Dienstag 02 August 2016, 02:23

Edgardo Bauza neuer argentinischer Nationaltrainer

Der Argentinier Edgardo Bauza wurde zum neuen Nationaltrainer seines Landes ernannt. Dies wurde am Montag, 1. August, von Armando Pérez, dem Vorsitzenden des Normalisierungskomitees des argentinischen Fussballverbands (AFA), bekanntgegeben.

"Wir haben fünf Tage gearbeitet, und zu unseren wichtigsten Aufgaben gehörte die Lösung der Trainerfrage. Wir haben entschieden, Edgardo Bauza zum Nationaltrainer zu ernennen. Wir hoffen, dass er den Erfolg haben wird, den wir benötigen", so Pérez im Rahmen einer kurzen Pressekonferenz, die im Gebäude des AFA in Buenos Aires stattfand.

"Der Vertrag muss so lang wie möglich sein, und wenn wir das Ganze mit Optimismus betrachten, ist das bis Russland", so Pérez auf Anfrage. Er bestritt dabei zu keinem Zeitpunkt, sich auch mit anderen Trainern wie Miguel Ángel Russo und Ramón Díaz getroffen zu haben. Er räumte sogar ein, Gespräche mit dem FC Sevilla geführt zu haben, um über die Ausstiegsklausel im Vertrag von Jorge Sampaoli zu verhandeln, der kürzlich von dem spanischen Klub verpflichtet wurde.

Der 58-jährige Bauza hat in letzter Minute die Modalitäten seiner Freistellung beim brasilianischen Klub FC São Paulo geregelt. Der Klub selbst hatte die Nachricht über seine Kanäle in den sozialen Netzwerken bestätigt, sogar vor der offiziellen Bekanntgabe durch den AFA.

"Der FC São Paulo gibt bekannt, dass Edgardo Bauza den Klub über ein Angebot des AFA informiert hat. Am Montagabend wurde ihm das Amt des Nationaltrainers angeboten und er hat es angenommen. Daher wird er sein Amt als Trainer der Tricolor aufgeben. El Patón, der zu Saisonbeginn verpflichtet worden war, verabschiedet sich damit nach acht Monaten, in denen er einen wichtigen Beitrag zum Neuaufbau des Teams geleistet hat, von unserem Klub", so die Mitteilung.

Die nächsten Schritte Bauza übernimmt damit den Posten, der seit dem Rücktritt von Gerardo Martino am 5. Juli vakant war, und avanciert zum sechsten argentinischen Nationaltrainer in den letzten zehn Jahren. Laut Pérez wird die offizielle Vorstellung am Freitag, 5. August, in Buenos Aires erfolgen.

Seine erste Herausforderung als Trainer der Albiceleste ist der Doppelspieltag der Qualifikation für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018™ im September, an dem Argentinien zu Hause gegen Uruguay und anschließend auswärts gegen Venezuela antreten muss.

Die große Unbekannte für Bauza ist dabei, ob er auf Lionel Messi zählen kann oder nicht. Dieser war nach der Niederlage im Finale der Copa América Centenario gegen Chile aus der Nationalmannschaft zurückgetreten. "Bauza hat zu ihm Kontakt aufgenommen oder wird dies noch tun", versicherte Pérez bezüglich dieser Personalie.

Vom Spielfeld auf die Trainerbank Bauza stammt aus Granadero Baigorria (Santa Fe) und wurde bei Rosario Central ausgebildet. Bei dem Klub verbrachte er auch einen Großteil seiner 15-jährigen Spielerkarriere. Dort überzeugte er als disziplinierter, kampfstarker und torgefährlicher Innenverteidiger und avancierte hinter Ronald Koeman, Daniel Passarella und Fernando Hierro mit 108 Treffern weltweit zum Innenverteidiger mit den viertmeisten Treffern.

Zur selben Generation gehörig wie Daniel Passarella und Oscar Ruggeri erhielt Bauza nur wenige Chancen in der argentinischen Nationalmannschaft, gehörte jedoch zu dem Team, das bei der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 1990 in Italien den zweiten Platz belegte. "Er war immer ein erstklassiger Profi und hat sich nie darüber beschwert, dass er bei dieser WM nicht eine Minute zum Einsatz gekommen ist", so sein damaliger Trainer Carlos Bilardo lobend.

Erste Trainererfahrung sammelte er ebenfalls bei seinem Lieblingsklub Rosario Central, und zwar 1998, sechs Jahre nachdem er die Fussballschuhe an den Nagel gehängt hatte. Zu seinen Schützlingen gehörte unter anderem auch Juan Antonio Pizzi, der aktuelle Nationaltrainer Chiles. Schon bald stellten sich erste Erfolge ein, und er belegte mit dem Team 1998 den zweiten Platz bei der Copa CONMEBOL und gewann 1999 die argentinische Apertura-Meisterschaft.

Ausgewogenheit steht an erster Stelle "Bei der Arbeit bin ich nicht witzig, sondern kann verdammt hart sein", offenbarte er einst in der Zeitschrift El Gráfico. Er ist ein Experte darin, Teams von hinten nach vorn aufzubauen und hat es seit jeher verstanden, aus den von ihm trainierten Mannschaften das Beste herauszuholen, ohne Rücksicht auf die großen Namen der jeweiligen Stars.

Einen großen Erfolg feierte er mit Liga Deportiva Universitaria Quito, das er 2008 als ersten ecuadorianischen Klub zum Titelgewinn in der Copa Libertadores führte. Dabei setzte man sich im legendären Maracanã-Stadion gegen Fluminense Rio de Janeiro durch. Im selben Jahr unterlag er im Finale seiner ersten FIFA Klub-Weltmeisterschaft nur mit 0:1 gegen das große Manchester United.

Später setzte dann der argentinische Spitzenklub CA San Lorenzo de Almagro sein Vertrauen in ihn, als es darum ging, das schlechte Karma abzuschütteln und ebenfalls den ersten Titelgewinn in der Copa Libertadores einzufahren. El Patón** erreichte das Ziel und errang die besagte Trophäe als erster Trainer mit zwei Klubs aus unterschiedlichen Ländern.

"Diese Mannschaft war mit einem sehr vertikalen Ansatz argentinischer Meister geworden…sie sorgte vorne für viel Unruhe, war jedoch hinten nicht solide aufgestellt. Wir haben es geschafft, ein Gleichgewicht herzustellen. Das war für mich der Schlüssel zum Erfolg", erklärte er im Vorfeld seiner zweiten FIFA Klub-WM gegenüber FIFA.com. Am Ende unterlag er erneut im Finale, dieses Mal mit 0:2 gegen Real Madrid.

Beim FC São Paulo setzte man auf Bauza, um die Mannschaft neu aufzustellen, und auch hier wurde er den Erwartungen gerecht. Bei der letzten Auflage der Copa Libertadores zog er mit dem Team ins Halbfinale ein und unterlag dort dem späteren Turniersieger Atlético Nacional. "Wer wäre nicht gern Nationaltrainer?", erklärte er nach dem Ausscheiden angesichts der brodelnden Gerüchteküche.

Seine erste Mission ist es nun, Messi von einer Rückkehr in die Nationalmannschaft zu überzeugen. Das dürfte im Hinblick auf das große Ziel, nämlich die Qualifikation für Russland 2018, eine wichtige Rolle spielen.