Freitag 03 Juni 2016, 08:55

Sardo hat mit Neukaledonien den Titel im Visier

"Das Spiel gegen Tahiti wird wie immer eng", lautet die Prognose von Thierry Sardo, Nationaltrainer von Neukaledonien, im Exklusiv-Interview mit FIFA.com. Am Sonntag, 5. Juni, treffen er und seine Schützlinge zum Abschluss der ersten Runde des OFC Nationen-Pokals, der zugleich als zweite Runde der OFC-Qualifikation für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018™ fungiert, in Port Moresby auf das Team der Toa Aito. Der Sieger des kontinentalen Turniers vertritt Ozeanien zudem beim FIFA Konföderationen-Pokal Russland 2017.

"Wir bekommen es mit einem körperlich starken Gegner zu tun, der es versteht, den Ball unter Kontrolle zu halten", so der 49-jährige Coach, der seit Anfang 2015 die sportliche Verantwortung für die neukaledonische Nationalmannschaft trägt. "Außerdem sollten wir nicht vergessen, dass es sich dabei um den Titelverteidiger handelt. Daher erwarten wir, dass er gegen uns starken Widerstand leistet und dabei auf seine Qualitäten setzen wird. Es wird also wieder einmal eng zugehen." Tatsächlich lassen die Einstellung und die Entschlossenheit beider Mannschaften den Schluss zu, dass sie sich der Tragweite dieser Begegnung voll bewusst sind. Neukaledonien ist derzeit punktgleich mit Tahiti (jeweils vier Zähler) Tabellenführer der Gruppe A, da es nach dem 7:0-Kantersieg vom Mittwoch gegen Samoa die bessere Tordifferenz aufweist.

Nur der Sieger dieses Duells könnte das gastgebende Papua-Neuguinea, das mit drei Punkten aktuell Gruppendritter ist und wenige Stunden vor dem Aufeinandertreffen der beiden zu Frankreich gehörenden Inselgruppen aus dem Pazifik gegen Samoa spielt, ausreichend auf Distanz halten. "Ich hoffe nur, dass wir den in der letzten Minute verschossenen Elfmeter gegen Papua-Neuguinea, der unseren Einzug ins Halbfinale bedeutet hätte, nicht bereuen werden müssen", so der Kommentar des Nationaltrainers.

"Unser wichtigstes Ziel war es, uns für die dritte Runde der WM-Qualifikation zu qualifizieren. Das haben wir schon geschafft. Jetzt wollen wir hier das Halbfinale erreichen. Und wir haben unser Schicksal in den eigenen Händen", sagt der frühere Assistenztrainer von Alain Moizan, mit dem er Neukaledonien bei der Turnierauflage von 2012 bis ins Finale geführt und dort gegen Tahiti den Kürzeren gezogen hatte. "Diese Niederlage brachte uns um die Teilnahme am FIFA Konföderationen-Pokal 2013. Und das, nachdem wir im Halbfinale sogar Neuseeland aus dem Turnier geworfen hatten", erinnert sich Sardo. "Danach haben wir auch im Vorfeld von Brasilien 2014 eine beherzte WM-Qualifikation gespielt und Neuseeland erneut geärgert."

"Rangordnung kippen" Vier Jahre später sind die Kiwis noch immer präsent. Als Spitzenreiter der Gruppe B werden sie am Samstag gegen die Salomon-Inseln versuchen, ihren dritten Sieg in Folge einzufahren. Damit würden sie in der Vorschlussrunde auf den Zweiten der Gruppe A treffen. Das Vermeiden eines erneuten Duells mit Ozeaniens Giganten in diesem Stadium des Turniers ist daher für die Neukaledonier eine zusätzliche Motivation, um die Partie gegen Tahiti unbedingt für sich entscheiden. Auch wenn Sardo selbst, was immer auch passieren mag, als nächstes Ziel vor Augen hat, "die Rangordnung zu kippen, so es wie bereits 2012 gelungen war." Und 2008, als Neukaledonien schon einmal hinter Neuseeland OFC-Vizemeister geworden war.

"Dank der guten Arbeit der Technischen Abteilung der OFC, die permanent die Ausbildung und Betreuung von Übungsleitern gefördert hat, haben sich alle Nationalteams der Pazifikregion verbessert", meint Sardo. "Die Neuseeländer sind vor allem deshalb immer noch ganz vorn, weil sie über Infrastrukturen und finanzielle Ressourcen verfügen, die in den anderen Ländern des Pazifik schlichtweg nicht vorhanden sind", so Sardo weiter. Trotzdem bewegt sich etwas in einer Region, in der der Fussball in all seinen Facetten immer mehr an Boden gewinnt. Das hat Tahiti mit der Qualifikation für den FIFA Konföderationen-Pokal 2013 und dem Vorstoß ins Finale der FIFA Beach-Soccer-Weltmeisterschaft 2015 eindrucksvoll unter Beweis gestellt. "Tahiti hat ein Programm zur Entwicklung des Beach Soccer auf den Weg gebracht und davon aus sportlicher Sicht umfassend profitiert. Gerade kleinen Ländern bietet diese vielseitige Praxis des Fussballs die Möglichkeit, sich zunehmend mit den größeren Fussballnationen zu messen. Natürlich unter der Voraussetzung, dass man ihnen die dafür erforderliche finanzielle und sportliche Unterstützung gewährt."

Am kommenden Sonntag trifft Neukaledonien auf einen Rivalen, der ihm nicht nur bestens bekannt ist, sondern der auch seine eigenen Ambitionen verfolgt. Diese Hürde zu überwinden und sich so zum dritten Mal in Folge den Finaleinzug zu sichern, würde Sardo und seinem Team indes noch nicht ganz genügen. "Wir sind Wettkämpfer. Deshalb können wir nur dann zufrieden sein, wenn wir auch den Titel gewinnen", so der Trainer abschließend.