Santa Fe ist Meister der ersten Auflage der Liga Águila Femenina in Kolumbien
FIFA-Forward-Programm war entscheidend für die Schaffung dieser Profiliga
Leicy Santos, Starspielerin von Santa Fe: "Ein Traum ist wahr geworden"
Als Leicy Santos und ihre Teamkameradinnen von Idependiente Santa Fe am 24. Juni das Spielfeld betraten, um sich im großen Finale der kolumbianischen Liga Águila Femenina mit Atlético Huila zu messen, rieben sie sich verwundert die Augen. Sage und schreibe 33.327 Zuschauer bevölkerten die Ränge des Campín-Stadions. "Das war unfassbar. Ich kann gar nicht sagen, was das für ein Gefühl ist, wenn du siehst, dass so viele Fans dich unterstützen."
Die 21-jährige kolumbianische Nationalspielerin, die schließlich den entscheidenden Treffer erzielen und ihrem Team den Titel sichern sollte, weiß eines ganz genau: "Das beweist, dass der Frauenfussball die Leute interessiert", meint sie im Gespräch mit FIFA.com. Daran dürfte es keinen Zweifel geben, denn dies war die zweithöchste Zuschauerzahl in der Geschichte des Vereinsfussballs der Frauen. Nur das Finale des englischen FA Cup im Mai verfolgten noch mehr Fans, nämlich 35.271.
Santos und die anderen kolumbianischen Nationalspielerinnen hatten bereits seit geraumer Zeit eine Profiliga gefordert. Ein Turnier, in dem sie im eigenen Land auf höchstem Niveau spielen und ihre Kompetenzen ausbauen können, mit dem Ziel, den kolumbianischen Frauenfussball unter der Weltelite zu etablieren und die Ergebnisse einer Nationalmannschaft zu verbessern, die seit 2010 bei den ganz großen Turnieren dabei ist. Die Kolumbianerinnen waren bei FIFA Frauen-Weltmeisterschaften, den Olympischen Spielen und der Copa América dabei.
Dank der Bemühungen des kolumbischen Fussballverbandes, der Vereinigung der kolumbianischen Profimannschaften Dimayor sowie der wirtschaftlichen und strukturellen Unterstützung der FIFA über das Entwicklungsprogramm Forward konnte der Plan 2017 endlich in die Tat umgesetzt werden. Jorge Fernando Perdomo gibt sich zufrieden.
"Wir sind hoch zufrieden", versichert er uns. "Die Erwartungen aller Beteiligten haben sich erfüllt. In sportlicher Hinsicht haben sich die Klubs sehr hochklassig präsentiert, organisatorisch haben wir die Anforderungen einer Profiliga erfüllt und veranstalterisch haben wir den Fussballfans in unserem Land eine Alternative geboten, die sie angenommen haben. Sie haben die Partien in den Stadien und auch im Fernsehen verfolgt. Auch die Medien haben mitgezogen, über jeden Spieltag berichtet und so einen Beitrag dazu geleistet, den Frauenfussball zu positionieren."
Die Liga Águila Femenina in Zahlen
An der ersten Auflage haben 18 Mannschaften teilgenommen. Diese Zahl soll für die nächste Saison beibehalten werden. Sie beginnt im Januar. Im Oktober 2018 wird dann die dritte Auflage mit 36 Teilnehmern starten – unterteilt in eine 1. und eine 2. Liga.
Das kolumbianische Fernsehen hat ein Spiel pro Spieltag übertragen, und beim Finale wurde bei der Einschaltquote ein Rating von 7.3 erreicht. In der nächsten Saison können aufgrund einer Vereinbarung mit regionalen Sendern mehr als sieben Partien pro Spieltag übertragen werden.
Die Partien wurden am selben Tag angesetzt wie die der Männerliga, um Zuschauer anzuziehen, die mit einer Eintrittskarte beide Spiele sehen konnten.
Santa Fe wurde unbesiegt Meister und hatte am Ende in 16 Begegnungen 15 Siege und nur ein einziges Remis zu verbuchen. Im Finale setzte sich das Team im Hinspiel mit 2:1 bei Atlético Huila durch und gewann das Rückspiel dank des Treffers von Leicy Santos mit 1:0.
Die Cardenales vertreten Kolumbien als Meister bei der nächsten Copa Libertadores Femenina.
Die wirtschaftliche Unterstützung seitens der FIFA und des kolumbischen Fussballverbandes waren entscheidend, um alle Klubs dieser ersten Auflage der Liga mit Trainings- und Spielausrüstung auszustatten und die Unterkünfte von Spielerinnen und Trainerstäben bei Auswärtsspielen zu finanzieren. Außerdem wurde die Dimayor bei der Ausrichtung von Promotionsveranstaltungen für das Turnier unterstützt.
Dank weiterer Zuwendungen aus Kolumbien selbst konnten die Flugreisen der Teams finanziert und die Siegerinnen mit Stipendien an Universitäten prämiert werden.
Für Santos, die aus sehr bescheidenen Verhältnissen stammt und im Alter von 13 Jahren ihr ganzes Leben umkrempelte, um sich ganz auf den Fussball zu konzentrieren, ist mit dieser Liga ein Traum in Erfüllung gegangen. "Meine Eltern haben mich bedingungslos unterstützt, als ich auf eine unsichere Zukunft zusteuerte. Jetzt haben sie mich mit Santa Fe im Finale gesehen, waren vor Ort und ich glaube, sie sind die stolzesten Eltern der Welt. Mit dieser Liga geht ein Traum in Erfüllung und es wird eine Tür aufgestoßen, die sich hoffentlich nicht wieder schließen wird."
Die Spielerin weiß sehr wohl, dass noch viel zu tun bleibt, doch die Entwicklung geht in die richtige Richtung. "Der Frauenfussball hat dank der FIFA, der Förderer und der Medien auf internationaler Ebene eine beeindruckende Stärke erlangt. Es ist ein weiter Weg, aber die ersten Ansätze sind gut."
Perdomo kann ihr da nur zustimmen. Diese erste Liga ist nur der Anfang. "Wir wissen, dass wir weiter arbeiten und viele Aspekte verbessern müssen, aber zumindest haben wir die Kultur einer Frauen-Profiliga in unserem Land angelegt. Sie dürfte auf kontinentaler Ebene eine der besten sein und weltweit unter den 'Top 5' rangieren. Wir haben sehr talentierte Spielerinnen und werden auf Funktionärsebene alles daran setzen, dass dies ein Erfolg wird."
Der kolumbianische Frauenfussball hat die Tür aufgestoßen. Jetzt wird sie niemand mehr schließen.