Donnerstag 24 März 2022, 22:30

Europäische Playoffs: Nordmazedonien schockt Italien

  • Der amtierende Europameister verpasst durch den nordmazedonischen Treffer in der Nachspielzeit zum zweiten Mal in Folge eine FIFA Fussball-Weltmeisterschaft

  • Gareth Bale befördert Wales ins Playoff-Finale, Portugal siegt gegen die Türkei 

  • Krimi in Schweden – am Ende jubelt die Tre Kronor  

Am Donnerstagabend wurde es für acht europäische Teams ernst: Die Playoff-Halbfinals der UEFA-Zone standen an. Während für den amtierenden Europameister Italien und Portugal nach der verpassten direkten Qualifikation viel auf dem Spiel stand, war die Teilnahme an den Playoffs für Österreich und die Tschechische Republik eine Art zweite Chance. Beide Teams fanden über den jeweiligen Gruppensieg in der UEFA Nations League 2020/21 ihren Platz in der europäischen K.-o.-Runde. Wie es in der WM-Qualifikation üblich ist, bot auch dieser Playoff-Abend den Fans die ein oder andere Überraschung. 

Ergebnisse 

Gareth Bale lässt Wales weiter hoffen 

Dass Wales-Coach Robert Page Gareth Bale von Anfang an aufgeboten hat, obwohl er für Real Madrid in letzter Zeit nicht allzu häufig zum Einsatz kam, war wohl die beste Entscheidung des Abends. Der 32-Jährige traf gleich doppelt für die Drachen und sicherte den Walisern damit den Platz im Playoff-Finale gegen Schottland oder die Ukraine. Und das, obwohl die Österreicher zunächst überlegen ins Spiel gestartet sind. Aber in der 25. Minute durchbrach Gareth Bale diese anfängliche Überlegenheit mit einem sehenswerten Freistoßtreffer. Dieses Ergebnis wollten die Österreicher nach der Halbzeitpause nicht auf sich sitzen lassen – mit Kampfgeist und Siegeswillen kamen sie aus der Kabine zurück. Diese Mentalität wurde erneut durch Gareth Bale und dessen zweiten Treffer in der 51. Minute auf die Probe gestellt. Die Österreicher gaben nicht auf und lieferten den Walisern eine spannende und ausgeglichene Partie. Dafür belohnte Marcel Sabitzer sein Team mit einem Distanzschuss, der für Wayne Hennessey unhaltbar ins Tor abgefälscht wurde. Am Ende aber blieb es beim 2:1. Wales Hoffnung auf die erste WM-Teilnahme seit 1958 lebt damit weiter.  

Ein Déjà-Vu in Italien 

David gegen Goliath – oder Italien gegen Nordmazedonien. Der amtierende Europameister war den Nordmazedoniern spielerisch überlegen, konnte diese Überlegenheit aber nicht in Tore verwandeln. Die Azzurri rannten gegen die Abwehr des 67. der FIFA/COCA-COLA-Weltrangliste an und es fehlte ihnen an der letzten Durchschlagskraft im Sechzehner. Mit fortschreitender Spielzeit wuchs auch die Angst vor einer erneuten Zuschauerrolle bei einer WM. Diese Angst nutzten die Nordmazedonier in einem unachtsamen Moment schamlos aus. In der Nachspielzeit machte Aleksandar Trajkovski den Albtraum der Italiener wahr und wurde zum Helden einer ganzen Nation. Die drohende Tragödie konnten die Italiener auch in den letzten Minuten nicht mehr abwenden. Nachdem sie bereits 2018 die WM in Russland verpasst hatten, werden die Azzurri auch in Katar nicht um den WM-Pokal spielen. Nordmazedonien schafft die Sensation und könnte im Playoff-Finale die heutige Leistung endgültig vergolden.  

Joao Pedro Galvao ist nach dem Playoff-Spiel der Qualifikation für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2022™ zwischen Italien und Nordmazedonien am Boden zerstört.

Quaison entscheidet schwedisch-tschechischen Thriller 

Lange Zeit belagerten und neutralisierten sich Schweden und die Tschechische Republik in Solna. In den ersten 90 Minuten bekamen die Zuschauer in der Friends Arena keine Tore zu sehen – es ging in die Verlängerung. 

Nach 110 Spielminuten war es Robin Quaison, der nach einem brillanten Doppelpass mit Alexander Isak zum 1:0 traf und die schwedischen Fans in Ekstase versetzte. Während Schweden nach einem spannenden Spiel weiter von der zweiten WM-Teilnahme in Folge träumen darf, reisen die enttäuschten Tschechen mit leeren Händen nach Hause. 

Otávio glänzt bei Portugals Sieg gegen die Türkei 

Portugal hält den WM-Traum am Leben. Mit einer konzentrierten Leistung schlug die Mannschaft von Trainer Fernando Santos leidenschaftlich kämpfende Türken, die zwar munter mitspielten, aber in der Offensive nicht zwingend genug waren. 

Besonders Otávio konnte aus portugiesischer Sicht im Estadio do Dragão auf sich aufmerksam machen. Nach einem Pfostentreffer von Bernardo Silva erzielte er die Führung selbst, das 2:0 von Diogo Jota bereitete der Mann vom FC Porto in seinem heimischen Stadion vor. Burak Yılmaz verkürzte erst für die Mannschaft von Trainer Stefan Kuntz und scheiterte dann in der Schlussphase mit einem Foulelfmeter an der Oberkante der Latte. Matheus Nunes sorgte in der Nachspielzeit mit dem 3:1 für die endgültige Entscheidung zugunsten Portugals. 

Zahlen und Fakten

6 – Es war das sechste Aufeinandertreffen in Punktspielen zwischen Portugal und der Türkei. In allen sechs Spielen ging die Seleção am Ende als Sieger vom Platz. 

7 – Gareth Bales Freistoßtor war bereits sein siebter direkt verwandelter Freistoß im walisischen Nationaltrikot. 

2 – Italien scheiterte das zweite Mal in Folge in der europäischen Qualifikation – ein Negativrekord für die Azzurri.

18 – Die Friends Arena in Solna ist für Schweden eine echte Festung. Seit unglaublichen 18 Heimspielen in der WM- oder EM-Qualifikation ist die Tre Kronor mittlerweile ungeschlagen. 15 Partien wurden gewonnen, elfmal blieb man ohne Gegentor. Auch die Tordifferenz von 42:7 spricht eine klare Sprache.

Zitate 

“Das war eine gute Nacht, aber wir dürfen nicht vergessen, dass noch ein Spiel übrig ist. Wenn wir es nicht gewinnen, war es heute vergebens. Das war nur die erste Hälfte. Wir haben gewonnen, jetzt geht es in die zweite Halbzeit. Wir werden weiter kämpfen, so wie wir es während der gesamten Qualifikation getan haben. Ich glaube an unsere Chance.” 

Robin Quaison (Aftonbladet)

“Die Europameisterschaft war meine größte berufliche Freude, was heute Abend passiert ist, ist meine größte Enttäuschung." 

Roberto Mancini (Twitter / @Azzurri) 

"Alles, was wir brauchen, ist der Drache auf unserer Brust. Aber Gaz (Gareth Bale) zu haben, ist auch hilfreich."

Connor Roberts (Instagram / @crjroberts)

"Der erste Schritt zu unserem großen Ziel, der Weltmeisterschaft 2022, ist getan. Nichts ist gewonnen, nichts ist erreicht. Wir müssen weiter ernsthaft und konzentriert arbeiten, den Gegner respektieren, aber immer an unsere Fähigkeiten glauben. Força Portugal! Auf nach Katar!"

Cristiano Ronaldo (Twitter / @Cristiano)

Vorschau

Bereits am kommenden Dienstag stehen die ersten Finalspiele der europäischen Playoffs auf dem Plan. Portugal bekommt es mit Nordmazedonien zu tun, Polen trifft auf Schweden. 

Wales wird am Dienstag noch nicht um ein Ticket nach Katar spielen. Sie treffen zu einem späteren Zeitpunkt auf den Sieger der Partie Schottland-Ukraine.