Freitag 09 Dezember 2022, 13:15

"Sie vergessen, dass wir alle gleich sind" – Willian über Anfeindungen im Netz

  • Willian hat Brasilien wegen Hass im Netz verlassen

  • Willian unterstützt die FIFA-Kampagne "No Discrimination" während der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™

  • FIFA-Dienst zum Schutz vor Anfeindungen in den sozialen Medien während der WM

Nur sehr wenige Fussballer sprechen so offen über ihre Erfahrungen wie Willian. Der brasilianische Stürmer wendet sich vehement gegen Online-Trolls, die Social-Media-Kanäle nutzen, um Fussballern Hassbotschaften zu senden. Seine jüngsten Erfahrungen in Brasilien, wo seine Familie online beleidigt und bedroht wurde, zwang ihn zu einer Rückkehr nach England, wo er jetzt für den FC Fulham aktiv ist.

"Wenn ich ein schlechtes Spiel abgeliefert hatte oder nach Niederlagen, wurden ich und meine Frau auf unseren Social-Media-Kanälen direkt beleidigt und angegriffen. Sie haben meine Familie, meine Töchter angegriffen. Da habe ich angefangen, mich dazu zu äußern und gesagt, dass ich das nicht mag", so Willian im Gespräch mit der FIFA. "Ich finde, sie könnten vielleicht sagen: 'Du hast kein gutes Spiel gemacht' oder 'Du hast bei diesem Spiel nicht gut gespielt', aber sie können nicht meine Familie angreifen und schreckliche Dinge sagen und schreiben." "Deshalb habe ich mich manchmal an die dortige Polizei gewandt, um herauszufinden, ob sie diese Leute, die sich hinter ihren Computern und Smartphones verstecken, vielleicht ausfindig machen können."

Ich habe gelitten, meine Familie und meine Töchter haben gelitten, weil die Leute uns in den sozialen Medien angegriffen haben. Deshalb stehe ich jetzt an der Seite der FIFA.

Willian

Schließlich konnte die brasilianische Polizei zwar einige der schlimmsten Täter festnehmen, aber Willian ist von dieser Erfahrung gezeichnet. "Das ist wirklich schwierig, weil du manchmal gar keine Lust mehr hast zu spielen", meint er. "Du trittst an und plötzlich denkst du: 'Was ist, wenn ich schlecht spiele? Dann werden sie wieder hinter mir her sein, sie werden wieder hinter meiner Familie her sein.' Deshalb wollen Fussballer manchmal gar nicht mehr spielen. Wir geben alle unser Bestes, aber manchmal haben wir halt einfach keinen guten Tag." Wenn die Aufmerksamkeit der ganzen Welt auf der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ in Katar ruht, setzt Willian sich mit aller Kraft für die FIFA-Kampagne No Discrimination ein, die sensibilisieren und dazu anregen soll, gegen Diskriminierung aktiv zu werden.

No Discrimination - 2022 FIFA World Cup Qatar Campaign

"Ich unterstützte diese Kampagne, weil ich vor einem Jahr in Brasilien war und dort sehr gelitten habe. Auch meine Familie hat sehr gelitten, weil die Leute angefangen haben, uns in den sozialen Medien anzugreifen, meine Familie anzugreifen, meine Töchter. Deshalb stehe ich jetzt an der Seite der FIFA, um zu versuchen, solche Dinge zu unterbinden, die mich manchmal sehr traurig machen", erklärt der 34-Jährige. Außerdem ermutigt Willian die Spieler, die in Katar dabei sind, bei der WM den FIFA-Dienst zum Schutz vor Anfeindungen in den Sozialen Medien zu nutzen. Der Dienst steht allen Spielern zur Verfügung und soll sie vor Anfeindungen in den sozialen Medien abschirmen. "Ich glaube, das wird sehr hilfreich sein, denn einige Spieler schauen sich das an und lassen es an sich abprallen. Aber andere macht das sehr traurig, sie verändern sich und bringen aufgrund dieser Situation schlechtere Leistungen", meint er. "Deshalb glaube ich, dass es sehr hilfreich sein wird."

Wir fragten Willian nach seiner wichtigsten Botschaft für all diejenigen, die die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ verfolgen werden. Denkt immer daran, dass die Spieler auch Menschen sind. "Ich glaube, sie vergessen das. Ich glaube, sie vergessen, dass wir alle gleich sind", sagt er. "Ich habe nur einen anderen Beruf. Ich habe Töchter, ich habe eine Ehefrau. Ich habe auch meine Probleme, genau wie andere Menschen." "Ich glaube aber nicht, dass sie so denken. Sie glauben, wir wären Superhelden, dass wir auf den Platz gehen und zeigen müssen, dass wir stark sind, dass wir keine Probleme haben, dass alles perfekt ist. Aber das ist es nicht. Das ist nicht die Realität."