Ziel: eine Elite-Nachwuchsakademie in allen 211 FIFA-Mitgliedsverbänden bis Ende 2027
Entsendung von Trainern durch die FIFA zwecks Förderung der Coachingkompetenz vor Ort
Parallele schulische und spielerische Ausbildung an FIFA-Akademien
Arsène Wenger, FIFA-Direktor für globale Fussballförderung, erklärte anlässlich des FIFA-Fussballgipfels 2023 in Dschidda (Saudiarabien), die FIFA wolle bis Ende 2027 eine anerkannte Elite-Nachwuchsakademie in jedem ihrer 211 Mitgliedsverbände etablieren, damit jeder vielversprechende Spieler gefördert werden kann.
Wenger ist für die Umsetzung des FIFA-Talentförderprogramms (TDS) zuständig, das den FIFA-Mitgliedsverbänden mit massgeschneiderten Angeboten hilft, ihr Potenzial voll auszuschöpfen. Sein Ziel ist es, das Ungleichgewicht abzubauen, das im Weltfussball zwischen unterschiedlichen Regionen herrscht.
176 FIFA-Mitgliedsverbände haben sich mittlerweile für das TDS angemeldet, womit das im April 2023 zum Start der Anmeldungen gesteckte Ziel von 150 Verbänden bereits übertroffen wurde. Die FIFA hat weltweit Mittel in Höhe von USD 28 Millionen freigegeben, um den erforderlichen finanziellen Rahmen für Nachwuchsförderungsinitiativen zu schaffen.
„Ich glaube, dass wir uns sehr schnell von einer Arbeitsgesellschaft zu einer Sportgesellschaft entwickeln, und Fussballanhänger sind dafür verantwortlich, jedem Land die Chance zu geben, diesen Sport zu fördern“, erklärte Wenger gegenüber Vertretern aller FIFA-Mitgliedsverbände. Er fügte hinzu, dass bereits bestehende Einrichtungen ebenfalls als Akademien mit FIFA-Standard berücksichtigt werden könnten.
„Grundsätzlich werden wir die FIFA-Kriterien bekanntgeben. Wenn ich davon spreche, dass wir unsere eigenen Akademien haben, dann fallen darunter auch die Akademien, die die Verbände selbst aufbauen. Wenn sie mit Blick auf die Sichtung von Talenten, die Anzahl der Trainingseinheiten und die Infrastruktur unseren Kriterien entsprechen, können sie die Vorgaben für FIFA-Akademien erfüllen.“
Die FIFA hat bereits 24 Trainer entsandt, die bei der Sichtung talentierter Spieler helfen und eine solide technische Grundlage für den Aufbau der FIFA-Akademien schaffen sollen. Sechs weitere Trainer werden in Kürze folgen, und zwar in Liberia, Malawi, Sambia, der Elfenbeinküste, Benin und Ghana.
Sie werden vor Ort von vollamtlichen Trainern unterstützt, die der betreffende Verband zur Verfügung stellt. So soll ein Trainertalentpool im Land geschaffen werden, der die Nachhaltigkeit des Projekts gewährleistet.
Gemeinsam werden die Trainer die drei Kernaufgaben der Initiative umsetzen: talentierte Spieler finden, sie ausbilden, damit sie ihre Fähigkeiten optimal nutzen können, und ihnen die Möglichkeit geben, das Erlernte bei Spielen in die Praxis umzusetzen.
„Wir brauchen Spezialisten, die uns mit geschultem Blick bei der Talentsichtung helfen, weil wir das Hauptaugenmerk auf Intelligenz und das technische Niveau legen wollen“, so Wenger. Ausserdem sei eine Mindestkontaktzeit von fünf Trainings und einem Spiel pro Woche für Spieler zwischen 12 und 15 Jahren erforderlich, um Talente gebührend zu fördern.
„Im Grunde wollen wir einen technisch perfekten Spieler entwickeln. Das bedeutet, dass der Ball zu deinem Freund werden muss. Er muss immer willkommen sein, egal, wo er gerade herkommt. Wir möchten die Spieler in die Lage versetzen, im Fussball mit jeder Situation zurechtzukommen. Das ist Technik. Der Fussball ist in erster Linie ein technischer Sport. Das dürfen wir nie vergessen.“
Laut Wenger sind die Spieler an FIFA-Akademien im Idealfall 12 bis 15 Jahre alt, da sie sich im Alter von elf oder zwölf Jahren in allen Aspekten der spielerischen Entwicklung an einem Scheideweg befinden. Daher werden neben Fussballkompetenzen auch Schulfächer ein fester Bestandteil des Lehrplans sein.
„Wir möchten Aus- und Schulbildung kombinieren, damit Spieler, die es nicht bis ganz nach oben schaffen, dank der richtigen Bildung trotzdem ein tolles Leben führen können. Unsere Verantwortung geht über die Entwicklung von Topspielern hinaus. Dieser Aspekt ist uns auch ganz wichtig. Wir wollen zuverlässige Menschen formen, die im Anschluss ein gutes Leben führen können“, erklärte er und wies darauf hin, dass die finanzielle Situation der Familie eines Nachwuchsspielers kein Hemmnis sein dürfe.
„Es gibt weltweit viele private Akademien. Aufgrund des Schulgelds haben viele talentierte Kinder jedoch leider keinen Zugang zu diesen Akademien. Wir wollen, dass jedes Talent der Welt überall kostenlosen Zugang zum Fussball hat. Daher ist der kostenlose Zugang für alle ein ganz wichtiges Kriterium für den Erhalt des FIFA-Akademie-Labels.“
Die Verzahnung von lokalem Bildungssystem und FIFA-Akademien unterstreicht den gemeinschaftlichen Charakter des Projekts. Wenger betonte, die Initiative könne nur erfolgreich sein, wenn die Verbände Hand in Hand mit der FIFA arbeiten würden.
„Die Welt entwickelt sich rasant, und die Menschen sind motiviert. Sie wollen etwas tun“, so Wenger weiter. „Ich möchte Sie nur daran erinnern, dass wir hier nicht über die Zukunft sprechen, sondern jetzt aktiv werden wollen. Ich appelliere also an die Dringlichkeit. Wir wollen schnell zur Tat schreiten und können die Welt verändern, wenn wir unsere Sache gut machen.“