Dienstag 29 Oktober 2024, 04:00

Gunn und Jatobá setzen in der Dominikanischen Republik ein Zeichen für die Entwicklung des Frauenfussballs

  • Bei der FIFA U-17-Frauen-Weltmeisterschaft 2024™ waren Alana Gunn aus Neuseeland und Simone Jatobá aus Brasilien als Trainerinnen für ihre Nationen tätig

  • Beide Frauen haben vor kurzem im Rahmen der FIFA-Strategie für den Frauenfussball an Schulungsprogrammen teilgenommen

  • Gunn und Jatobá sprachen über ihre Erfahrungen und darüber, welchen Einfluss diese Programme auf ihre Karriereentwicklung hatten

Im Rahmen der FIFA-Strategie für den Frauenfussball führt die FIFA-Frauenfussballdivision Programme durch, die sich auf die Ausbildung junger Trainerinnen konzentrieren. Diese Lehrgänge zielen darauf ab, den Teilnehmerinnen Erfahrungen und Ressourcen an die Hand zu geben, die ihnen bei ihrer beruflichen Entwicklung helfen. Daher überrascht es nicht, dass viele davon nun bei FIFA-Wettbewerben mit Leitungsaufgaben betraut sind.

Die jüngsten Beispiele dafür sind die Neuseeländerin Alana Gunn und die Brasilianerin Simone Jatobá.

Im Jahr 2022 nahm Gunn am Trainerstipendienprogramm der FIFA teil. Noch im selben Jahr durchlief Jatobá das FIFA-Programm zum Trainermentoring. Die beiden Damen waren bei der FIFA U-17-Frauen-Weltmeisterschaft 2024™ in der Dominikanischen Republik für ihre jeweilige Landesauswahl verantwortlich.

In einem Interview mit Inside FIFA sprachen die beiden über diese Programme und wie sie ihre persönliche Entwicklung beeinflusst haben.

Eine neue Sichtweise

Jatobá hat das FIFA-Programm zum Trainermentoring noch gut in Erinnerung. „Das Mentoring bot mir eine völlig neue, klarere Sichtweise auf den Fussball. Ich wurde dabei von Corinne Diacre betreut, die damals Frankreich trainierte, und ich war von ihrem Wissensstand beeindruckt“, berichtet sie.

 Simone Jatoba during the Coach Mentorship Programme Workshop

„Corinne gehörte zu einer Gruppe von Mentoren, zu der auch Weltmeister und Olympiasieger zählten. Ein solcher Erfahrungsaustausch führt zu Erkenntnissen, die man in anderen Kursen nicht erhält“, fügt die 43-jährige brasilianische Trainerin hinzu, die als Spielerin früher Weltmeisterin (2007) und Olympiazweite (2008) wurde.

Seit der Einführung des Trainermentoring-Programms im September 2020 im Rahmen des Frauenförderprogramms der FIFA gab es zwei Auflagen davon, an denen rund 40 Trainerinnen teilnahmen.

Dabei ist Jatobás Fall einzigartig, denn sie war bereits 2022 Brasiliens U-17-Trainerin. Während ihrer Teilnahme an dem Programm führte sie ihr Team sogar bis ins Viertelfinale der FIFA U-17-Frauen-Weltmeisterschaft 2022™ in Indien.

„Für mich war es damals sehr hilfreich, im Rahmen des Programms die U-20-Frauen-WM in Costa Rica zu besuchen. Es war immer sehr interessant, während des FIFA-Lehrgangs in andere Länder zu reisen. Auf diese Erfahrungen kann ich jetzt ganz entspannt und mit anderen Augen zurückblicken. Im Vergleich zu 2022 bin ich eine andere Frau“, betont Jatobá.

Simone, Head Coach of Brazil, during the FIFA U-17 Women's World Cup Dominican Republic 2024

Sie gibt jedoch zu, dass sie auch heute noch ihre Notizen von damals hervorholt, um nützliche Informationen für sich zu finden. „Ich schreibe immer alles auf. Das ist sehr wichtig für mich, denn diese Notizen helfen mir, wenn ich etwas zu erledigen habe oder mir einer Sache unsicher bin.“

Zudem betonte sie, dass ihre Verbindung zu Diacre über das Programm hinausging. „Sie rief mich sogar vor unserem ersten Spiel in der Dominikanischen Republik an, um mir Glück zu wünschen und mir zu sagen, dass sie für mich da sein werde, wenn ich etwas brauche.“

Auch wenn die Ergebnisse nicht ihren Vorstellungen entsprachen und Brasilien in der Dominikanischen Republik nicht über die Gruppenphase hinauskam, hob Jatobá einen anderen Aspekt des Programms hervor. „Der Mentorenansatz ist grossartig, denn er endet nicht mit dem Kurs. Man baut nicht nur eine Beziehung zu seiner Mentorin auf, sondern profitiert auch von den vielen Kontakten, die man knüpft. Das ist ein weiterer wichtiger Mehrwert, den andere Lehrgänge nicht bieten.“

Riesige Vorteile

Gunn findet, dass das Trainerstipendienprogramm der FIFA für sie von „grossem Nutzen“ war. „Damals war ich noch Trainerin beim neuseeländischen Fussballverband. So konnte ich es mir finanziell leisten, meine A-Lizenz zu erwerben, die in unserem Land eine Voraussetzung für die Übernahme von Positionen wie meiner ist“, so die 41-jährige Trainerin.

Alana Gunn, Head Coach of New Zealand, gives instructions to Charli Dunn

„Ausserdem hatte ich das Glück, dass ich mit der polnischen Trainerin Nina [Patalon] zusammenarbeiten durfte. Sie half mir dabei, den Blick nach vorne zu richten und zeigte mir auf, wie eine Position wie meine jetzige aussehen würde“, ergänzt Gunn, die ihr Amt im Dezember 2023 antrat.

„Wir sprachen über viele verschiedene Themen, und unsere Kommunikation und Zusammenarbeit war einfach fantastisch. Nina war früher U-17-Trainerin in Polen und weiss, wovon sie spricht. Da ich in ihr mein zukünftiges Ich sah, war sie die perfekte Mentorin für mich.“

Auch Neuseeland kam in der Dominikanischen Republik nicht über die Gruppenphase hinaus. Allerdings soll Gunn für den Verband weiterhin Trainerinnen im ganzen Land ausbilden, was für die Weiterentwicklung des Frauenfussballs von entscheidender Bedeutung ist.

Alana Gunn, Head Coach of New Zealand, talks in the post match interview

„Für die Umsetzung unseres jetzigen Kursangebots nutze ich immer noch die Erkenntnisse aus dem FIFA-Programm. Selbstverständlich ist der Massstab ein anderer, denn ich arbeite in meiner Region mit Trainerinnen zusammen, die eine C-Lizenz haben. Es ist trotzdem ein tolles Gefühl, die nächste Generation zu inspirieren.“

Von dem ebenfalls im September 2020 ins Leben gerufenen FIFA-Trainerstipendienprogramm konnten bereits mehr als 700 Trainerinnen aus allen FIFA-Mitgliedsverbänden profitieren.

Gunn möchte in naher Zukunft sogar als Mentorin für das Programm arbeiten. „Zu unserer Aufgabe als Frauen in Führungspositionen gehört es, unsere Kenntnisse und Erfahrungen weiterzugeben. Das Erzählen seiner eigenen Geschichte ist wichtig, und wir alle haben etwas zu erzählen. Deshalb würde ich diese Aufgabe sehr gerne übernehmen.“