl der VAR zum ersten Mal bei der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Frankreich 2019™ eingesetzt wurde, haben die Pandemie und die langsame Einführung in einigen nationalen Frauenligen zu einem Mangel an weiblichen VARs und AVRs geführt. Von den 20 Kandidatinnen und Kandidaten, die am Seminar in Doha teilnahmen, hatten neun noch keinerlei Erfahrung als Videoschiedsrichter.
Um dieses Problem zu lösen, stellten Seitz und ihr Team auf dem Trainingsgelände mit zwölf Spezialkameras die Spielbedingungen mit VAR nach. Obwohl den Kandidatinnen und Kandidaten auf diese Weise erstklassige Schulungseinrichtungen und -technologien zur Verfügung gestellt wurden, betonte Seitz, dass solche Seminare zwar eine entscheidende Rolle im Entwicklungsprozess spielen, aber die Erfahrung im echten Leben am wichtigsten ist. Sie erklärte, dass die FIFA die Mitgliedsverbände weiterhin dazu ermutigt, sich stärker für den Einsatz von Videoschiedsrichterinnen zu engagieren. "2023 kommt der VAR zum Einsatz. Und wir wollen Videoassistentinnen haben und arbeiten hart dafür", so Seitz. "Das ist eine sehr umwälzende Idee, denn es gibt derzeit nur eine Liga, in der Frauenfussball mit VAR gespielt wird, und das sind im Vergleich nur ein paar Partien. Es arbeiten zwar immer mehr Frauen im Männerfussball, und das ist toll, aber nur wenige im VAR-Bereich. Die FIFA arbeitet hart daran und ermuntert ihre Mitgliedsverbände dazu, diese Zahl zu steigern." Nach der erfolgreichen Durchführung der Veranstaltung bekräftigten sowohl Collina als auch Seitz zum Abschluss der Woche, dass zwar in allen Bereichen der Entwicklung des Frauenfussballs bei den Spielerinnen erhebliche Fortschritte erzielt worden seien, die Investitionen – in Zeit und Geld – im Schiedsrichterbereich jedoch ebenso beeindruckend waren. Der Zeitplan, die Häufigkeit, die Methoden und die Räumlichkeiten der Seminare sind identisch mit denen der Männerturniere, wobei die Abteilung eine klare Vision verfolgt. "Die FIFA tut etwas Großartiges, um den Frauenfussball im Allgemeinen zu fördern", so Collina weiter. "Der Förderung des Frauenfussballs wird große Aufmerksamkeit gewidmet. Das Schiedsrichterwesen ist ein Teil des Fussballs, deshalb tun wir auch alles, um die Qualität der Unparteiischen bei Frauenwettbewerben zu verbessern. "Für die Zukunft streben wir an, dass wir nicht Schiedsrichterinnen oder Schiedsrichter benennen müssen, sondern ohne Geschlechtsunterschied nur noch Unparteiische. Wenn jemand gut genug ist für ein Turnier, sollte es keine Diskussion mehr darum geben, welches Geschlecht er oder sie hat."
In seiner Rolle als Gastgeber der Veranstaltung richtete Hani Ballan, stellvertretender Vorsitzender der FIFA-Schiedsrichterkommission, stellvertretender Vorsitzender der AFC-Schiedsrichterkommission, Vorsitzender der Schiedsrichterkommission in Katar und Geschäftsführer der Qatar Stars League, ebenfalls ein Grußwort an die Teilnehmer. "Es ist uns eine große Ehre, diese Veranstaltungen auszurichten", sagte er. "Wir haben erst vor einigen Jahren mit der Ausrichtung von FIFA-Veranstaltungen begonnen, und ich möchte der FIFA für das Vertrauen danken, das sie uns damit entgegenbringt. 2019 hatten wir bei Aspire das Privileg, die 27 Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter sowie die 48 Assistentinnen und Assistenten, die für die Frauen-Weltmeisterschaft in Frankreich ausgewählt worden waren, beim Al Kass U-17 International Cup begrüßen zu dürfen, der ein wichtiger Teil ihrer VAR-Vorbereitung für die Endrunde war. Wir begrüßen diese dauerhafte Zusammenarbeit mit der FIFA und freuen uns darauf, in Zukunft viele weitere Seminare dieser Art zu veranstalten."