Montag 07 März 2016, 11:57

Lahm: "Den jungen Spielern fehlt teilweise der letzte Biss"

Philipp Lahm spielt beim FC Bayern München zwar immer noch eine tragende Rolle, ist aber nach Deutschlands Triumph bei der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2014™ aus der Nationalmannschaft zurückgetreten und hat das Ende seiner Karriere, die ihm die wichtigsten Titel im Vereins- und Nationalmannschaftsfussball einbrachte, mit dem Jahr 2018 bereits fixiert.

Natürlich macht sich ein erfahrener Spieler öfter auch seine Gedanken um den Zustand des Fussballs im Allgemeinen und der Nationalmannschaft im Besonderen – kürzlich teilte Lahm diese nun in einem Gespräch mit Eurosport mit.

"Ich glaube, die Spieler kommen fussballerisch reifer und technisch beschlagener aus der Ausbildung", sagte der 32-Jährige über die aktuelle Nachwuchs-Generation, machte aber auch einige Mängel aus: "Der Konkurrenzkampf ist durch die Leistungszentren da, aber teilweise fehlt vielleicht der letzte Biss. Wenn ich mir aber unsere Jugend anschaue, ist oft selbstverständlich geworden, dass man mit den Profis mittrainert. Zu meiner Zeit war das anders."

Als Generalkritik an den heute jungen Spielern möchte der ehemalige Kapitän der deutschen Nationalelf das aber nicht verstanden wissen: "Man darf allerdings nicht vergessen, dass uns diese Generation bei der Weltmeisterschaft weitergeholfen hat." Mit André Schürrle, Toni Kroos, Thomas Müller, Christoph Kramer, Matthias Ginter, Julian Draxler, Shokdran Mustafi und Erik Durm standen acht Spieler im deutschen WM-Kader von 2014, die 24 Jahre alt oder jünger waren, mit Mario Götze schoss der neunte das entscheidene Tor im Finale gegen Argentinien.

"Man darf nie sagen, dass es früher besser oder schlechter war. haben die Platzhirsche natürlich geschaut, dass ihnen ihr Platz nicht weggenommen wird", erinnert sich der Außenverteidiger, der unter Pep Guardiola auch zum Mittelfeldspieler umfunktioniert wurde, an seine Anfangszeiten im Profifussball. "Heutzutage ist man sofort integriert in die Gruppe, weil es einfach so viele junge Spieler gibt. Vielleicht fehlt manchmal ein bisschen die Demut."

Nach diesen Äußerungen ist es nicht unbedingt überraschend, dass Lahm darauf baut, dass mit Bastian Schweinsteiger ein erfahrener Spieler die DFB-Auswahl bei der Europameisterschaft in Frankreich anführen wird – auch wenn dieser bei Manchester United FC momentan keine einfache Zeit durchmacht: "Jeder, der Bastian und seine Vergangenheit kennt, was er geleistet hat und wie er immer zurückgekommen ist, der kann keine Zweifel haben. Er wird auflaufen und die Mannschaft führen. Es ist wichtig, dass er dabei ist, weil er viel Erfahrung hat und man sich in den entscheidenden Momenten immer auf ihn verlassen konnte. Man braucht als Mannschaft Spieler, an denen man sich immer festhalten und hochziehen kann."

Für viele Beobachter kam es durchaus ein wenig überraschend, dass der Münchener nach der WM in Südamerika seine internationale Karriere beendete, damals war er gerade erst 31 Jahre alt und zumindest die Teilnahme an der EURO 2016 hatten viele von ihm noch erwartet und vielleicht auch erhofft. "Es war schon nicht einfach, bei der Nationalmannschaft nach zehn Jahren aufzuhören. Aber ich bin jemand, der sich gerne auf Einschnitte im Leben vorbereitet. Das Karriereende ist natürlich ein noch größerer Einschnitt", erläuterte der Mann, der mit den Bayern die historische vierte Meisterschaft in Folge in anstrebt. "Diese Zeit habe ich mir gegeben und irgendwann ist es auch einmal gut. Ich habe lange auf sehr hohem Niveau Fussball gespielt und da ist es natürlich schön, wenn man über sein Karriereende selbst bestimmen kann und niemand sagt: 'Wann hört der denn endlich auf'." Unwahrscheinlich, dass diese Worte in den nächsten Jahren über Lahm fallen werden.