Der ehemalige Spieler von Atlético Madrid, dem FC Liverpool, Barça und dem spanischen Nationalteam über die Notwendigkeit, über Probleme zu sprechen
Wichtige Rolle des Sportpsychologen in seiner Karriere als Spieler und Privatperson
"Es geht darum, zu reden, und die Gedanken, die du dir so machst, etwas abzuschütteln"
Die sportliche Karriere von Luis García war ziemlich erfolgreich. Fast 20 Jahre lang war er Fussballprofi und erlebte in dieser Zeit sechs ausgesprochen erfolgreiche Spielzeiten. Von 2002 bis 2008 war er für Atlético Madrid, den FC Liverpool und den FC Barcelona aktiv. Dank seiner Erfolge auf Vereinsebene schaffte er sogar den Sprung in den spanischen Kader für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2006™.
In all diesen Jahren arbeitete Luis García mit vielen Spielern und Trainern zusammen und erhielt gute und schlechte Ratschläge. In der Saison 2005/06 riet ihm beispielsweise der damalige Fitnesstrainer des FC Liverpool, Pako Ayestarán, einen Sportpsychologen aufzusuchen. Er folgte dem Rat, und seine Spielerkarriere nahm eine radikale Wende.
"Nach und nach wurde mir bewusst, wie wichtig es ist, kopfmäßig gut eingestellt zu sein und zu versuchen, immer gute Gedanken, positive Gedanken zu haben", erklärt er im Gespräch mit FIFA.com anlässlich der Kampagne #ReachOut.
Mit dieser Kampagne, die Anfang August gestartet wurde, möchte die FIFA auf die Symptome psychischer Erkrankungen aufmerksam machen, die Betroffenen ermutigen, bei Bedarf Hilfe in Anspruch zu nehmen, und jeden dazu anhalten, sich täglich um sein psychisches Wohlbefinden zu kümmern.
Mithilfe von ehemaligen Fussballern wie Luis García will die FIFA für dieses Thema sensibilisieren, damit die psychische Gesundheit einen immer höheren Stellenwert einnimmt. Laut dem ehemaligen spanischen Nationalspieler hat der Sportpsychologe jedenfalls seinen Alltag als Fussballer total verändert.
"Es geht darum, zu reden, und die Gedanken, die du dir so machst oder Dinge, die du im Laufe des Tages erlebt hast, etwas abzuschütteln. Es ist hilfreich, sich mit jemandem auszutauschen, der einem Instrumente zum Umgang mit bestimmten Situationen an die Hand geben kann."
Aus eigener Erfahrung weiß er, dass solche Gespräche gut sind, um die Höhen und Tiefen zu verarbeiten, die ein Spieler im Laufe einer Saison erlebt. Als Beispiel nennt Luis García die Zeit beim FC Liverpool.
"Ich habe während der Spiele sehr gelitten. Mein damaliger Trainer, Rafa Benítez, war an der Seitenlinie immer ziemlich laut und ich spielte auf dem Flügel. [Ich hörte also viel von dem, was er rief]. Und wie ich schon oft gesagt habe, hat mir Jamie Carragher immer gesagt, dass ich den Ball nicht verlieren darf ... Solche Dinge wirken sich aus, auch wenn du es nicht willst. Am Ende der Partie bist du frustriert, du fühlst dich nicht wohl und grübelst zu Hause über all die Dinge, die du nicht gut machst."
Luis García änderte durch den Sportpsychologe seine Herangehensweise an solche Situationen. "Er hat mir geholfen, diese Situationen und Gedanken abzukapseln und auszublenden. Ich habe gelernt, sie beiseitezuschieben und mich auf das eigentlich Wichtige zu konzentrieren, nämlich auf den nächsten Spielzug."
"Der Sportpsychologe hilft dir, mit jedem Spielzug umzugehen. Du darfst dich nicht an einer verpassten Chance oder einem verlorenen Ball festklammern", so Luis García und verdeutlicht das Ganze mit einem Beispiel: "Wir sind alle schon mal in einem Spiel ausgebuht oder ausgepfiffen worden. Die Sportpsychologie hat mir geholfen diesen Situationen zu entrinnen oder die negativen Gedanken in positive umzuwandeln. Ich habe mich immer ganz auf das Spiel konzentriert und danach alles auf dem Platz zurückgelassen. Ich habe gelernt, mich nur auf die positiven Dinge zu konzentrieren und konnte dadurch auf dem Spielfeld viel mehr geben."
Trotzdem war es nicht einfach, einem Mitspieler den Besuch bei einem Sportpsychologen ans Herz zu legen. "Zu meiner Zeit war es nicht üblich, einen Psychologen aufzusuchen, um über solche Dinge zu sprechen", meint Luis García. "Wenn ein Mitspieler traurig wirkt, keine Scherze mehr macht und nicht mehr mit den Teamkameraden essen geht, weißt du, dass es ihm nicht gut geht. Aber trotzdem ist es nicht einfach, damit umzugehen. Die betroffene Person macht oft dicht, möchte nicht darüber reden oder sich öffnen", erklärt er und unterstreicht noch einmal, wie wichtig es ist, psychische Probleme zu erkennen.
Tatsächlich ist es nicht nur wichtig, dass die Betroffenen sich psychische Probleme bewusst machen, sondern auch, dass man die Symptome psychischer Krankheiten erkennt. Daher möchte Luis García seine eigenen Erfahrungen teilen, um anderen zu helfen: "Ich habe die Situation erlebt, dass ich mich mit etwas nicht wohl gefühlt habe und das Bedürfnis hatte, mit jemandem darüber zu sprechen. Als ich dann die Möglichkeit hatte, mit einem Sportpsychologen zu reden und mir das gut getan hat, begann ich, über meine Erfahrung zu berichten. Auf diese Weise habe ich versucht, Mitspielern zu helfen und ihnen zu zeigen, dass sie mit jemandem reden können, der ihnen bei all ihren Sorgen hilft."
Zu guter Letzt möchte Luis García noch einen Aspekt in den Vordergrund rücken, der ihm am Herzen liegt und nach dem er oft gefragt wird, nämlich die Nachwuchsspieler. "Man muss ihnen zu Beginn der Karriere Unterstützung bieten. Sie heben manchmal etwas ab und glauben, dass damit schon alles geschafft ist. Junge Menschen müssen von dem Druck befreit werden, Fussballer sein zu müssen oder zu wollen. Diesen Druck machen sie sich selbst, aber auch Familien und Freunde. Das ist nicht förderlich für die Entwicklung und sie verlieren den Spaß am Fussball – dabei ist der Spaß das Allerwichtigste."
Befrienders Worldwide Befrienders Worldwide bietet weltweit Hilfe und Unterstützung für Menschen, die sich in einer emotionalen Notlage befinden oder Selbstmordgedanken verspüren. Besuchen Sie https://www.befrienders.org/ und https://www.befrienders.org/other-helpline-organisations, um Hilfsangebote in Ihrem Land zu finden.
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