Freitag 06 Januar 2017, 12:11

Pogba: "Ich bin sehr stolz auf Griezmann"

Paul Pogba gehört aktuell ganz sicher zu Frankreichs besten Akteuren. 2013 führte er sein Team zum Titelgewinn bei der FIFA U-20-Weltmeisterschaft. Nach dem Sprung in die A-Nationalmannschaft nahm er mit den Bleus an der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Brasilien 2014™ teil und erreichte bei der UEFA EURO 2016 im eigenen Land das Finale. Der 23-Jährige hat sich zu einem der besten Mittelfeldspieler der Welt entwickelt. Nachdem er mit Juventus Turin vier Mal in Folge die italienische Meisterschaft gewonnen hatte, wurde er im vergangenen Jahr durch seinen Transfer zu Manchester United zum teuersten Fussballer aller Zeiten.

Der imposante Mittelfeldspieler steht für eine neue Generation Talente, die gemeinsam die wohl stärkste französische Auswahlmannschaft seit dem Gewinn der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ 1998 im eigenen Land bilden, damals unter der Führung von Pogbas Idol Zinédine Zidane. Wie sein Freund und Nationalmannschaftskamerad Antoine Griezmann wurde auch Pogba für die Auszeichnung The Best – FIFA-Weltfussballer nominiert. Der Stürmer von Atlético Madrid schaffte allerdings den Sprung aus der 23er-Vorauswahl in die Endauswahl mit Cristiano Ronaldo und Lionel Messi. Pogba traf sich mit FIFA.com zu einem Gespräch über Grizous Chancen gegen Cristiano Ronaldo und Lionel Messi, über den als FIFA-Welttrainer nominierten Zidane und seine Einschätzung der Finalisten beim FIFA-Puskás-Preis.

Antoine Griezmann ist neben Cristiano Ronaldo und Lionel Messi für die Auszeichnung als FIFA-Weltfussballer nominiert. Was empfinden Sie bei dieser Nominierung eines Freundes aus der Nationalmannschaft?Ich bin sehr stolz auf ihn. Ich weiß, was er durchgemacht hat. Im ersten Jahr nach seinem Wechsel zu Atlético Madrid hat er nicht allzu viel gespielt sondern saß oft nur auf der Bank. Er sprach damals mit mir und meinte, er sei frustriert. Es war hart für ihn, nicht zu spielen. Aber er hat nur umso härter trainiert - und jetzt gehört er zu den drei Nominierten für die Auszeichnung The Best. Ich freue mich sehr für ihn und insbesondere auch darüber, dass ein Franzose sich so gut schlägt. Die Franzosen besinnen sich auf ihre Stärken, wie unsere Vorgänger.

Welches sind Griezmanns größte Stärken?Ich denke, sein Abschluss. Früher war er gar kein richtiger Stürmer, aber jetzt schießt er sehr viele Tore. Dabei ist er clever und nutzt seinen Körper perfekt. Er ist ja nicht besonders groß, sondern eher klein, schnell, wendig – und er schießt eben viele Tore. Das macht ihn zu Griezmann, zu dem sehr starken Spieler, der er ist.

Wie ist er denn in der Umkleidekabine? Da wären Sie bestimmt überrascht! Er ist einer der lustigsten Typen, die ich kenne. Er hat immer Spaß im Training. Er arbeitet hart, aber er hat Spaß dabei - alles spielerisch. Wir haben viel Spaß. Manchmal stellt er sich ins Tor und zeigt echt starke Paraden. Manchmal tut er so, als wäre er Didier Drogba und hält den Ball die ganze Zeit in der Luft.

Sie zeigen ja in den sozialen Medien immer wieder beeindruckende Tanzeinlagen. Was ist mit Antoine?Er hat durchaus was zu bieten! (lacht). Er hat einige coole Moves drauf Aber er zeigt das nicht so gern. Eigentlich will er auch gar nicht, dass ich das erzähle. Er mag es eben nicht unbedingt, damit anzugeben. Aber er ist auf jeden Fall ein guter Tänzer.

Was originelle Torjubel angeht, haben Sie sich ja den 'Dab' so ziemlich zu eigen gemacht. Was sagen Sie zu Griezmanns Torjubel? Wissen Sie was? Diese Sache mit der Telefon-Geste war bei der EURO 2016 etwas Besonderes, weil er der Einzige war, der es so gemacht hat. Aber mein 'Dab' kam rund um die Welt noch besser an als sein 'Hotline Bling'-Jubel. Ehrlich gesagt habe ich sogar selbst mal seinen 'Hotline Bling' gemacht! Das beweist doch wohl, dass er wirklich gut ist… (lacht)

Seit 2008 hat stets Messi oder Ronaldo die Wahl zum besten Fussballer des Jahres gewonnen. Wann wird diese Dominanz zu Ende gehen?Wenn die beiden aufhören, so viele Tore zu schießen, oder nicht mehr auf ihrem aktuellen Niveau spielen. Oder wenn andere Spieler kommen, die ebenso gut oder sogar noch besser spielen. Und selbst wenn jemand gleich stark wie Cristiano Ronaldo oder Lionel Messi wäre, kommt ja auch noch das Verhalten abseits des Platzes hinzu. Es geht mittlerweile um mehr als Fussball, würde ich sagen. Erst wenn jemand die beiden übertreffen kann, auf dem Platz und abseits davon dieses Level erreichen kann, dann wird es so weit sein. Ich weiß allerdings auch nicht, wann das sein wird, denn die beiden sind immer noch auf allerhöchstem Niveau.

Das ist Fussball pur. Ich genieße ihre Spiele, ich genieße ihre Tore. Sie tragen dazu bei, dass ich den Fussball so sehr liebe. Wenn ich sie sehe, dann versuche ich auch selbst, noch besser zu werden. Ich verspüre das Bedürfnis, ihnen nachzueifern.

Wer könnte Ihrer Meinung nach die Vorherrschaft der Beiden durchbrechen?Es gibt durchaus einige Spieler, denen das zuzutrauen ist. Da wäre zum einen Zlatan bei Manchester United. Er könnte das durchaus schaffen. Er ist zwar schon 35, doch er gehört seit zehn Jahren zur absoluten Spitze, spielt herausragend und schießt viele Tore. Auch Hazard, Neymar und Suárez spielen sehr stark und schießen viele Tore. Sie sind großartige Spieler und wenn sie weiterhin treffen, können auch sie es schaffen. Aber sie müssen weiterhin Tore schießen, denn das tun ja auch Cristiano und Messi, die mit ihren Leistungen immer ganz oben stehen.

Sie waren dieses Jahr wieder in der Vorauswahl von 23 Spielern. Wie nah sehen Sie sich an der Dreier-Endauswahl?Davon bin ich noch weit entfernt. Natürlich ist es schön, zu den besten zehn, fünf oder drei zu gehören, aber darum geht es mir eigentlich nicht. Wenn ich zu den drei Besten gehöre, dann will ich auch die Nummer 1 sein – und davon bin ich noch recht weit entfernt. Also muss ich weiter hart arbeiten und gut spielen, denn ich möchte nicht Zweiter oder Dritter sein. Das sind die undankbarsten Plätze. Natürlich wäre ich stolz darauf, denn es bedeutet, dass man auf dem richtigen Weg ist, aber ich will nach ganz vorn.

Mit Zinédine Zidane ist bei den nominierten Trainern ein weiterer Franzose im Rennen. War er für Sie ein großes Idol? Ich bewundere ihn sehr. Als ich noch jünger war, habe ich viele Videos von ihm gesehen und mir genau angeschaut, wie er spielte. Ich mag große Spieler, doch es gibt ein paar darunter, die noch etwas mehr zu bieten haben. Auf dem Platz stehen elf Spieler und im Kader sind 22 oder so, aber man sieht trotzdem nur einen oder zwei. Er machte immer wieder ganz besondere Dinge, seine ganze Spielweise war sehr elegant und sehr schön anzuschauen. Genau so war es bei Ronaldinho. Das sind Spielertypen, die etwas ganz besonderes zu bieten haben. Auch Zidane hatte das. Ich habe immer nur nach ihm geschaut. Der Ball war irgendwo auf dem Feld, aber ich habe nach Zidane geschaut.

Sie waren 1998 erst fünf Jahre alt, als er im WM-Finale gegen Brasilien zwei Mal per Kopf traf. Wie gut erinnern Sie sich an dieses Turnier?Zidane war Zidane. Er hat Frankreich gerettet. Alle sprachen nur von Zidane. Von Barthez und von den Toren von Thuram wird viel weniger gesprochen. Frankreich hatte eine sehr gute Mannschaft, ein völlig geschlossenes Team. Wir sprechen heute meist nur noch von Zidane, weil er im Finale diese beiden Kopfballtore erzielt hat. Ehrlich gesagt würde ich auch den anderen Spielern sehr applaudieren.

Zidane sagte einmal, sie könnten "einer der besten Spieler aller Zeiten" werden Was für ein Gefühl ist es, solch ein Lob von ihm zu hören? Wenn jemand wie er so etwas sagt, dann haut dich das regelrecht um! Man muss das positiv sehen und entsprechend aufnehmen. Man muss sehr konzentriert bleiben, denn wenn man sich in die andere Richtung entwickelt, also rückwärts, dann sagen die Leute: "Ach, seht nur – man hat so viel von ihm erwartet, und wo ist er nun..." Man muss immer konzentriert bleiben und wissen, wohin man will. Ich habe meine persönlichen Ziele und werde nicht ruhen, bevor ich sie erreicht habe.

Sie haben selbst bereits viele spektakuläre Tore erzielt und können daher ein fundiertes Urteil abgeben. Für welches der drei nominierten Tore beim FIFA-Puskás-Preis würden Sie sich entschieden, und warum?Ich glaube ich würde mich für Daniuska entscheiden. Sie spielt erst in der Altersklasse U-17 und hat nach einer fantastischen Einzelleistung ein tolles Tor erzielt. Auch der Freistoßtreffer und der Scherenschlag sind klasse, aber ich würde mich für sie entscheiden.

Haben Sie auch schon Tore erzielt, die für den Puskás-Preis in Frage kämen?Wenn es der Pogba-Preis und nicht der Puskás-Preis wäre? (lacht). Der dritte Platz wäre wohl mein Volleytor gegen Swansea, wegen der Technik. Das war alles andere als ein leichtes Tor (lacht). (Anm. d. Red.: Beim 3:1-Sieg von Manchester United gegen Swansea am 6. November 2016). Auf Platz 2 käme mein Tor für Juventus gegen Neapel. Zuerst habe ich den Ball nicht richtig getroffen. Er flog hoch und dann habe ich ihn mit einem Volley reingejagt (Anm. d. Red.: beim 3:0-Sieg gegen Neapel am 10. November 2013). Und auf Platz 1 kommt mein Lieblingstor, gegen Udinese. Schauen Sie es sich selbst an! (Anm. d. Red.: beim 4:0-Sieg am 19. Januar 2013).