Leonie Doege hat für die Gruppenphase schon einen Plan in der Tasche, wie sie exklusiv gegenüber FIFA.comverrät: "Es wäre super, wenn wir Erster in der Gruppe werden würden, und im Viertelfinale auf Jordanien treffen."
Warum sich die 17-jährige DFB-Torhüterin das so wünscht? Ganz einfach: Ihre Teamkollegin bei Bayer 04 Leverkusen und sehr gute Freundin Sarah Abu Sabbah ist jordanische Juniorinnen-Nationalspielerin und die beiden Mädels finden seit der Auslosung im Mai dieses Jahres selten ein anderes Thema als die bevorstehende FIFA U-17-Frauen-Weltmeisterschaft Jordanien 2016.
"Wir freuen uns beide schon sehr auf das Turnier und wenn wir uns treffen, dann kommen wir immer sehr schnell auf die WM zu sprechen. Natürlich konnte ich Sarah auch schon ein paar Tipps für das Eröffnungsspiel gegen Spanien geben."
Im Finale der UEFA U-17-Europameisterschaft wurde Doege nämlich gegen ebendiesen Gegner zur großen und gefeierten Heldin. "Das sind Bilder, die ich für immer in meinem Gedächtnis behalten werde." Die gerade einmal 1.68 Meter große Schlussfrau fischte im Elfmeterschießen gegen den Titelverteidiger von der iberischen Halbinsel gleich zwei Versuche von der Linie und sicherte ihrem Team den EM-Titel und ein Ticket für das Abenteuer Jordanien 2016.
Genaue Analyse des Gegners"Ich habe ganz gute Reflexe", beschreibt die Keeperin eine ihrer Stärken, "aber als Elfmeter-Killerin würde ich mich nicht bezeichnen." Diese neuentdeckte Qualität kommt nicht von ungefähr. Beim DFB-Team wird nichts dem Zufall überlassen. "Wir bereiten uns im Training intensiv auf solche Situationen vor," und ein kleines Geheimnis ließ sich das Nachwuchstalent auch entlocken, "Ich beobachte die Schützin ganz genau und oft erkenne ich an Kleinigkeiten, wie beispielsweise der Art des Anlaufes, an der Körperhaltung oder an der Fußstellung, in welche Ecke meine Gegnerin schießen wird."
Die Schülerin, die auf Vereinsebene für Leverkusen in der Nachwuchs-Bundesliga spielt, arbeitet hart daran, sich stets zu verbessern. Täglich besucht sie in Freistunden oder nach der Schule den Fitnessraum. "Ich zähle nicht zu den größten Torhüterinnen. Da kommt es dann umso mehr auf ein großes Spielverständnis, ein gutes Auge und die Athletik an. Größe kann ich ja schlecht trainieren, aber ich kann daran arbeiten, höher zu springen."
Auf der Torhüterposition ist der DFB historisch gesehen traditionell ausgezeichnet besetzt. So ist es nicht verwunderlich, dass sich die gebürtige Düsseldorferin auch an einer DFB-Keeperin orientiert. "Mein Vorbild ist Laura Benkarth, die schon in jungen Jahren in den A-Nationalkader aufgerückt ist. Ich bewundere ihren Ehrgeiz und ihren Fleiß. Das sind Eigenschaften, die auf diesem Level sehr wichtig sind und die ich sehr beherzige."
Vorfreude auf verschiedene Kulturen Mit Blick auf die WM, die am 30. September angepfiffen wird, freut sie sich vor allem auf die Internationalität. "Der Modus der Auslosung ist ja so angelegt, dass stets vier Teams aus unterschiedlichen Konföderationen aufeinandertreffen - das finde ich fantastisch." Deutschland bekommt es in der Gruppe B mit Venezuela, Kanada und Kamerun zu tun.
"Kanada hat eine hervorragende Jugendarbeit. Das A-Team zählt zu den besten der Welt und auch die Frauen-Weltmeisterschaft 2015 im letzten Jahr wird dort für einen Aufschwung gesorgt haben. Ähnlich wie in den USA. Von daher erwarte ich eine taktisch und spielerisch starke kanadische Mannschaft. Venezuela verfügt über einzelne Spielerinnen mit herausragenden technischen Fertigkeiten, die ein Spiel entscheiden können. Da müssen wir auf der Hut sein. Mit Kamerun erwartet uns vielleicht eine kleine Überraschung. Physisch werden wir alles in die Waagschale werfen müssen, um mithalten zu können."
Natürlich klingt bei dieser Gruppenanalyse der Respekt vor den Gegnern durch, aber Doege weiß auch ganz genau um die Stärken ihres eigenen Teams. "Wir können ein Spiel beherrschen und aufgrund unserer Raumaufteilung und des guten Passspiels einen Gegner dominieren. Wir schonen in Zweikämpfen weder uns noch den Gegner und schalten unheimlich schnell um. Wenn wir die Konzentration über die gesamte Spieldauer aufrechterhalten und unnötige Fehler oder Ballverluste vermeiden, dann sind wird es schwer gegen uns", und Deutschlands Nummer eins weiß auch die wertvollen Erfahrungen der jüngsten EM zu schätzen, "Wir wissen jetzt, wie es ist, wenn TV-Kameras bei der Nationalhymne auf einen gerichtet werden oder, dass wir uns von mehr als 10.000 Zuschauern nicht aus der Ruhe lassen bringen brauchen."
Für Leonie Doege ist es die erste Weltmeisterschaft in ihrer gerade erst beginnenden Karriere. Deswegen ist es klar, dass sie jetzt schon die Tage runterzählt und die Aufregung mit jedem Aufstehen etwas größer wird. Ab heute sind es noch genau drei Monate und sie wird noch 92 Mal aufwachen, bis dann der erste Anpfiff in Jordanien ertönt.