Montag 06 Juni 2016, 14:49

Nicht einmal der Himmel setzt dem Fussball in Samara Grenzen

Fussball ist nicht nur die beliebteste Sportart auf dem Erdball, sondern hat auch im Weltraum den einen oder anderen Bewunderer. Einer von ihnen ist der russische Kosmonaut Oleg Kononenko, der vor kurzem offenbarte, dass die Popularität des Fussballs nicht einmal vor der internationalen Raumstation ISS halt macht.

"An Bord der ISS sehen wir uns die Spiele der europäischen und weltweiten Top-Ligen an – einige davon sogar live!", so Kononenko im Interview gegenüber FIFA.com.

Kononenko war bereits drei Mal im Weltall und wurde für seinen Mut mit dem höchsten nationalen Orden als Held der Russischen Föderation ausgezeichnet. Er sagt, dass der Fussball der Lieblingssport der Kosmonauten sei und sie sich sogar manchmal zu einem Kick verabreden, wenn sie wieder festen Boden unter den Füßen haben: "Wir kommen nicht allzu oft zum Spielen. Entweder bereiten wir uns gerade auf einen Flug vor, sind im Weltraum oder erholen uns von den Strapazen des Weltraumfluges. Wenn wir aber eine Mannschaft zusammenbekommen, spielen wir natürlich Fussball. Wenn die Emotionen hochschlagen, verletzt sich der eine oder andere auch schon mal. Mir ist das auch schon passiert. Je näher ein Weltraumflug heranrückt, desto stärker drängen die Ärzte darauf, Kontaktsportarten zu vermeiden. Aber der Fussball ist sehr beliebt und die Kosmonauten spielen recht oft - manchmal auch mit ehemaligen russischen Profis..."

Kononenko schaut sich bevorzugt die Spiele von Dynamo Kiew, dem Verein Krylya Sovetov aus Samara und der niederländischen Nationalmannschaft an. Während der WM unterstützt er aber natürlich das russische Team.

"Wenn Russland mal bei einem Turnier nicht dabei ist, verfolge ich die Traditionsteams aus Deutschland, Frankreich und Spanien. Je besser ich mit dem Team von Krylya Sovetov vertraut bin, desto mehr kann ich mich in die Atmosphäre des Fussball in Samara hineinversetzen, dessen Geschichte 100 Jahre zurück reicht."

Russisches Weltraumkapital Es ist kein Zufall, dass Samara, eines der Austragungsorte der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2018™, gerade Kononenko als Botschafter ausgewählt hat. Die zu sowjetischen Zeiten als Kuybyshev bekannte Stadt ist insbesondere wegen der dortigen Raketenproduktion bekannt. So wurde hier zum Beispiel die Vostok 1 gebaut, die 1961 mit Yuri Gagarin den ersten Kosmonauten ins Weltall beförderte.

"Gagarin landete vor 55 Jahren nach dem ersten bemannten Weltraumflug der Menschheit in Samara. Hier entstanden einzigartige und fortschrittliche Apparate, die für wichtige Aufgaben, wie der Überwachung der internationalen Sicherheit, der Erkundung der natürlichen Ressourcen der Erde und der Erforschung der Umweltbedingungen im Weltraum zum Einsatz kamen. Die regionale Raumfahrindustrie entwickelt zudem medizinische und biologische Forschungssatelliten. Darüber hinaus begann in der Region Samara die Serienproduktion der Sojus-Raketen, der weltweit verlässlichsten Raketenfamilie, die bei der Hälfte aller russischen Weltraumflüge zum Einsatz kommt. Außerhalb der russischen Landesgrenzen kennen indes nur wenige die Stadt Samara. Und das ist in der Tat nicht gerecht. Ich hoffe, dass Samaras Rolle bei der WM dazu beiträgt, dass sich die Stadt der ganzen Welt öffnet", so Kononenko.

Der Kosmonaut glaubt zudem, dass die WM 2018 in Russland der Stadt Samara die einzigartige Chance bietet, sich zu verändern und der Welt ihre Geschichte zu erzählen.

"Meine Frau und ich sind öfters in der Stadt spazieren gewesen. Auf dem Platz des Ruhmes steht eine Gedenktafel, die an mehr als 200 russische und sowjetische Helden erinnert. Ich habe noch nie so viele in einer einzigen Stadt gesehen! Samara ist eine leistungsfähige, starke und intelligente Metropole. Die Menschen in Samara müssen nur die Ärmel hochkrempeln, zeigen, dass sie auf ihre Stadt stolz sind und ihr eine neue Dynamik verleihen."

Raketenstadion Das Bauvorhaben am neuen Stadion erinnert daran, dass in zwei Jahren Fans aus aller Herren Länder nach Samara reisen werden. Kononenko hatte bereits Gelegenheit, die Arena von Samara zu besuchen und zeigte sich beeindruckt:

"Erst aus nächster Nähe nimmt man die gewaltige Struktur wahr, die in Teilen an die Startrampe einer Rakete erinnern soll. Als ich in den dritten Rang hinaufgestiegen und das Stadion von dort oben betrachtet habe, erkannte ich erst, wie kompakt und schön es trotz seiner Größe ist. Und ich ertappte mich dabei, wie ich dachte, was das für ein wunderbares Geschenk für Samara und die Region ist. Auch begriff ich, dass es ein Zentrum der Wissenschaft, Kultur und des Sports ist - mit Fussballschulen für Kinder sowie Trainingsplätzen und Bildungsangeboten, sodass die Region hierauf ihre Zukunft aufbauen muss."

Derzeit bereitet sich Kononenko auf seinen vierten Weltraumflug im Jahr 2018 vor. Er hofft dennoch, die WM-Spiele vor Ort verfolgen zu können, wie er zum Ende des Interviews betont: "Ich habe die Hoffnung, erst nach der WM in Russland zu fliegen. Ich will die russische Mannschaft und die neue Arena in Samara unterstützen - und dieses Mal nicht nur vor dem Fernseher.