Wie ein Rapidler Russlands Fussball veränderte

Nur wenige Menschen in Europa wissen, dass es ein Spieler von Rapid Wien war, der den Fussball in Russland einen großen Schritt nach vorne brachte. Die Rede ist von Anatoli Zinchenko, der als erster Spieler der Sowjetunion in Westeuropa spielen durfte.

"Ich, Anatoli Alexejewitsch** **Zinchenko, ein Sowjetbürger, muss mich im Ausland angemessen für einen Sowjetbürger verhalten und unsere Werte aufrechterhalten" – dieses Mantra wurde dem Mittelfeldspieler von der Partei mit auf den Weg gegeben, als er 1980 von Zenit Leningrad (dem heutigen Zenit St. Petersburg) zum SK Rapid Wien wechselte und damit ein absolutes Novum darstellte. Vor ihm durfte keiner der in der Sowjetunion als Amateure geltenden Fussballspieler im kapitalistischen Ausland gegen den Ball treten.

"Meine Karriere näherte sich damals dem Ende. Doch dann gab es dieses Angebot von Rapid, ich konnte aber nicht glauben, dass man mich in den Westen gehen lassen würde", sagte Zinchenko gegenüber FIFA.com. Da man in der Sowjetunion einen Fussballspieler nicht zum Profi werden lassen wollte, wechselte er offiziell als Ingenieur nach Österreich und spielte "nebenher" eben "a bisserl" Fussball. "So wurde es kaschiert", erinnert sich der dreifache sowjetische Nationalspieler, der sein Gehalt bei Rapid übrigens an die sowjetische Handelsdelegation abgeben musste.

"Das Wichtigste für mich war, dass ich die Erwartungen der Leute, die mich für den Transfer empfohlen hatten, erfüllen würde", so Zinchenko. "Das ist mir durch meine Leistungen und Erfolge gelungen. Es war mir eine Ehre, zwei Mal Meister und österreichischer Pokalsieger zu werden. In der Sowjetunion konnte ich dagegen keine Titel gewinnen."

Noch wichtiger als seine Erfolge in der Alpenrepublik dürfte aber Zinchenkos Funktion als Pionier gewesen sein – denn nach ihm gab es zahlreiche russische Profis, die in ganz Europa ihre Mannschaften verstärkten und große Titel gewannen. "Vermutlich habe ich meinen Beitrag dazu geleistet. Nach mir durften weitere Spieler wechseln und sowjetische Fans haben sich zunehmend für ausländische Teams interessiert", resümiert Zinchenko. Auch finanziell gab es ein Happy End,  denn die von Rapid ausbezahlten Prämien durfte der Russe behalten und kaufte sich davon bei seiner Rückkehr ein Auto.