Dienstag 06 Dezember 2016, 10:09

Weltenbummler Tade freut sich auf sechste Klub-WM

Emiliano Tade wirkt entspannt, als er wenige Tage vor der Auftaktpartie von Auckland City bei der FIFA Klub-Weltmeisterschaft 2016 in einem Hotel in Yokohama sitzt. Der argentinische Mittelfeldspieler kennt diese Situation schließlich nur zu gut.

Wie sein Teamkamerad und Kapitän, Angel Berlanga, nimmt Tade zum sechsten Mal in Folge an der Klub-WM teil und könnte nach Einsätzen den Rekord seines ehemaligen Mitstreiters Daniel Koprivcic knacken. Obwohl Tade zu den erfahrensten Routiniers bei diesem Turnier gehört, ist sein Appetit auf die weltweite Vereinsmeisterschaft so groß wie nie.

"Ich erinnere mich noch an meine dritte Klub-WM. Es war die sechste von Daniel Koprivcic und damals dachte ich, dass das kein anderer erreichen kann", sagt Tade im Exklusivinterview mit FIFA.com. "Doch nun spiele ich selbst meine sechste Klub-WM, es ist unglaublich."

"Als Kind schaute ich das Turnier im Fernsehen, als es noch Interkontinental-Pokal hieß und Boca Juniors in Japan spielte. Ich habe den Wettbewerb mein ganzes Leben lang verfolgt und jetzt bin ich hier und nehme daran teil. Es ist wie ein Traum, der wahr wird."

Von allen Erinnerungen Tades an seine damals geliebten Boca Juniors in Japan, hat sich vor allem ihr Triumph gegen Real Madrid beim Interkontinental-Pokal 2000 eingeprägt. "Nie werde ich die Leistung von Juan Roman Riquelme an jenem Tag vergessen, er war herausragend. Noch heute schaue ich mir Videos von seinen Spielen an", sagt er lächelnd.

Noch erstaunlicher indes als die Tatsache, dass Tade sein sechstes Turnier in Folge spielt, ist wohl sein bemerkenswerter Werdegang vom Tellerwäscher zum Klub-WM-Teilnehmer. Tade, der für sein Leben gern reist, verdiente sich von 2007 bis 2008 als Rucksacktourist in Neuseeland mit diversen Nebenjobs etwas Geld, bevor er bei Wellington United, später Team Wellington und schließlich bei Auckland City unterschrieb.

"Ich arbeitete als Tellerwäscher und machte alle möglichen Jobs, und dann entdeckte ich den Fussball - oder der Fussball fand mich, ich weiß nicht, wie das läuft! Aber alles änderte sich, und hier bin ich nun", berichtet der Argentinier, der am Fußgelenk ein Tattoo des Silberfarns, der neuseeländischen Nationalpflanze, zur Schau trägt.

"Manchmal findest du in deinem Heimatland nicht das, wonach du suchst. Und dann musst du aufbrechen, um dich selbst zu finden. Was ich jetzt bei der Klub-WM erlebe, verdanke ich Neuseeland, aber ich werde meine argentinischen Wurzeln und wo ich herkomme nie vergessen."

Sorgfältige Planung Auckland City ist das erste Team, das in Japan angekommen ist. Die Neuseeländer landeten am 30. November in Tokio. Typisch für die minutiöse Vorbereitung von Coach Ramon Tribulietx - "ein Mann, der Fussball atmet", sagt Tade - organisierten die Navy Blues zwei Freundschaftsspiele im Vorfeld des Turniers, das am 8. Dezember beginnt. Nach einer Vorbereitungspartie in Hongkong steht in der Präfektur Kanagawa ein Duell mit dem japanischen Drittligisten SC Sagamihara auf dem Programm.

"Diese Aufwärmspiele sind für uns wohl noch wichtiger als für alle anderen Klubs hier", sagt Tade. "Wir brauchen diese Spiele, um zu sehen, wo wir stehen und wo wir stehen müssen, um mit dem Niveau und dem Tempo bei einer Klub-WM mithalten zu können."

Die Navy Blues, die zum achten Mal bei diesem Wettbewerb dabei sind, bekommen es mit dem Turnierneuling Kashima Antlers zu tun. Die Mannschaft von Masatada Ishii wird vor Selbstbewusstsein strotzen, nachdem im Meisterschaftsfinale der J.League am Samstag ein Sieg gegen die Urawa Red Diamonds gelungen ist. Tade erwartet also einen Härtetest, glaubt aber an ein gutes Ende.

"Sie sind schneller und fitter, sie sind auf einem anderen Niveau, aber gleichzeitig vertrauen wir auf unsere eigenen Stärken", sagt er. "Deswegen sind wir schließlich hier und waren in der Lage, 2014 Dritter zu werden. Ich denke, wir haben gute Chancen."

Wie auch immer die Reise nach Japan 2016 ausgeht für das Team aus Auckland, hat der Weltenbummler Tade bereits ein neues Ziel für die Saisonpause ausgemacht. "Spanien und Thailand gehören zu meinen Lieblingsorten, die ich bereist habe, aber Indien steht als nächstes auf meiner Liste", sagt der Argentinier lächelnd.