Mittwoch 08 März 2023, 03:00

Sabrina Suárez: Hindernisse mit Fortbildung in Chancen verwandeln

  • Suárez als erste Frau stellvertretende Generalsekretärin des venezolanischen Fussballverbands 

  • 2022 nahm sie am FIFA-Programm für weibliche Führungskräfte teil 

  • Suárez gegenüber FIFA.com: "Ausbildung entscheidend für Tätigkeit im Sportmanagement" 

Der Fussball gehört zu Sabrina Suárez' Leben seit sie denken kann. Anfangs beobachtete sie mit Neugier ihre drei älteren Brüder. Etwas später spielte sie im Innenhof ihres Wohnhauses bereits selbst mit, weil sie für Zwei-gegen-zwei-Spiele gebraucht wurde. Im Alter von zwölf Jahren stand sie dann auch selbst auf dem Platz.  

Das Schicksal bremste ihren Wunsch von einer Fussballkarriere jedoch aus. Weit entfernt davon, aufzugeben, beschloss sie, die Hindernisse in Chancen zu verwandeln und dem Sport treu zu bleiben, der bei ihr zur Leidenschaft geworden war. Angefangen hat sie damit im Jahr 2001, im Alter von 14 Jahren, als sie in einer venezolanischen Jugendauswahl spielte und dann von einer Knieverletzung eiskalt ausgebremst wurde.  

"Ich habe mich nicht etwa vom Fussball abgewandt, sondern bin auf die digitalen Plattformen ausgewichen und habe FIFA gespielt!", meint die aktuelle stellvertretende Generalsekretärin des venezolanischen Fussballverbands (FVF) lachend im Gespräch mit FIFA.com. "Damals begann ich, mich für E-Sportrecht zu interessieren", fügt Suárez hinzu, die bei der FIFA auch als Repräsentantin des Programms e-Sports des FVF fungiert. 

Sabrina Suárez, Deputy Secretary General of the Venezuelan Football Federation

2013, drei Jahre nach dem Abschluss ihrer Ausbildung zur Rechtsanwältin, türmte sich dann ein zweites Hindernis vor ihr auf. "Ich spielte wieder in einer Regionalliga, zog mir einen Kreuzbandriss zu und mir wurde klar, dass meine Zukunft im Fussball nicht auf dem Platz war", meint sie rückblickend und nicht ohne Humor. Während der Reha trainierte sie ihr letztes Team, Independiente Las Mercedes, aus ihrer Heimatstadt Barquisimeto. "Aber das war nicht meine Berufung."  

Wo ihre Berufung lag, kristallisierte sich ab 2016 heraus, als sie eine Tätigkeit im Rechtsbereich des Klubs Deportivo Lara aufnahm. "2018 schloss ich mein Studium des öffentlichen Rechnungswesens ab und befasste mich in meiner Abschlussarbeit mit der Ausbildung junger Sportler unter Einschluss einer Analyse der damaligen Situation und der Bestimmung von Elementen der Administration. Das Endprodukt war ein Managementprogramm für die Ausbildung", erklärt sie. 

Noch im gleichen Jahr verließ sie den Klub und übernahm die Leitung einer kleineren Liga. Ich habe sie bis Juni 2021 auf der Verwaltungs-, Kommunikations- und Marketingebene geleitet, den Fussball in der venezolanischen Region Centro-Occidental gefördert und für die breite Masse zugänglicher gemacht. Dann kam die Berufung durch die neue Verbandsführung." 

Women in Football Leadership Programme

Förderung und Ausbildung – die Schlüsselwörter 

Suárez ist die erste Frau im Generalsekretariat des FVF, ein großer Erfolg, der sie jedoch nicht davon abhält, sich kontinuierlich weiterzubilden. Davon zeugt auch ihre Teilnahme am FIFA-Programm für weibliche Führungskräfte im Jahr 2022. "Für mich war das wegweisend, weil ich heute eine bessere Vorstellung davon habe, was es bedeutet, eine solche Position im Sportbereich zu bekleiden", erklärt sie. 

"Während des Programms hatte ich nicht nur mit vielfältigen Fällen zu tun, sondern konnte mich in Bezug auf meine Führungsrolle auch selbst besser kennenlernen. Seitdem versuche ich, dieses Wissen und diese Informationen in meine Arbeit einfließen zu lassen und in Seminaren und Programmen, die vom Verband gefördert werden, zu verbreiten, damit andere Frauen solche Führungspositionen als Alternative sehen können." 

Laut Suárez spielt das Wachstum des Frauenfussballs im Land dabei eine wichtige Rolle. "Immer mehr Mädchen und junge Frauen wollen, wie ich damals, Fussball spielen. Heute sind die Bedingungen für sie besser. Beispielsweise haben wir nach der Pandemie begonnen, Turniere zu organisieren, die diese Sportart stärker in den Blickpunkt rücken. Unsere Liga wurde sogar auf der FIFA-Plattform FIFA+ übertragen. Außerdem gibt es immer mehr Ausbildungsklubs." 

Sabrina Suárez, Deputy Secretary General of the Venezuelan Football Federation

Auch auf der Ebene der Nationalteams gibt es positive Signale. "Unsere Trainerin Pamela Conti gibt zunehmend Spielerinnen aus der lokalen Liga eine Chance und nutzt die FIFA-Fenster, damit sie mehr Spiel- und Wettkampfpraxis sammeln können. Darüber hinaus gibt uns die Rekrutierung von Talenten auf nationaler Ebene Aufschluss darüber, wie es um das Universum in den einzelnen Regionen bestellt ist." 

Suárez hebt auch die Bedeutung der Nominierung von venezolanischen Schiedsrichtern für die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Australien & Neuseeland 2023™ hervor. "Obwohl wir uns nicht qualifiziert haben, werden zwei Frauen aus unserem Land am Wettbewerb mit der größten Resonanz teilnehmen. Auch das ist ein Zeichen für unsere Fortschritte in dieser Disziplin und dafür, dass wir viele Dinge richtig machen." 

Was ist also zu tun? "Ich möchte, dass sich die zunehmende Professionalisierung auf dem Spielfeld auch in einer Professionalisierung der Führungsbereiche widerspiegelt. Immer mehr Frauen, die sich dazu berufen fühlen, sehen hier Chancen für sich. Es ist kein einfaches Metier, aber eine gute Ausbildung ist der Schlüssel für eine Tätigkeit im Sportmanagement. Mit Studium, Kompetenzförderung, Charakterstärke und Selbstvertrauen ist es zu schaffen."