Johnson: "Die Jordanierinnen freuen sich auf das Turnier"

"Seid stolz darauf, dass ihr das Nationaltrikot tragen und euer Land vertreten dürft. Spielt mit Herz und Verstand. Und genießt diese unvergesslichen Momente." Diese Botschaft wird Jordaniens englischer Nationaltrainer Robbie Johnson den jungen Jordanierinnen am 30. September vor ihrem ersten Spiel bei einem FIFA-Wettbewerb mit auf den Weg geben.

Wenn am kommenden Freitag der Anpfiff zur FIFA U-17-Frauen-Weltmeisterschaft 2016 erfolgt, werden die Augen der Fussballwelt auf das International Stadium von Amman gerichtet sein. Denn dort findet das Eröffnungsspiel zwischen Gastgeber Jordanien und Spanien statt. Die einheimischen Fans hoffen natürlich, dass diese Partie für die jungen Jordanierinnen, die sich möglichst für die zweite Runde qualifizieren wollen, eine gelungene Premiere wird. Außerdem bekommen sie es in ihrer Gruppe noch mit Mexiko und Neuseeland zu tun.

Der aus England stammende Nationaltrainer sprach mit uns darüber, wie er das gastgebende Team auf die Auftaktpartie vorbereitet hat. "Das wird ein schweres Spiel. Spanien stand bei der jüngsten Turnierauflage 2014 in Costa Rica im Finale. Und bei der UEFA Europameisterschaft unterlagen die Spanierinnen erst nach Elfmeterschießen gegen Deutschland. Der spanische Fussball hat generell ein hohes Niveau. Dies gilt sowohl für den Männerfussball als auch für die Frauen. Wir haben uns einige Spiele der spanischen Auswahl angesehen und dabei jede Menge Beobachtungen machen können. Im Hinblick auf unser direktes Aufeinandertreffen werden wir vor allem an unserer Taktik arbeiten."

Beim ersten WM-Auftritt der jordanischen U-17-Frauen tragen etliche Spielerinnen zum ersten Mal überhaupt das Nationaltrikot ihres Landes, wobei die meisten von ihnen bereits in der nationalen Meisterschaft oder in der Qualifikation für den AFC Asien-Pokal gespielt haben. Zudem machte Johnson im Gespräch mit uns deutlich, dass diese Weltmeisterschaft eine völlig andere Dimension besitzt. "Dieses Auftaktspiel ist für die Mädchen von historischer Bedeutung. Was den Erwartungsdruck anbelangt, mache ich mir jedoch keine Sorgen. Wir haben eine sehr gute Vorbereitung hinter uns und unter WM-nahen Bedingungen gegen Venezuela und Brasilien gespielt. Auch wenn wir beide Spiele verloren haben, sehr beunruhigt bin ich deshalb nicht. Die Mädchen haben in den Begegnungen mit diesen beiden starken Mannschaften, die auch beim bevorstehenden WM-Turnier dabei sind, viel gelernt."

"Vor diesem Niveau dürfen meine Spielerinnen keine Angst haben. Sie müssen einfach das umsetzen, was sie in den Trainingslagern der vergangenen Monate gelernt haben. Sie haben bewiesen, dass sie unter unterschiedlichen Bedingungen mithalten können. Ich habe Vertrauen in die Mannschaft. Und ich weiß, dass sie den erforderlichen Kampfgeist mitbringt, um hier etwas zu erreichen, was einige für unmöglich halten."

Nach der Partie gegen Spanien stehen den Jordanierinnen zwei für den weiteren Turnierverlauf entscheidende Duelle bevor. Zunächst geht es am 3. Oktober in Irbid gegen Mexiko, danach folgt am 7. Oktober in Zarqa die Partie gegen Neuseeland. Nationaltrainer Johnson schätzt die beiden Gegner wie folgt ein: "Die Mexikanerinnen sind physisch stark und schnell. Und auf dem Platz sind sie gut aufgestellt. Mit dem neuseeländischen Team haben wir uns ebenfalls intensiv beschäftigt und dabei einiges an Informationen zusammengetragen. Jetzt werden wir die Neuseeländerinnen bei ihren beiden ersten Gruppenspielen beobachten, um so ein noch konkreteres Bild von ihnen zu bekommen. Das Wichtigste für uns ist, mental für die bevorstehenden Herausforderungen gerüstet zu sein."

Unter den jordanischen Fans ist dennoch eine gewisse Unsicherheit zu spüren. Da ihr Land zum ersten Mal an diesem FIFA-Turnier teilnimmt, befürchten sie, dass ihre Mannschaft vielleicht deutliche Niederlagen kassieren könnte. Andere wiederum sind der Meinung, dass die Jordanierinnen durchaus in der Lage sind, Spiele zu gewinnen und die K.-o.-Runde zu erreichen. Auf unsere Frage, was Trainer Johnson dem jordanischen Volk versprechen könne, antwortete er: "Im Fussball kann man grundsätzlich nichts versprechen, zumindest nicht von den Ergebnissen her. Da kann man vorher noch so viel planen, auf dem Spielfeld kann dann alles ganz anders verlaufen. Mit Sicherheit kann ich nur sagen, dass die Mädchen auf dem Platz alles geben werden. Sie können den Beginn des Turniers kaum noch erwarten. Und sie haben in der Vorbereitung ein großes Engagement an den Tag gelegt. Inzwischen verfügen sie auch über die notwendige mentale Stärke und Entschlossenheit, um in der Vergangenheit gemachte Fehler nicht zu wiederholen und ihre wahren Fähigkeiten unter Beweis zu stellen."

"Ich denke, dass ihr Auftritt aus verschiedenen Blickwinkeln verfolgt wird. Es ist das erste Mal, dass sie die Unterstützung von uns allen brauchen werden. Mein persönlicher Dank gilt in diesem Zusammenhang vor allem den Familien der Spielerinnen, die uns sehr unterstützt haben. Ich konnte förmlich fühlen, wie sehr diese dem Tag entgegenfiebern, an dem 'ihre' Nationalspielerinnen diese große Mission für ihr Land in Angriff nehmen."

Zum Abschluss sagte uns der englische Coach noch seine Meinung zu dem bevorstehenden WM-Turnier. "Dass die erste FIFA U-17-Frauen-Weltmeisterschaft im Nahen Osten in Jordanien stattfindet, erfüllt hier alle mit Stolz. Das kann ich aus eigenem Erleben bestätigen. Das Turnier wird dazu beitragen, die Entwicklung des jordanischen Fussballs weiter zu beschleunigen. Und was die Favoriten für den WM-Titel betrifft, so haben bei den vorangegangenen Turnieren viele Mannschaften ihr Potenzial gezeigt. Nach meiner Auffassung werden Japan, die DVR Korea, die USA, Spanien, Deutschland und Venezuela um den Titel spielen. Vielleicht wird es aber auch eine Überraschung geben."