Sonntag 09 April 2017, 11:34

Santos über "fundamentalen Faktor"

Portugals Triumph bei der UEFA EURO 2016 ist wohl eine der größten Überraschungen bei einem großen Fussballturnier gewesen, seitdem Griechenland 2004 - in Portugal ausgerechnet - die UEFA Europameisterschaft gewann. FIFA.com hatte nun die Möglichkeit, exklusiv mit Portugals Coach Fernando Santos zu sprechen.

Wie ist es möglich, dass Portugal, das in der Gruppenphase nur mit drei Unentschieden weiterkam, am Ende triumphierte? "Der fundamentale Faktor war der Teamgeist der Mannschaft, in der alle sich wichtig fühlen. Das ist nicht nur ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Es geht um den Teamgeist, der in der Nationalmannschaft bei all denen entstanden ist, die in Marcoussis waren", so Santos, der sich damit auf den kleinen Ort südlich von Paris bezieht, in dem Portugal sein Teamcamp in Frankreich bezogen hatte.

In der Tat liegt das Kunststück bei einer Fussballmannschaft ja auch darin, dass sich nicht nur die elf Mann auf dem Platz als Bestandteil des Teams fühlen, sondern möglichst der ganze Kader. Insbesondere wenn man bei einem großen Turnier und im Vorfeld darauf über einen Monat lang eng zusammenlebt. "Vor allem haben alle Spieler erfahren, dass sie sehr wichtig für das Team sind. Dass man nicht wichtiger oder weniger wichtig ist, wenn man von Anfang an, zehn Minuten oder eine Stunde spielt", sagte Santos weiter. "Und ich glaube, das war während des gesamten Turniers klar, weil erst einige spielten, später kamen andere ins Spiel, wieder andere hatten kürzere Einsatzzeiten."

Nie wurde dieser Teamgeist der Portugiesen deutlicher als im Endspiel gegen den großen Favoriten und Gastgeber Frankreich. Als Superstar Cristiano Ronaldo nach 25 Minuten verletzt vom Feld musste, hätten wohl viele erwartet, dass der Angreifer sich unglücklich zurückziehen würde. Stattdessen verbrachte er den Rest des Spiels als erster Fan seiner Mannschaft am Platzrand.

Eder, der mit seinem Siegtreffer in der Verlängerung des Endspiels in die Annalen des portugiesischen Fussballs eingehen sollte, ist ein Stürmer. Bis zum Finale durfte er nur in zwei Partien ran, insgesamt 13 Minuten stand er auf dem Platz. Nur drei Tore hatte er vorher für die Nationalelf erzielt. Und doch war er es, der den einzigen Treffer an jenem Abend in Paris markierte. "Sie haben alle immer gezeigt, dass sie wichtig sind. Sie hatten das Gefühl, dass der Trainer ihnen vertraut, aber auch, dass sie in Bezug auf ihren Platz im Team eine wichtige Rolle spielten", bekräftigt sein Trainer.

Nun richtet sich der Blick der Iberer auf den FIFA Konföderationen-Pokal im Juni in Russland und auf die ein Jahr später folgende FIFA Fussball-WM™. "Jede Mannschaft, die hier dabei ist, ist in ihrem geographischen Raum bzw. in ihrer Konföderation Meister. Wenn eine Reihe von Teams aufeinandertreffen, die alle Champions sind, hat dies natürlich große Bedeutung", findet Santos, der mit seiner Elf in der Gruppe A gegen Gastgeber Russland, Mexiko und Neuseeland antreten wird.

Für die WM 2018 muss sich die Selecao erst noch qualifizieren, zurzeit belegt man in der Qualifikationsgruppe B nur Rang zwei hinter der verlustpunktfreien Schweiz. "Es kann schwer oder weniger schwer werden, aber ich bin überzeugt, dass wir es schaffen werden", gibt sich der Europameister von 2016 zuversichtlich.