Beste Klassierung der Komoren Ende 2023 in der FIFA/Coca-Cola-Weltrangliste
Erfolge und Fortschritte trotz Hindernissen
Förderung des komorischen Fussballs mithilfe der FIFA
Vor fast genau zwei Jahren qualifizierten sich die Komoren sensationell für die K.-o.-Phase des Afrikanischen Nationen-Pokals. Für das Duell gegen Kamerun fielen aufgrund von Verletzungen oder COVID-19-Erkrankungen jedoch alle drei Torhüter aus, sodass mit Chaker Alhadhur ein Feldspieler einspringen musste. Das Achtelfinale endete mit einem 2:1-Sieg der unzähmbaren Löwen zwar ohne weitere Sensation, schrieb aber dennoch afrikanische Fussballgeschichte.
Tore, Spannung, Dramatik, Emotionen ... alles, was es für ein legendäres Spiel brauchte. Ein Mythos mit grosser Symbolik, denn diese Partie zeigte eindrucksvoll, dass die Komoren trotz aller Widrigkeiten mit den Besten mithalten können.
„Wir sind ein fragiles Land“, erklärte Saïd Ali Saïd Athouman, Präsident des Fussballverbands der Komoren (FFC). „Wie jeder Inselstaat sind wir mit grossen Herausforderungen im Bereich Wirtschaft, Umwelt und Transport konfrontiert. Nur ein Beispiel: Für jede Reise in ein anderes Land oder auf eine andere Insel sind wir auf das Flugzeug angewiesen. Das kostet und schadet der Umwelt. Trotz der Schwierigkeiten schlagen wir uns durch!“
Und die Komoren sind schlagkräftig. In den letzten zehn Jahren hat das Nationalteam kontinuierlich Fortschritte erzielt. Jüngst erzielte die Mannschaft gegen Ghana und die Zentralafrikanische Republik in der Qualifikation für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2026™ weitere bemerkenswerte Erfolge. Verdienter Lohn war Ende 2023 der Sprung auf Rang 119 in der FIFA/Coca-Cola-Weltrangliste, die beste Klassierung überhaupt.
„Dieser Erfolg ist den vor einigen Jahren eingeleiteten Massnahmen zu verdanken, die insbesondere dank der Unterstützung seitens der komorischen Regierung möglich waren. Jeder Nationaltrainer – Amir (Abdou), Younes (Zerdouk) und Stefano (Cusin) – hat mit seiner Erfahrung und seiner Kompetenz das Seine dazu beigetragen. Es ist eine gemeinsame Leistung“, erklärt Saïd Ali Saïd Athouman. „Ohne die Menschen und die Fans auf den Komoren und im Ausland wäre das alles nicht möglich gewesen. Fast 90 % der Spieler stammen notabene aus der Diaspora.“
El Fardou Ben Nabouhane ist einer von ihnen. Der legendäre Kapitän und mit 17 Toren Rekordtorschütze des Nationalteams feiert dieses Jahr sein 10-Jahr-Jubiläum in der Nationalmannschaft. Er hat den Aufstieg der Cœlacanthes daher hautnah miterlebt.
„Es gab Kontinuität. Aus den Jungs von vor zehn Jahren sind gestandene Spieler geworden, die gemeinsam Widrigkeiten gemeistert haben. Die Unbeschwertheit ist mit der Zeit Erfahrung gewichen“, sagt der Stürmer im Gespräch mit Inside FIFA.
„Die Fortschritte sind offensichtlich, aber schwierig zu messen“, fährt er fort. „Sicher ist, dass der Fussball das komorische Volk in dieser Zeit stolz gemacht hat, was vorher vielleicht nicht der Fall war. Heute ist eine immense Begeisterung für das Nationalteam spürbar. Als ich angefangen habe, war das noch nicht so.“
„Diese Einheit und Geschlossenheit zwischen den Menschen und dem Nationalteam motivieren uns und machen uns stärker“, bekräftigt Saïd Ali Saïd Athouman. „Wir haben keine grossen Mittel und sind im Vergleich zu anderen Verbänden eher arm. Wenn wir die gleichen Mittel hätten wie andere Verbände, wären wir noch weiter. Doch zum Glück hilft uns die FIFA. 80 % unserer Mittel stammen von der FIFA!“
Diese Einheit und Geschlossenheit zwischen den Menschen und dem Nationalteam motivieren uns und machen uns stärker.
Die fehlenden finanziellen Mittel hindern eine wirksame Fussballförderung auf den Komoren. Aus diesem Grund finanziert der Weltfussballverband mit verschiedenen Programmen wie „Football for Schools“ oder dem Talentförderprogramm Initiativen zur Fussballförderung. Im Rahmen des FIFA-Forward-Programms erhielt der FFC Gelder zum Bau des technischen Zentrums in Mitsamihouli – eines Vorzeigeprojekts der aktuellen Fussballführung – sowie zum Erwerb von vier Kunstrasenfeldern auf drei Inseln.
Im Rahmen eines offiziellen Besuchs führte FIFA-Präsident Gianni Infantino im April 2023 Gespräche mit Staatspräsident Azali Assoumani über gemeinsame Pläne zur Förderung des Fussballs im Land. „Wir haben über Fussball, aber auch über Infrastruktur gesprochen. Wir haben gemeinsam darüber nachgedacht, wie wir die Förderung des Fussballs in diesem herrlichen Land am besten unterstützen können. Dazu brauchen wird Ausrüstung und Fussballfelder auf den drei Inseln“, betonte Präsident Infantino, der im vergangenen September weitere Gespräche mit Azali Assoumani führte.
„Wir sind dringend auf diese Unterstützung angewiesen. Nur so können wir die zahlreichen Herausforderungen bewältigen. Mit einer besseren Infrastruktur und einer besseren Ausbildung unserer Techniker können wir nur noch besser werden“, betont Athouman.
„Wir vertrauen sehr auf die Diaspora, aber wir müssen uns auch auf lokaler Ebene organisieren, unsere Talente fördern und vermehrt auch Nationalspieler über die nationale Meisterschaft ausbilden.“
Die FIFA unterstützt die Komoren. Doch der Inselstaat gibt auch etwas zurück. So hat das FIFA-Museum vor einigen Monaten ein wertvolles Exponat für seine Ausstellung erhalten: das Trikot, das Chaker Alhadhur beim legendären Spiel zwischen den Komoren und Kamerun getragen hat.