Arsène Wenger wurde im vergangenen Monat von der FIFA zum Leiter für globale Fussball-Entwicklung ernannt
Der Ex-Trainer des FC Arsenal ist derzeit bei der FIFA Klub-Weltmeisterschaft in Katar
Der Professor über die Rolle der FIFA, Video-Schiedrichterassistenten, den Stellenwert von Spitzenfussball und weitere Themen
Im vergangenen Monat gab die FIFA eine wichtige Neuverpflichtung bekannt, nämlich Arsène Wenger. Der ehemalige Trainer von Nagoya Grampus Eight, AS Monaco und FC Arsenal wurde als neuer Leiter für globale Fussball-Entwicklung der FIFA benannt. In seiner neuen Rolle ist er dafür verantwortlich, die Förderung und Entwicklung des Frauen- und Männer-Fussballs rund um die Welt weiter voranzutreiben.
Somit nutzt einer der langjährigen Spitzentrainer in der Geschichte der höchsten englischen Spielklasse nun die enorme Erfahrung aus seiner überaus erfolgreichen Trainerkarriere in einer ganz anderen Funktion zum Wohle des Fussballs. Wir fragten den 70-Jährigen, wie er das Leben abseits der Seitenlinie empfindet.
"Diese Umstellung war für mich ziemlich schwierig, da ich mein ganzes Leben einem ganz bestimmten Aspekt des Fussballs gewidmet hatte, nämlich dem Wettbewerb. Es ging immer vor allem darum, das nächste Spiel zu gewinnen", so Wenger vor Medienvertretern in Katars Hauptstadt Doha. "Jetzt hingegen geht es darum, wie der Fussball selbst gewinnen kann: Wie können wir das schönste aller Spiele rund um die Welt noch besser machen?"
Dank seiner intensiven Beschäftigung mit allen Aspekten des Spiels ist Wenger die Idealbesetzung für seine neue Rolle. Er fungiert als führende Autorität in technischen Fragen und legt einen besonderen Schwerpunkt auf die Trainerausbildung, während er die Entwicklung des Fussballs rund um die Welt vorantreibt.
"Die FIFA erfüllt drei Funktionen: sie organisiert Wettbewerbe, sie ist für deren ordnungsgemäße Durchführung und die Festlegung der entsprechenden Regeln verantwortlich und sie ist für die Entwicklung des Fussballs rund um die Welt zuständig", so Wenger. "In Europa haben wir das Privileg, dass an der organisatorischen Front nicht allzu viel zu tun ist. Doch es gibt eine tiefe Kluft zwischen Europa und dem Rest der Welt.
Die FIFA ist dafür verantwortlich, dass sich der Fussball überall mit der gleichen Geschwindigkeit entwickelt. Es gibt einen Bedarf an der Organisation von Wettbewerben, an der Förderung von Trainern und Spielern – und wir versuchen, dem gerecht zu werden."
Wenger ist derzeit in Katar bei der FIFA Klub-Weltmeisterschaft™ präsentiert von Alibaba Cloud, wo die siegreichen Klubs der Königsklassen der einzelnen Kontinente um den Titel kämpfen. Derzeit nehmen sieben Teams an dem Turnier teil, nämlich die sechs kontinentalen Champions und ein Vertreter des Gastgeberlandes. Ab 2021 soll das Turnier dann mit einem neuen Format und 24 Teams ausgetragen werden.
"Derzeit gibt es zwei Ansprüche: zum einen den lokalen Anspruch in Ländern, wo die Fans vor Ort an ihrem jeweiligen Klub interessiert sind", so Wenger, "und zum anderen internationale Fans, die Duelle der Besten gegen die Besten sehen wollen.
Es gibt die Forderung nach Spitzenfussball. Was man auf lokaler Ebene verkaufen kann, lässt sich auf internationaler Ebene nicht mehr verkaufen. Diese Nachfrage muss gestillt werden. Die Leute wollen Spitzenfussball sehen, weil sie wissen, was das bedeutet."
2016 war die FIFA Klub-Weltmeisterschaft das erste FIFA-Turnier, bei dem zur Unterstützung der Schiedsrichter Video-Assistenten eingesetzt wurden, wenn es um spielentscheidende Situationen ging.
Seitdem wurde der Einsatz von VSA in der gesamten Fussballwelt enorm ausgeweitet. Bei der FIFA Fussball-WM Russland 2018™ und der FIFA Frauen-WM Frankreich 2019™ waren VSA im Einsatz und in der englischen Premier League, in der Wenger von 1996 bis 2018 als Trainer aktiv war und drei Meistertitel holte, werden in dieser Saison ebenfalls erstmals VSA eingesetzt.
"Ich denke, dass mehr richtige Entscheidungen getroffen werden", so Wenger über die Einführung der VSA in der Premier League. "Wir sind allerdings in der Premier League noch im ersten Jahr, da kann noch nicht alles perfekt sein.
Es wird noch ein wenig dauern, bis alles noch etwas effizienter und schneller läuft, doch das wichtigste Ziel besteht für mich darin, die Anzahl der richtigen Entscheidungen zu erhöhen, und genau das wird ja auch schon erreicht. Wir arbeiten zusammen mit den Schiedsrichtern hart dafür, das System weiter zu verbessern."
Ganz offensichtlich spricht der Mann, der sich seinen Spitznamen "Professor" redlich verdient hat, auch in seiner neuen Funktion für die FIFA immer noch mit der gleichen Leidenschaft vom Fussball wie in seiner Zeit als aktiver Trainer auf höchstem Niveau.