Entwicklungsprogramm zur Trainerausbildung von FIFA und CFB in Teresopolis
Beteiligung von Carlos Parreira war das Highlight des Kurses mit 21 Teilnehmenden aus ganz Brasilien
Pilotprogramm im Einklang mit der Vision 2020-2023 der FIFA
"Wenn wir früher den brasilianischen mit dem europäischen Fussball verglichen haben, sowohl auf als auch abseits der Spielfelder, dann fiel auf, dass es unseren Trainern an spezifischer Ausbildung mangelte. Das führte schließlich zur Gründung der CBF-Akademie und zu Kursen wie diesem", sagt Carlos Alberto Parreira, Ehrengast des FIFA-CBF-Trainerausbildungsprogramms, das vom 8. bis 12. Januar 2022 in Teresopolis im brasilianischen Bundesstaat Rio de Janeiro stattfand. "Heute sind wir zwar auf demselben Niveau, aber die anderen sind uns immer noch voraus, weil sie mehr Erfahrung haben, während wir gerade erst angefangen haben", fügte Parreira hinzu, dessen Seleção 1994 in den USA Weltmeister wurde und 2006 in Deutschland das Viertelfinale erreichte. "Es ist wichtig, dass unsere Trainer besser vorbereitet sind. Ich bin sicher, dass sich die Qualität ihrer Arbeit in technischer, taktischer, physischer und planerischer Hinsicht dank der Zusammenarbeit zwischen FIFA und CBF weiter verbessern wird", so Parreira weiter. Die Veranstaltung fand in der Akademie des brasilianischen Fussballverbandes (CBF) in Granja Comary statt, in demselben Komplex, in dem die Nationalmannschaften des Landes vor großen Turnieren trainieren. Sie bestand aus 24 Modulen, die sich mit Theorie, Praxis und Nachbetrachtung befassten, und war das Ergebnis einer sechsmonatigen Zusammenarbeit zwischen der FIFA und dem CBF.
Brasiliens Nationaltrainer Tite konnte nicht teilnehmen, äußerte sich aber zu seinen Eindrücken über den Kurs. "Jede Initiative, die Wissen vermittelt, die ausgewertete Daten hervorbringt, die zu Erkenntnissen führt, hebt immer das Niveau. Die Initiative der FIFA, diese Qualifikation für Lehrer und Ausbilder mit C-Lizenz anzubieten, ist für alle Beteiligten von großer Bedeutung, damit sie sich verbessern können. Je offener wir für diese Verzahnung von theoretischem und praktischem Wissen sind, desto mehr heben wir unser Niveau und desto näher kommen wir der Spitzenkompetenz." Mauricio Marques, Koordinator der Trainerlizenzkurse bei der CBF, FIFA-Trainingsexperte und FIFA-Dozent für diesen Kurs, erklärt, wie das Zusammenspiel funktioniert. "Die FIFA bringt eine bestimmte Methodik mit, einen Weg, dem man Schritt für Schritt folgen kann, und jeder dieser Schritte ist darauf ausgerichtet, den Ausbildern die notwendigen Werkzeuge an die Hand zu geben, um so erfolgreich wie möglich zu arbeiten", so Marques. "Die CBF nimmt an diesem Pilotprojekt teil, um zur Feinabstimmung des Programms beizutragen und es effizienter zu gestalten, wobei die Eigenheiten der einzelnen Mitgliedsverbände berücksichtigt werden. Ziel ist es, das Programm zu verbessern, sodass auch der nächste Mitgliedsverband, der sich beteiligt, von dieser Methodik profitieren kann."
Innovative Methodik für eine neue Vision
Branimir Ujevic, Leiter der FIFA-Abteilung für Trainerwesen und Spielerentwicklung, erläutert die Einzelheiten des Programms, das sich mit der Vision 2020-2023 der FIFA deckt. "Damit der Fussball wirklich global wird, wollen wir den Mitgliedsverbänden helfen, ihre Trainerausbilder durch einen Ausbildungsweg weiterzubilden, ein Konzept, an dem wir in den letzten zwei Jahren gearbeitet haben", so Ujevic.
Worum geht es? "Es ist ein sehr umfassender und gemischter Ausbildungsansatz, der von FIFA-Trainingsexperten aus der ganzen Welt und allen Konföderationen entwickelt wurde. In einem ersten Schritt kann jeder Teilnehmer die Inhalte über eine auf ihn zugeschnittene E-Learning-Plattform der FIFA abrufen", erklärt Ujevic. "Es folgt der Online-Kurs, in dem die theoretischen Inhalte besprochen werden. Beide Schritte sind Voraussetzungen für den Präsenzkurs, wie wir ihn hier in Brasilien entwickelt haben. Dies ist der wichtigste Teil, denn hier wechseln wir von der virtuellen in die reale Welt. Im letzten Schritt gibt es einen personalisierten Betreuungsprozess, der später eingeläutet wird."
Bildung nicht nur für den Fussball
Wie Ujevic betont, richtet sich das Programm der FIFA an die Basis der Trainerausbildungspyramide – also an diejenigen, die in erster Linie mit Mädchen und Jungen zwischen sechs und zwölf Jahren arbeiten. Marques wiederum unterstreicht den Multiplikatoreffekt, den dieses Ziel in einem so großen Land wie Brasilien haben kann. "21 Ausbilder mit C-Lizenz des CBF haben an dem Kurs teilgenommen, und alle waren sehr gut qualifiziert. Wenn jeder davon zehn Kurse koordiniert und jeder Kurs von etwa 40 Trainern besucht wird, dann reden wir über die Ausbildung von mehr als 8000 Personen. Wenn diese ihrerseits jeweils 50 junge Menschen ausbilden, würden wir Tausenden Kindern ein hochwertiges Training ermöglichen."
Was also wird von den Teilnehmern in ihrer Rolle als Ausbilder erwartet? "Kurzfristig werden sie die neu gestalteten Lehrmethoden anwenden. Die Trainer, denen dieses Wissen vermittelt wurde, müssen es sich aneignen, und das könnte das mittelfristige Ziel sein. Aber damit dieser Filter junge Sportler erreicht, müssen wir langfristig denken", glaubt Marques. "Wir säen hier das, was wir morgen ernten wollen. Das ist die Grundlage der Bildung. In Zukunft werden wir nicht nur von den Talenten und den Kindern profitieren, die später Profis werden, sondern vor allem von der Entwicklung des sozialpädagogischen Potenzials der Kinder, die keine Berufsfussballer werden. Dies wird sich [positiv] auf die gesamte brasilianische Gesellschaft auswirken", fügt der CBF-Koordinator hinzu.
Aus erster Hand
Die Anwesenheit von Parreira, der seine Erfahrungen teilte und sich den Fragen der Teilnehmer stellte, war ein Gewinn für den Kurs, der sich auch durch die Anwesenheit eines für den brasilianischen Fussball sehr wichtigen "Schülers" auszeichnete: Osvaldo Torres. Der inzwischen 62-jährige Torres gründete nämlich 2009 die CBF-Akademie, deren Akademischer Koordinator er heute ist. "Ich habe darum gebeten, dabei zu sein, weil ich besser verstehen wollte, wie sich die Teilnehmer als Menschen entwickeln, und auch, um die Ausbilder in Aktion zu sehen, ihre Verhaltensweisen und Beobachtungen. Außerdem treibt mich das ständige Streben nach Exzellenz in der Lehre an", sagt Torres, der über das Thema Futsal als Mittel der Entwicklung referierte, das für die brasilianische Fussballkultur sehr typisch ist.
Eine der beiden Frauen, die an dem Kurs teilgenommen haben, ist die 32-jährige Ana Lorena, die über einen Doktortitel in Sportwissenschaften verfügt und derzeit Koordinatorin für die Entwicklung des Frauenfussballs beim Fussballverband von São Paulo ist. "Der Kurs hat mich dazu gebracht, über mein eigenes Handeln, mein tägliches Leben als Lehrerin und als Ausbilderin bzw. Mentorin für andere Menschen, die mit mir arbeiten, nachzudenken. Ich habe gelernt, wie ich mein Wissen auf mehr als nur eine Weise mit ihnen teilen kann. Es war sehr lohnend." Carlos Thiengo (41) ist Trainer mit C-Lizenz, aber als Ausbilder der CBF-Akademie kann er Kurse für Trainer aller Lizenzen geben, einschließlich der Profi-Lizenz. "Der Kurs hat es mir ermöglicht, zu reflektieren und das Gelernte auf meine eigene Arbeit als Ausbilder von Trainern und Lehrern anzuwenden. Und das nicht erst seit dieser Woche, sondern schon seit dem Beginn unserer Ausbildung im Fernunterricht. Diese Dinge gehören jetzt zu meinem Job, und das hat mich verändert", sagt er.
Den Fussball wirklich global machen
Ujevic betont, dass an diesem FIFA-Programm derzeit fünf Mitgliedsverbände aus vier verschiedenen Konföderationen beteiligt sind. "Wir waren in den Vereinigten Staaten und jetzt sind wir in Brasilien. Als Nächstes haben wir Senegal, Saudiarabien und Australien vor uns, drei verschiedene Länder mit unterschiedlichen Sprachen und Kulturen, in denen der Bedarf an einem Präsenzkurs besteht. Wir wollen den Weg, den wir geschaffen haben, auf die Probe stellen."
John Peacock, FIFA-Dozent für den Kurs in Teresopolis, sprach von "einer fantastischen Initiative der FIFA. In der Vergangenheit ging es vor allem um spezifische Kurse, aber jetzt gibt es einen echten Weg sowie Klarheit über die Art der Online-Arbeit, der Modularbeit, des E-Learnings und des persönlichen Kontakts mit den Trainern, um in Zukunft weitere Trainer zu beraten oder zu betreuen." "Ich denke, dass es die Aufgabe der FIFA ist, das Spiel als Ganzes überall auf der Welt voranzubringen", fügt Peacock hinzu, "und es gibt kein besseres Ziel als die Ausbildung von Trainern und die Bildungsarbeit in jedem Mitgliedsverband in jeder Konföderation. Jeder Ort ist etwas anders, deshalb muss man anpassungsfähig und flexibel sein. Letzten Endes geht es darum, die Ausbildung zu verbessern, um in Zukunft bessere Spieler und Trainer hervorzubringen."