Wenige Wochen vor dem Start der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Katar 2022™ setzen die besten Fussballer der Welt in der Vorbereitung alles daran, sich genau zum richtigen Zeitpunkt in Topform zu präsentieren. Doch in Katar kommt Experten auch abseits des Spielfelds eine wichtige Rolle zu. Die FIFA-Abteilung für globale Fussballförderung bereitet sich unter der Leitung von Arsène Wenger, FIFA-Direktor für globale Fussballförderung, auf die Analyse des prestigeträchtigen Turniers vor. Vor diesem Hintergrund kamen Wenger und sein talentiertes Team am 1. und 2. Oktober in Doha (Katar) zusammen, um mit der Aufgabenzuweisung für die Technische Studiengruppe (TSG) zu beginnen und im Anschluss am 3. und 4. Oktober am Weltgipfel der Aspire Academy teilzunehmen. Wie bei jedem von der FIFA ausgerichteten Turnier wird es auch bei der WM in Katar ausführliche technische, taktische und physische Analysen geben, um den Fortschritten und Entwicklungen im Fussball auf den Grund zu gehen. Das Team wird bei jedem Spiel des Turniers vor Ort sein, um die Leistungen der einzelnen Spieler sowie die Umsetzung der taktischen Marschroute durch die jeweiligen Teams zu bewerten. Die im Turnierverlauf durchgeführten Analysen werden im FIFA-Ausbildungszentrum in unterschiedlichen Formaten wie Interviews, Podcasts, Analyseshows und Spielanalyseartikeln frei verfügbar sein.

Obwohl der Wettbewerb erst in über einem Monat beginnt, nimmt Wenger bereits ein Fazit vorweg. "Zum ersten Mal kommen 32 Teams auf ganz engem Raum zusammen, und der Fussball kann mit gutem Beispiel vorangehen und in einer weltweit schwierigen Zeit ein Gefühl der Brüderlichkeit und des gemeinsamen Vergnügens vermitteln", erklärt der französische Taktiker in seiner Rede in der Aspire Academy. "Der Fussball kann bei dieser WM eine einzigartige Vorbildfunktion übernehmen und einen kleinen Beitrag zu Frieden und Einklang auf der Welt leisten. Und natürlich erwarte ich auch einige fantastische Fussballspiele!" Jill Ellis, die mit den USA 2015 und 2019 zweimal die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft™ gewann und jetzt in leitender Funktion für das technische Beratungsgremium der FIFA für Frauenfussball tätig ist, prognostiziert eine weitere Auswirkung des kompakten Turnierformats, mit der die Teams zurechtkommen müssen. "Trainer schaffen gern eine Art Blase, und ich betone immer, dass man die internen Angelegenheiten kontrollieren und die externen managen muss", so Ellis anlässlich des Weltgipfels der Aspire Academy. "Tatsache ist jedoch, dass es schwierig werden dürfte, sich abzuschotten und Zeit zum Entspannen und Abschalten zu finden, wenn alle – einschließlich Fans – auf engem Raum vereint sind. Die Trainer werden also etwas härter arbeiten müssen, um diese Blase zu erschaffen. Aber dies ist die WM, und es wird fantastisch werden! Es gibt nichts Vergleichbares. Ich weiß, dass das Turnier sehr spannend werden und für viele Spieler die Krönung ihrer Karriere sein wird."

Die Tatsache, dass das Turnier anders als sonst gegen Ende des Jahres stattfindet, stimmt Wenger und Ellis optimistisch. "Bei dieser WM erwarte ich zum ersten Mal, dass die besten Spieler in optimaler körperlicher Verfassung hier ankommen", so der ehemalige Trainer vom FC Arsenal und AS Monaco. "Ich habe schon Spieler betreut, die vor dem WM-Start 60 Spiele absolviert hatten und zum Turnierstart völlig erschöpft waren. Diesmal gehen sie mit 20 bis 25 Spielen in den Beinen ins Turnier. Daher werden wir meiner Meinung nach Spieler in Topform sehen."

Während die Einzelspieler vielleicht fitter antreten, vermutet Ellis, dass die kurze Vorbereitungszeit für die Teams eine Herausforderung darstellen könnte. "Ich glaube, ohne eine gewisse Kadertiefe kannst du die WM nicht gewinnen. Du musst mit Sperren und Verletzungen klarkommen. Daher glaube ich, dass ein Team mit einer guten Kadertiefe den Pokal gewinnen wird", meint sie. "Ich glaube, es wird eine sehr wettkampfstarke WM werden!" Es könnte also eine Weltmeisterschaft mit einem beispiellosen Niveau und hochklassigen Auftritten bevorstehen. Gleiches gilt für das Niveau der Analysen, die Wenger und die FIFA-Abteilung für globale Fussballförderung hervorbringen werden. Der TSG, deren genaue Zusammensetzung und Aufgabenverteilung in den nächsten Wochen festgelegt werden, werden nämlich einige große Namen des Weltfussballs angehören, darunter Jürgen Klinsmann, der 1990 mit Deutschland Weltmeister wurde, der ehemalige nigerianische Nationalspieler Sunday Oliseh, der selbst bei zwei Weltmeisterschaften dabei war, sowie Pascal Zuberbühler, ehemaliger Schweizer Nationaltorhüter und jetziger leitender Fussballexperte bei der FIFA.

Den Experten werden fortschrittliche Technologie-Tools und Fussball-Datenbanken wie verbesserte Fussball-KI (Enhanced Football Intelligence) und die FIFA-Fussballsprache (FIFA Football Language) zur Verfügung stehen. Ein Team von Fussballanalysten wird zu jedem einzelnen Spieler und Team bei der WM ein umfangreiches Fussball-Dataset zusammenstellen, wobei ein Fussballanalyst einen Spieler während des gesamten Spiels analysiert und die entsprechenden Daten erfasst. Damit werden neue Erkenntnisse auf einem beispiellosen Niveau zur Verfügung stehen, auf die alle Teams Zugriff haben. Die datengestützten Beobachtungen der TSG werden für die teilnehmenden Teams und deren eigene Analysten ausgesprochen wertvoll sein, aber dank der bei der WM in Katar verfügbaren FIFA Player App auch für die Spieler selbst und sogar für die Fans. "Ziel ist es vor allem, das Fussballverständnis weltweit zu fördern. Gleichzeitig möchten wird die Datenanalysen und Beobachtungen der technischen Experten aber auch nutzen, um den zuschauenden Fans ein besseres Erlebnis zu bieten", so Wenger während einer Diskussion zum Einfluss von Fussballdaten.

"Denn heutzutage wolle die Fans informiert sein. Jeder hat immer eine Meinung, und ich bin sicher, dass die Nachfrage noch steigen wird. Wir haben hier eine ausgezeichnete Möglichkeit, die Fans stärker in Wettbewerbe einzubinden. Das werden wir bei der WM zeigen." Und es wird rund um den Globus sicherlich nicht an Fans mangeln, die das Turnier verfolgen, insbesondere in den 32 teilnehmenden Ländern. Wenger hofft, dass mit der Zeit jedes qualifizierte Land in der Lage sein wird, mit ernsthaften Ambitionen auf den Turniersieg in eine WM zu gehen. "Seit Uruguays Weltmeistertitel hat kein Land mit weniger als 40 Millionen Einwohnern mehr eine WM gewonnen", bemerkt er. "Kroatien war ganz nah dran und ist ein hervorragendes Vorbild für kleinere Länder." "In einem Nationalteam spiegelt sich immer die Identität der Menschen seines Landes wider. Die Weltmeisterschaft hat einen so hohen Stellenwert, weil sich hier jeder mit seinem Team identifizieren kann und weil sie eine Belohnung für eine qualitativ gute fussballbezogene Politik in den Ländern bietet. Deshalb wollen wir den Fussball weltweit fördern: um allen eine Chance zu geben."