Donnerstag 01 Juni 2017, 08:50

Wie die Sowjetunion an Mazurkiewicz verzweifelte

  • Mit Ladislao Mazurkiewicz im Tor erreichte Uruguay 1970 das Halbfinale

  • Von den Medien wurde er später zum besten Schlussmann des Turniers gewählt

  • Der Star der Celeste wurde von Pelés Magie überrascht

Man gebe den Namen Ladislao Mazurkiewicz in eine beliebige Suchmaschine ein und binnen Sekundenbruchteilen stößt man auf diesen einen Augenblick in seiner Karriere.

Es ist nicht die ambitioniert-athletische Parade, die in diesem Bild festgehalten ist und auch keine der schier unzähligen anderen tollen Torwartaktionen, die ihn zu einem der besten Schlussmänner seiner Generation machten. Stattdessen gibt es Unmengen an Videos und Artikeln über den Moment, da der Fan-Liebling Uruguays (fast) das "Opfer" von Pelés unerhörtestem Trick geworden wäre. Mazurkiewicz, das ist letztlich immer auch jener Torhüter, der tatenlos zusehen musste, wie einer tollen Aktion ein Tor versagt wird. Er war einer der zum Zuschauen verdammten Akteure beim legendären ‘Pelé-Bauerntrick’.

"Wir sollten immer daran denken, dass Pelé damals das Tor nicht gemacht hat", erzählte Mazurkiewicz später lachend. "Ich habe ihn davon abgehalten", fügte er mit einem Augenzwinkern hinzu.

Die 2013 verstorbene uruguayische Legende bewies stets Haltung, wenn die Sprache auf den ominösen Vorfall kam. Überhaupt ließ Mazurkiewicz keine Gelegenheit aus, Pelé und Brasiliens WM-Elf von 1970 als "beste Mannschaft aller Zeiten" zu würdigen. Dabei hätte Mazurkiewicz angesichts seiner Erfolge gerade bei diesem tollen Turnier und einer auch sonst glanzvollen Laufbahn ohne weiteres verstimmt sein können, was die Gewichtung dieser einen Geschichte anging.

Denn allzu gern wird vergessen, dass die Medien ihn zum besten Torhüter der WM 1970 in Mexiko wählten – aus gutem Grund. Mazurkiewicz, der schon 1966 in England das Tor seines Landes gehütet hatte und auch 1974 noch einmal eine beeindruckende WM-Endrunde spielte, hielt auf Uruguays Weg ins Halbfinale überragend.

Der Legende zufolge hatte er sich schon als Kind vor ein Garagentor mit Glasfenstern gestellt und seine Freunde herausgefordert, den Ball an ihm vorbei zu schießen. Angeblich musste Mazurkiewicz, dessen Vater aus Polen stammte, niemals für eine zerbrochene Scheibe zahlen.

Seine Fähigkeiten – und die beschriebene Hartnäckigkeit – zeigte er auch, als Uruguay im Viertelfinale 1970 auf die UdSSR traf. Die Sowjets waren zu dieser Zeit eine Größe im internationalen Fussball und für Mexiko hoch gehandelt. Am Mann in Schwarz zwischen den Pfosten der Celeste kamen sie aber nicht vorbei.

Auch dadurch kamen die Südamerikaner, die ohne ihren früh im Turnier verletzt ausgeschiedenen Mittelfeldstar Pedro Rocha auskommen mussten, letztlich zu einem überaus dramatischen 1:0-Sieg. Victor Esparrago schoss das Tor des Tages in der 117. Minute. "Ich habe getanzt, gelacht, gesungen", beschrieb Mazurkiewicz diesen legendären Sieg. "Wir mussten bei 35 Grad Hitze über 120 Minuten gehen und hatten vorher die Befürchtung, dass die europäischen Mannschaften körperlich besser sein würden als wir. Aber an diesem Tag waren wir sogar stärker als die Sowjetunion."

Uruguay stand in der Vorschlussrunde und ihr überragender Torhüter hatte bis dahin nur ein einziges Mal hinter sich greifen müssen. Selbst im Halbfinale gegen Brasilien ging die Mannschaft zunächst in Führung, ehe auch sie von jener magischen, unwiderstehlichen Seleção überrollt wurde.

Doch Mazurkiewiczs Leistung wurde nicht vergessen. Als im Jahr darauf ein Abschiedsspiel für Lev Yashin stattfand, lud die Sowjetlegende den Uruguayer zur Teilnahme ein. Bemerkenswerterweise übergab Yashin bei seiner Auswechslung seine Torwarthandschuhe an Mazurkiewicz und erklärte ihn dabei zu seinem legitimen Nachfolger. Zu dieser Zeit konnte man einem Torhüter kein größeres Kompliment machen.

Hätten Sie's gewusst? Mazurkiewicz gehörte zu den Spielern, die im allerersten WM-Sticker-Album aufgeführt waren, das heute im FIFA Welt Fussball Museum ausgestellt ist. Seit 1970 legt die Firma Panini für jedes Turnier ein solches Album auf.

Aus unserer Sammlung: Der @fifaworldcup_de 1970 war der erste, zu dem Panini ein Stickeralbum herausbrachte. #didyouknow? pic.twitter.com/8pGfslPgxa

— FIFAMuseum (deutsch) (@fifamuseum_de) 1. Juni 2017