Jeder weiß, wie viel Kraft kleine Ameisen im Verhältnis zu ihrer Körpergröße besitzen. Das gilt auch für die Leistung der Spielführerin der brasilianischen Nationalmannschaft, die wir heute vorstellen möchten.
Miraildes Maciel Mota, besser bekannt als Formiga (portugiesisch für Ameise), ist eine der Schlüsselspielerin bei den Brasilianerinnen, einem der großen Favoriten auf den Gewinn der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft China 2007. Die 29-jährige Spielerin ist der Motor im Mittelfeld der Spielerinnen vom Zuckerhut, eine unermüdliche Arbeiterin im Schatten der großen Stars. Sie leitet nicht nur Angriffe ihrer Mannschaft ein, sondern verrichtet auch Abwehrarbeit, übernimmt Freistöße, die Ausführung von Eckbällen und schießt auch noch Tore, wenn sich ihr die Gelegenheit dazu bietet. Sie ist in der Tat eine harte und unermüdliche Arbeiterin im Dienst der Mannschaft.
Gibt es etwas, das sie nicht kann? Die Spielerin lacht: "Es stimmt, dass ich sehr viel auf dem Platz mache. Aber das ist nun mal meine Rolle. Wenn ich mal nicht zur Stelle bin, erledigt eine andere meine Arbeit. Der Trainer hat mir Verantwortung gegeben und ich hoffe, dass ich das leiste, was er von mir erwartet."
Natürlich macht die Arbeit hinter den Spitzen noch mehr Spaß, wenn diese Marta, Cristiane oder Daniela Alves heißen. "Das stimmt natürlich. Für die übernehme ich auch die Deckungsarbeit (lacht dabei). Ich habe also doppelte Arbeit, denn ich muss nicht nur sehen, dass sie mit Bällen gefüttert werden, ich muss auch nach hinten absichern, die Abwehr und die Torhüterin unterstützen", erzählt Formiga im Gespräch mit FIFA.com.
Auf dem Weg ins Finale? Brasilien erreichte das Viertelfinale nach einem Durchmarsch in Gruppe D, in der man alle drei Spiele gewann und es am Ende auf ein Torverhältnis von 10:0 brachte. "Wir sind sehr zufrieden mit unserer Abwehrleistung. Unsere Torhüterin hat nun schon lange kein Tor mehr kassiert. Wir wissen, dass wir hinten sehr sicher stehen", sagt sie.
Der letzte Sieg gegen Dänemark war wohl das bisher schwerste Spiel. Trotz höherer Spielanteile und zahlreicher Chancen fiel das einzige Tor erst in der Nachspielzeit. "Mit dem Ergebnis sind wir zufrieden, das war gut für unsere Moral. Ich glaube, dass jeder Sieg hart erkämpft werden muss, nicht nur solche, die man in letzter Minute schafft. Schön wäre es, wenn alle Spiele schon nach 45 Minuten entschieden wären", erklärt sie lachend.
"Wichtig für uns war, in der Abwehr sicher zu stehen. Vorne würden unsere Chancen von selbst kommen. Wir mussten nur Geduld beweisen", fasst sie das Spiel noch einmal zusammen.
In der nächsten Runde trifft Brasilien nun auf Australien. Doch statt den Gegner zu analysieren, macht sich Formiga mehr Gedanken über die eigene Mannschaft. "Unsere Gegner auf dem Weg ins Finale können wir uns nicht auswählen, sonst würden wir ein Team wie Argentinien aussuchen. Wir werden nehmen, was kommt, unser gewohntes Spiel aufziehen und sicherlich einige Details noch verbessern. Wir müssen etwa noch am entscheidenden Pass vor dem Torschuss arbeiten", analysiert die brasilianische Spielführerin.
Entschlossen, Fussballgeschichte zu schreiben Formiga ist eine der Spielerinnen mit der größten Routine im Team. 1991 trug sie zum ersten Mal das Trikot der brasilianischen Nationalelf, wenn auch damals noch im Juniorinnenbereich. Seitdem ist sie bei allen großen Ereignissen dabei gewesen. Die Silbermedaille bei den Olympischen Spielen in Athen war einer der größten Augenblicke in ihrer Karriere und hat ihrer Ansicht nach einen weiteren Schub für den Frauenfussball in Brasilien bedeutet.
"Die Dinge haben sich danach schon geändert, aber noch müssen die Präsidenten der großen Vereine und die brasilianischen Verbände den Mädchen und Frauen ihre Türen öffnen. Wir haben schon mit einigen Vorurteilen aufgeräumt, aber es liegt noch ein langer Weg vor uns", muss die Kämpferin eingestehen.
Eine der Forderungen der Königinnen des Jogo bonito ist die Einführung einer Frauenliga in ihrem Land. "So wie jetzt ist es sehr schwer, in Form zu bleiben. Die Spielerinnen können nur Hallenfussball oder mit ihren Freunden auf der Straße spielen", beklagt sie. Sie selbst musste ins Ausland gehen. Zunächst spielte sie in Schweden, mittlerweile in den Vereinigten Staaten, beim Team New Jeresey Sky Blue.
Der Gewinn der Weltmeisterschaft könnte dazu beitragen, dass ihre Hoffnungen Wirklichkeit werden. "Träumen darf man immer. Das gilt erst recht für uns, da wir es sehr schwer hatten, so weit zu kommen. Das Ziel, das wir uns gesetzt haben, ist, dass diese Mannschaft für Brasilien Fussballgeschichte schreibt. Ich bin nun schon 16 Jahre dabei, es ist meine vierte Weltmeisterschaft und ich kann voller Überzeugung sagen, dass dies die stärkste Mannschaft ist, die wir je hatten. Keine hatte bislang bessere Chancen, das Finale zu erreichen."
Diese "Ameise" braucht keinen Helm, um zu kämpfen, der Ball an ihren Füßen reicht vollkommen aus...