Freitag 27 Oktober 2023, 08:00

Erste Teilnehmergruppe absolviert zweijähriges FIFA Guardians™ Kinderschutz-Sportdiplom beim FIFA-Gipeltreffen

  • Das erste FIFA-Gipfeltreffen zum Kinder- und Erwachsenenschutz fand am 25. und 26. Oktober 2023 im FIFA-Hauptquartier statt

  • Über 100 FIFA-Lernende aus 70 Mitgliedsverbänden schlossen das FIFA-Kinderschutz-Sportdiplom erfolgreich ab, darunter auch FIFA-Ratsmitglied Johanna Wood

  • Das Gipfeltreffen brachte eine große Gruppe von Fussballfachleuten aus der Welt des sicheren Sports zusammen

Im Rahmen des langfristigen Engagements der FIFA, die durch das FIFA Guardians™-Programm Kinder- und Erwachsenenschutzstandards im Fussball verbessern will, verfolgte der "Safeguarding Summit", der am 25. und 26. Oktober im FIFA-Hauptquartier stattfand, ein doppeltes Ziel. Zum einen fand eine Abschlussfeier für mehr als einhundert FIFA-Lernende aus 70 Mitgliedsverbänden, sechs Regionalverbänden und zwei Konföderationen statt, die das FIFA Guardians™-Kinderschutz-Sportdiplom erfolgreich abgeschlossen haben. Unter den Absolventen befand sich auch Johanna Wood, Präsidentin des neuseeländischen Fussballverbands (NZF) und Mitglied des FIFA-Rats, die in einer kurzen Rede betonte, dass die Absolventen in Zukunft nicht nur die Mitglieder ihrer jeweiligen Fussballverbände, sondern sich auch nach wie vor gegenseitig unterstützen sollten.

Das zweite Ziel des Gipfels war der Austausch von Best-Practice-Methoden und Erfahrungen im Bereich des Kinder- und Erwachsenenschutzes. Kinderschutzbeauftragte aus einem breiten Spektrum von FIFA-Mitgliedsverbänden, Konföderationen, internationalen Experten und Vertretern verschiedener Interessengruppen aus der Welt des sicheren Sports – darunter das Internationale Olympische Komitee (IOC), der Europarat, das Zentrum für Sport und Menschenrechte (CSHR), FIFPRO und die Army of Survivors – nahmen gemeinsam mit ehemaligen Nationalspielern und Kari Seitz, der Leiterin für Schiedsrichterinnen bei der FIFA, an einer Vielzahl von Podiumsdiskussionen und Präsentationen teil.

FIFA-Präsident Gianni Infantino eröffnete die Veranstaltung mit einer Videobotschaft an ein voll besetztes Auditorium.

Drei Überlebende von Missbrauch im Sport – der ehemalige Fussballspieler Dion Raitt, der ehemalige Rugbyspieler Sébastien Boueilh und die ehemalige Tennisspielerin Mathilde Grenet – eröffneten die Podiumsdiskussionen mit eindringlichen Statements. Sie alle sprachen über ihre persönlichen Erfahrungen und gaben den FIFA-Lernenden unschätzbare Ratschläge für ihre aktuelle Arbeit im Kinder- und Erwachsenenschutz. Boueilh erzählte, wie die Anrufe bei einer französischen Hotline für Kinder um 20 % zunahmen, nachdem TF1 einen Film ausgestrahlt hatte, der auf seiner persönlichen Geschichte basierte. Er warnte die Absolventen vor dem Trauma, das sie erleben können, wenn sie von Opfern angesprochen werden, und ermahnte sie dazu, auch an ihr eigenes Wohlbefinden zu denken. Grenet ermutigte die Absolventen, dafür zu sorgen, dass ihre Verbandsleitungen das Konzept des Kinder- und Erwachsenenschutzes voll und ganz unterstützen, indem sie offene Gespräche fördern und sich verpflichten, Fälle vertraulich, einfühlsam und unparteiisch zu behandeln. "Wenn nicht, wird es auf die Betreffenden zurückfallen – wie im Fall von US Gymnastics und Larry Nassar", sagte sie. Kelly Smith, ehemalige Stürmerin von Arsenal London und englische Nationalspielerin, äußerte sich ebenfalls sehr offen zum Thema Erwachsenenschutz. Im Verlauf ihrer eigenen steilen Karriere kämpfte sie während ihrer Zeit in den USA mit dem Alkohol, nachdem sie sich 2002 und 2003 zwei Langzeitverletzungen zugezogen hatte. Damals gab es kein Netzwerk, das sie hätte unterstützen können. Und als sie 2016 ihre Fussballschuhe an den Nagel hängte, gab es auch in ihrem Verein in England keinen Schutzbeauftragten. Smith, die inzwischen als Trainerin in Nordlondon arbeitet, erzählte stolz, dass die Zahl der Mitarbeitenden, die sich um das Wohlergehen der Spielerinnen und Spieler kümmern, erheblich zugenommen hat - was ihrer Meinung nach ein Zeichen für das wachsende Verständnis und die Bedeutung ist, die die Fussballbranche der Unterstützung von Spielerinnen und Spielern sowohl im Senioren- als auch im Akademiebereich beimisst.

Marie-Laure Lemineur, Leiterin der FIFA-Abteilung für Kinder- und Erwachsenenschutz, sprach am Ende der zweitägigen Veranstaltung und erinnerte die Teilnehmenden daran, dass ein systemischer Wandel nicht von heute auf morgen stattfinden kann.

"Kinder- und Erwachsenenschutz ist ein Marathon, kein Sprint", sagte sie kurz und bündig. "Ich bin davon überzeugt, dass die FIFA das Bewusstsein dafür geweckt hat, dass es bei der Entwicklung des Fussballs nicht nur um die fussballerischen Fähigkeiten geht, sondern auch um den Schutz und die Fürsorgepflicht für all diejenigen, die durch ihre fussballerischen Aktivitäten gefährdet sind." Mit inzwischen über 7.000 Lernenden, die sich für die FIFA Guardians™-Grundschulung Level 1 eingeschrieben haben, und Plänen, das Diplom in Zukunft neben Englisch auch auf Arabisch, Französisch und Spanisch anzubieten, hat Lemineur ein stetig wachsendes Interesse und eine steigende Nachfrage nach den Grundprinzipien des Kinder- und Erwachsenenschutz festgestellt.

Der Auftrag der Abteilung besteht darin, jeden zu schützen, in allen Rollen im Spiel. Dabei kann es sich genauso gut um einen Freiwilligen bei einer [FIFA Männer- oder Frauen-]Weltmeisterschaft handeln, der gemobbt wird, wie um eine Schiedsrichterin, die sexuell belästigt wird. Es kann jeden treffen. Untersuchungen zeigen jedoch, dass bestimmte Gruppen häufiger das Ziel von schädlichem Verhalten und sexueller Gewalt sind als andere. 

Dabei handelt es sich um Kinder – Jungen und Mädchen –, Frauen, Mitglieder der LGBT-Gemeinschaft, Sportlerinnen und Sportler mit Behinderungen und natürlich aufstrebende Spitzensportlerinnen und -sportler; diejenigen, die den Ehrgeiz haben, es an die Spitze zu schaffen."

Wenn sich die Teilnehmenden heute Abend von Zürich aus auf den Heimweg in alle Teile der Welt machen, werden sie mit einer Fülle von Informationen, Denkanstößen und zweifellos vielen neuen Verbindungen und Kontakten nach Hause fahren. Die letzten Worte gehören Julie Ann Rivers-Cochran, Geschäftsführerin von The Army of Survivors, die am Eröffnungstag eine Podiumsdiskussion moderierte.

"Aus meiner Sicht ist es ein Privileg und eine Ehre, Veränderungen zu bewirken und für diejenigen einzutreten, die ansonsten vielleicht keine Stimme haben. Mit dem Engagement für den Schutz von Kindern und Erwachsenen auf allen Ebenen einer Sportorganisation sagen wir: Ich ehre dich. Ich glaube dir, und ich bin für dich da.

Wenn Survivor sich zum ersten Mal offenbaren, brauchen sie eine Person, die sagt: Ich glaube dir. Es war nicht deine Schuld. Das sind die Botschaften, die du hören würdest, wenn du dich bei der FIFA und bei Organisationen wie der unseren für den Kinder- und Erwachsenenschutz engagierst. Es ist eine echte Chance, die Zukunft des Sports zu verändern, indem man die Athleten und ihr Wohlergehen in den Mittelpunkt stellt."

Wussten Sie, dass ...

Das FIFA Guardians™ Kinderschutz-Sportdiplom wurde von der FIFA und der Open University (OU) in Zusammenarbeit mit internationalen Experten, Fachleuten und Wissenschaftlern aus dem Bereich Kinder- und Erwachsenenschutz entwickelt und umgesetzt. Es handelt sich um ein öffentlich zugängliches Bildungsangebot, das im Januar 2021 ins Leben gerufen wurde. Das Diplom umfasst fünf Onlinekurse, die sich hauptsächlich an designierte Kinderschutzbeauftragte der 211 FIFA-Mitgliedsverbände ("FIFA-Lernende") richten. Diese FIFA-Lernenden haben Zugang zu speziellen Webinaren, moderierten Foren, interaktiven Workshops und Beurteilungen, die sie durch praktische Übungen und Beispiele für höchste Kinderschutzstandards im Sport führen.

Bei der FIFA U-20-Frauen-Weltmeisterschaft Costa Rica 2022™ wurde erstmals bei einem FIFA-Jugendturnier ein umfassendes Kinder- und Erwachsenenschutzprogramm eingeführt und erfolgreich umgesetzt. Dabei wurden konkrete und von Experten unterstützte Maßnahmen ergriffen, um den Schutz und das Wohlergehen von Spielerinnen und Spielern sowie von Erwachsenen, die an der Veranstaltung teilnahmen, zu gewährleisten und damit der Verpflichtung der FIFA nachzukommen, Kinder- und Erwachsenenschutzmaßnahmen im gesamten Fussball zu verankern.

Ein weiteres Beispiel für die Einbindung von Kinder- und Erwachsenenschutzmaßnahmen in FIFA-Turniere und -Veranstaltungen ist die Tatsache, dass im Oktober 2022 zwölf junge Inderinnen und Inder als freiwillige Helfer bei der FIFA U-17-Frauen-Weltmeisterschaft Indien 2022™ Geschichte schrieben – das erste Mal, dass bei einem FIFA-Nachwuchsturnier freiwillige Helfer zum Einsatz kamen, um das Kinder- und Erwachsenenschutz-Wettbewerbsteam vor Ort zu unterstützen. Zur Vorbereitung absolvierten diese Freiwilligen den vollständigen Kurs 1 zum Erwerb des FIFA Guardians™-Kinderschutz-Sportdiploms.

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