Jetzt oder nie für Venezuelas Futsal

Mit seinen 35 Jahren Lebenserfahrung, 15 Spielzeiten als Profi und dem Status als Kapitän des Nationalteams ist der Venezolaner José Falcón eigentlich ein Routinier. Gleichwohl kann er die größer werdende Aufregung nicht verbergen, die ihn im Vorfeld des näher rückenden südamerikanischen Qualifikationsturniers für die FIFA Futsal-Weltmeisterschaft Kolumbien 2016 erfasst hat.

"Ich denke mal, dass das trotz meiner Erfahrung normal ist", räumt der Pivotspieler, der sogar acht Jahre lang im prestigereichen italienischen Futsal aktiv war, im Gespräch mit FIFA.com ein. "Venezuela wird weiterhin die Chance haben, erstmalig eine WM zu bestreiten, aber für mich wird es die letzte Gelegenheit sein. Es würde mich glücklich machen, dazu beizutragen, dass es dieses Mal geschieht, zumal Kolumbien für mich ein besonderer Ort ist", ergänzt Falcón.

"Ich habe zwei Spielzeiten bei Real Bucaramanga gespielt, in einer Stadt, die außerdem einer der Austragungsorte ist", erklärt Cheo, wie alle Josés in seinem Land für gewöhnlich gerufen werden. "Sowohl dort wie auch in Medellin sind die Menschen sehr futsalverrückt. Ich weiß, dass sie es kaum erwarten können, dass das Turnier beginnt. Es wird eine fantastische Atmosphäre herrschen", ergänzt Falcón, der heute in der Nähe seiner Heimatregion Tachira für den Klub Guerreros del Lago aktiv ist.

Der zweikampfstarke und spielintelligente Akteur hat schöne Erinnerungen an Bucaramanga, wo er zwei Mal Meister sowie Torschützenkönig der Saison 2015 wurde. In jener Zeit traf er auch auf Vereinsebene mit seinem Landsmann und aktuellen Nationalcoach Eudo Villalobos zusammen. "Der Trainer und ich sprechen manchmal darüber, wie schön es wäre, im Rahmen der WM wieder zurückzukehren. Unsere Freunde dort versicherten uns, dass wir uns wie zu Hause fühlen würden, obwohl ich mir da nicht ganz sicher bin", sagt er augenzwinkernd angesichts der sportlichen Rivalität zwischen den beiden Nationen.

"Vor allem wäre es eine großartige Sache für Venezuelas Futsal", sagt Falcón ruhig. "Unser Sport ist dank der Einführung der Profiliga und der Unterstützung durch verschiedene Sektoren sehr stark gewachsen. Die Teilnahme an einer WM in unserer Nachbarschaft würde die Disziplin auf eine neue Stufe heben. Auch das muss uns motivieren."

Der richtige Zeitpunkt?Der zweimalige Gewinner der Copa Merconorte und dreimalige Finalist der Copa Libertadores - jeweils mit verschiedenen Teams - ist sich der Größe der Herausforderung bewusst, die ihm bei der WM-Qualifikation ab dem 5. Februar in Paraguay bevorsteht.

Venezuela muss in Gruppe A mindestens Zweiter werden, um in das Halbfinale einzuziehen. Anschließend ist das Erreichen eines Podiumsplatzes Pflicht, um eines der drei verfügbaren Tickets zu ergattern. Außer wenn Kolumbien, das trotz seines Gastgeberstatus am Wettbewerb teilnimmt, ebenfalls die Runde der letzten Vier erreicht.

Wie schätzt der Fan von Deportivo Tachira, der seinerseits nie danach strebte, Rasenfussball zu spielen, die Situation ein? "Wir beginnen gegen den fünffachen Weltmeister Brasilien, der trotz des Fehlens von Falcao der große Titelkandidat ist. Das Gute daran ist, dass wir gleich wissen, wo wir stehen. Außerdem ist es besser, gleich auf sie zu treffen und nicht erst, wenn das Weiterkommen auf dem Spiel steht", erklärt er mit einer gewissen Resignation.

"Anschließend treffen wir auf Paraguay, und gegen den Gastgeber ist es nie leicht. Wir glauben, dass es der Gegner ist, den es zu schlagen gilt. Aber wir haben unsere Lektion aus der letzten Qualifikation gelernt. Damals dachten wir, Kolumbien wäre der Rivale, den es zu schlagen gilt. Tatsächlich gewannen wir das Spiel zwar, verloren aber danach gegen Uruguay und Paraguay, so dass wir das Halbfinale verpassten. Deshalb werden wir den Partien gegen Peru und Ecuador, gegen die wir die letzten Gruppenspiele bestreiten, dieses Mal die gleiche Bedeutung beimessen."

Falcón möchte nicht noch einmal das bittere Gefühl erleben, das er vor vier Jahren hatte, als er die letzten Spieltage der WM mit traurigem Blick verfolgte. "Ich konnte nicht aufhören, daran zu denken, dass wir an ihrer Stelle hätten sein können. Denn in der Qualifikation hatten wir die Kolumbianer geschlagen, die dort Vierter wurden. Das war für mich schwer zu verdauen."

Den Unterschied in dieser Auflage könnte indes die gesammelte Erfahrung ausmachen, sagt der Pivot zum Abschluss. "Ein venezolanischer Spieler hat heute fünf Spielzeiten als Profi im eigenen Land absolviert. Im Kader stehen Spieler, die im Ausland aktiv waren, aber auch viele Jungs, die schon als Junioren gute Ergebnisse erzielt haben. Ich glaube, dass wir über die nötige Reife und die richtige Mentalität verfügen. Es ist der ideale Moment."

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