Mittwoch 17 Februar 2016, 13:33

Ekaterina Bocharovas Märchen aus dem tiefsten Sibirien

FIFA.com stellt den Fans die drei Finalisten des Design-Wettbewerbs für das Offizielle Maskottchen der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018™ vor. Im Herbst erfolgt eine landesweite Abstimmung über deren Arbeiten, bei der das Maskottchen des Turniers bestimmt wird. Heute lernen wir Ekaterina Bocharova von der Staatlichen Universität Tomsk kennen.

Selbst Menschen, die nie einen Fuß auf russischen Boden gesetzt haben, kennen (angeblich) das Bild von Bären, die allenthalben durch die Straßen russischer Dörfer streifen. Natürlich entspricht dies nicht der Wahrheit, doch ab und zu geschieht es eben doch.

"Tatsächlich waren erst kürzlich im Winter Bären in meinem früheren Wohnort Strezhevoy unterwegs", so Ekaterina Bocharova, eine von drei Finalisten beim Design-Wettbewerbs für das Offizielle Maskottchen der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018™ in einem Interview mit FIFA.com. "Sie kamen aus dem Wald hervor und streiften durch die Straßen – genau  so, wie man es im Ausland immer wieder in Witzen über Russland hört. Aber glauben Sie mir, das passiert wirklich nur sehr selten."

Von den drei Finalisten hatte Ekaterina die längste Anreise nach Moskau zu der offiziellen Veranstaltung zum Auftakt der letzten Phase des Maskottchen-Wettbewerbs. Sie kommt von der Staatlichen Universität Tomsk und lebt mithin 3.500 km von der russischen Hauptstadt entfernt.

Ekaterina wurde in einer der kleinsten Ortschaften des Landes geboren, nämlich in Kedrovy in Westsibirien. 2015 lebten hier lediglich 2.129 Menschen. Damit belegt Kedrovy Platz 1.104 unter 1.114 russischen Städten und Dörfern (Siedlungen und Weiler nicht mitgezählt).

"Kedrovy ist so klein, dass es auf keiner Landkarte zu finden ist", so Ekaterina. "Meine Eltern arbeiten in der Ölindustrie. In dieser Region werden sehr viele Ölfelder erschlossen. Die meisten Menschen arbeiten dort in irgendeiner Form in der Ölbranche. Im zweiten Grundschuljahr bin ich in die etwas größere Stadt Strezhevoy umgezogen, doch auch die ist gerade einmal 40.000 Einwohnern nicht unbedingt eine Großstadt."

Schon früh zeigte sich Ekaterinas kreative Ader: "Ich male schon so lange ich denken kann. Damit habe ich als ganz kleines Kind angefangen. Ganz besonders gern male ich Comicfiguren, und am allerliebsten Katzen und Hunde. Das kann ich auch am besten. Im Anschluss an die Schule ging ich an eine Kunstakademie und dann schließlich an die Staatliche Universität Tomsk, um meine Kreativität für eine Karriere zu nutzen."

Am dortigen Institut für Grafikdesign erfuhr Ekaterina dann auch von dem Design-Wettbewerb für das Maskottchen. "Als ich davon hörte, war mir sofort klar, dass das eine fantastische Gelegenheit ist, etwas für ein großes Publikum zu schaffen, nicht nur für mich selbst. Ich fand, dass ein Wolf ein perfektes Maskottchen wäre. Ich mag Hunde wirklich sehr und habe einen Airedale-Terrier namens Tyson. Er hat mich inspiriert."

Ekaterina ist leidenschaftlicher Fussballfan und drückt Real Madrid die Daumen. Der Wettbewerb ist für sie allerdings in erster Linie beruflich interessant, denn so kann sie in ihrem Traumberuf bekannt werden. "Sollte mein Entwurf tatsächlich gewinnen, wird jeder von mir hören. Das wird mir dann die Gewissheit geben, dass ich mich richtig entschieden habe, was meine Karriere angeht. Ich will auf jeden Fall auch in Zukunft an solchen Wettbewerben teilnehmen.

Ein Erfolg wäre eine riesige Überraschung für uns alle. Natürlich hatten unsere Professoren uns empfohlen, bei diesem Wettbewerb mitzumachen, aber sie wollten uns keine falschen Hoffnungen machen. Niemand hätte gedacht, dass einer von uns gewinnen könnte. Sie wissen noch gar nichts davon und entsprechend groß wird die Überraschung sein, dass ich es in die letzte Runde geschafft habe. Meine Mutter hat vor Freude geweint, als ich ihr davon erzählt habe. Natürlich sind meine Eltern extrem stolz."

Der Design-Wettbewerb für die Wahl des Offiziellen Maskottchens für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018™ begann im April 2015. In der ersten Phase konnten junge Fussballfans zehn Figuren wählen, die ins Rennen gingen, nämlich  ein Amur-Tiger, ein Bogatyr (eine legendäre mittelalterliche Figur), ein Wolf, ein Amur-Leopard, ein Feuervogel, ein Alien, ein Kosmonaut, eine Katze, ein Bär und ein Roboter. Diesen Figuren wurde in der zweiten Phase durch russische Design-Studenten Leben eingehaucht. Nun wurden die drei besten Entwürfe von einer eigens dafür zusammengestellten Jury ausgewählt und so die drei Finalisten bestimmt.

Findet das Märchen für Ekaterina, das Mädchen aus der winzigen sibirischen Ortschaft noch eine Fortsetzung? Das wird sich im Herbst 2016 zeigen, wenn ihr Wolf sowie ein Tiger und eine Katze im endgültigen Design dem breiten Publikum vorgestellt werden, das dann landesweit über das Maskottchen für Russland 2018 abstimmen kann.