Samstag 19 November 2016, 08:04

Lange Strände und Gedenkstätten

Die Wolgograd-Arena mit ihren 45.000 Sitzplätzen wird bei der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018™ Austragungsort mehrerer Gruppenspiele sein und nach dem Turnier das neue Heimstadion des wichtigsten lokalen Fussballklubs FC Rotor Wolgograd. Der Klub befindet sich nach einer längeren Phase der Erfolglosigkeit nun wieder im Aufwind. Rotor Wolgograd gehört zu den berühmtesten Klubs in ganz Russland. Mitte der 1990er Jahre stellte er eines der Spitzenteams im Land und verpasste den Meistertitel mehrfach nur knapp. Die etwas älteren Fans von Manchester United erinnern sich sicher noch aus dem UEFA-Pokal 1995/96 an Rotor Wolgograd. Damals schieden die Schützlinge von Alex Ferguson nach Hin- und Rückspiel (0:0 auswärts und dann 2:2 in Manchester) aus – trotz eines unvergesslichen Treffers von Torhüter Peter Schmeichel.

Wolgograd ist mit gut einer Million Einwohnern rund doppelt so groß wie Manchester. Die Stadt erstreckt sich am Westufer des Flusses Wolga und ähnelt insofern Sotschi, das sich ebenfalls sehr lang an der Küste entlang erstreckt. Von einem Ende der Stadt zum anderen ist es ein entsprechend weiter Weg. FIFA.com hat einige Tipps zusammengetragen, was man in Wolgograd unbedingt sehen sollte, wenn man nicht gerade ein Fussballspiel im Stadion oder beim Fan Fest am Flussufer verfolgt.

Gedenkstätte auf dem Mamajew-Hügel Die Gedenkstätte auf dem Mamajew-Hügel mitten im Zentrum von Wolgograd gehört zu den weltweit wichtigsten Stätten, an denen an den Sieg im Zweiten Weltkrieg – oder Großen Vaterländischen Krieg, wie er in Russland genannt wird – erinnert wird. Für die Russen ist die Gedenkstätte eine Art Nationalheiligtum – ein Ort des Gedenkens, der Trauer, der Heldenverehrung und des Stolzes. Der Mamajew-Hügel ist die wichtigste Landmarke in Wolgograd. Das neue WM-Stadion liegt in unmittelbarer Nachbarschaft.

Im WM-Jahr 2018 gedenkt Wolgograd auch des 75. Jahrestages der Schlacht von Stalingrad. Bei den schweren Kämpfen kamen im Laufe eines halben Jahres mehr als zwei Millionen Menschen ums Leben. Diese Schlacht stellte den Wendepunkt im Verlauf des Krieges dar. Ebenso wie bei einer Reise in den Nordosten Frankreichs ein Besuch der Gedenkstätten für die Gefallenen von Verdun im Ersten Weltkrieg und für die Toten der Normandie im Zweiten Weltkrieg unbedingt zum Programm gehört, ist eine Reise nach Wolgograd ohne Besuch der Gedenkstätte kaum vorstellbar.

Im Zentrum der Gedenkstätte auf dem Mamajew-Hügel befindet sich die Monumentalstatue Mutter Heimat ruft, die zu den größten Statuen der Welt zählt. Die Statue übertrifft beispielsweise die Freiheitsstatue in New York und erreicht eine Höhe von 85 Metern.

Museen und Geschichte In Wolgograd gibt es nur sehr wenige historische Gebäude. Das liegt allerdings nicht daran, dass hier keine wichtigen Ereignisse stattgefunden hätten. Im Gegenteil: Wolgograd (früher Zarizyn und dann Stalingrad) war Schauplatz unzähliger Auseinandersetzungen und Konflikte, von Raubzügen nomadisierender Völker über Bauernaufstände bis hin zur Schlacht von Stalingrad, bei der die Stadt nahezu dem Erdboden gleichgemacht wurde.

Die Stadt wurde 1589 gegründet und erfüllte gut 200 Jahre lang eine wichtige Schutzfunktion als Grenzbefestigung. Später entwickelte sich Zarizyn dank seiner Lage am Fluss und an wichtigen Verkehrswegen zu einer Industriestadt. Im 20. Jahrhundert trug die Stadt mehr als 40 Jahre lang den Namen Stalingrad, unter dem sie aufgrund der Schlacht im Zweiten Weltkrieg weltweit bekannt ist.

Dennoch gibt es einige historisch bedeutsame Gebäude im heutigen Wolgograd. Es empfiehlt sich, einen professionellen Fremdenführer zu engagieren, da nahezu hinter jedem Gebäude eine interessante Geschichte steckt und es schade wäre, einfach nur vorbeizugehen, ohne mehr darüber zu erfahren. Interessant ist auch das Freilichtmuseum Alt-Sarepta, in dem man sehen kann, wie die Wolgadeutschen im 18. und 19. Jahrhundert hier lebten. In der evangelischen Kirche ist noch die alte Orgel erhalten. Es gibt auch einige interessante Gebäude aus dem 20. Jahrhundert,  darunter die größte Lenin-Statue der Welt (57 Meter hoch), das längste Wohnhaus der Welt (1.142 Meter lang), die mehr als 7 km lange "tanzende Brücke" über die Wolga, eines der besten Planetarien weltweit und das größte Wasserkraftwerk Europas.

Fahrt mit der Metrotram Eine Fahrt mit der Tram ist die einfachste Möglichkeit, sich einen Überblick über Wolgograd zu verschaffen: Einfach ein Ticket für die Metrotram kaufen und los geht's. Die Tram wird wegen ihrer hohen Geschwindigkeit Metrotram genannt. Eine Linie erstreckt sich über fast 18 Kilometer entlang der Wolga. Das Magazin Forbes führt die Metrotram von Wolgograd als eines der zwölf interessantesten Straßenbahnnetze der Welt auf, nicht zuletzt wegen zahlreicher Kreuzungstunnel. Die Fahrt über die gesamte Länge bis zur Endstation dauert 32 Minuten.

Schwimmen in der Wolga Am Unterlauf der Wolga wird es im Sommer 2018 ganz sicher nicht zu kalt sein, um einen Tag am Strand zu verbringen! Wolgograd zieht sich fast 100 Kilometer lang am Flussufer und damit länger als alle anderen Städte an der Wolga. An den entsprechend ausgedehnten Sandstränden ist also ausreichend Platz vorhanden.

Wolgograd verfügt über einen großen Hafen für Flusskreuzfahrtschiffe. Mit guter Planung kann man gleich mehrere FIFA WM-Städte von 2018 besuchen, beispielsweise Samara, Wolgograd und Rostow am Don. Die Reise nach Rostow führt über den bekannten Wolga-Don-Kanal.

Die Oblast Wolgograd bietet auch unzählige Möglichkeiten für Outdoor-Aktivitäten. Nicht weit entfernt von der Stadt befindet sich ein großes Überschwemmungsgebiet, die Wolga-Achtuba-Aue. Dieses Gebiet ist als Naturpark ausgewiesen und bildet den Lebensraum für zahlreiche seltene Vogelarten. Angeln, Wassersport und Wandern gehören hier zu den beliebtesten Aktivitäten. Im Umland von Wolgograd befinden sich noch zahlreiche weitere Naturschutzgebiete. In der Umgebung gibt es zudem archäologisch bedeutende Stätten, denn hier befand sich die legendäre Stadt Sarai, einst eine der Hauptstädte des Reiches der Goldenen Horde.

Wolgograds 'Totes Meer' und ein Ritt auf einem Kamel In der Oblast Wolgograd liegt mit dem Eltonsee der größte Salzsee Europas. Es ist im Sommer allerdings nicht möglich, in dem See zu schwimmen, da er in den heißen Monaten fast vollständig austrocknet. Doch in der Nähe gibt es zahlreiche Heilquellen, wo Anwendungen mit Mineralsalzen und Schlammbäder und -packungen durchgeführt werden, ganz ähnlich wie am Toten Meer in Israel. Dem Eltonsee werden sogar noch stärkere Heilkräfte zugeschrieben. Es gibt auch einen Park, in dem Kamelreiten angeboten wird. Allerdings ist der Eltonsee recht abgelegen. Er liegt zwar nur knapp 180 Kilometer (Luftlinie) entfernt von Wolgograd, doch die Straßenverbindung ist 380 Kilometer lang und die Fahrt dauert zirka sechs Stunden. Damit ist ein Tagesausflug dorthin nahezu unmöglich.