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Sonntag 15 September 2024, 16:00

„El Tigre“ als Botschafter für kolumbianische Lebensfreude

  • Forero, „der Tiger“ unter den kolumbianischen Fans

  • Bewunderer von Falcao und enge Bande zum Karneval von Barranquilla

  • Forero: „Fussball muss Frieden und Harmonie sein“

Einmal abgesehen von seinen Freunden, seiner Partnerin und seiner Familie dürfte kaum jemand den 63-jährigen Kolumbianer José Forero auf der Strasse erkennen. Im Augenblick geniesst er seinen verdienten Ruhestand, treibt Sport und geht in aller Ruhe in einem Park spazieren, ohne dass jemand ihn anspricht, um ihn um ein Selfie zu bitten.

Ganz anders sieht es allerdings aus, wenn das kolumbianische Nationalteam spielt und er sich schminkt und die Tigermaske aufsetzt. Dann ist es kaum möglich, mehr als fünf Worte mit ihm zu wechseln, bevor ein Fan der Cafeteros an ihn herantritt und um ein Foto bittet. In Stadionnähe braucht er 45 Minuten, um ein paar Häuserblocks zu umrunden, und auf der Tribüne wollen alle das typische Foto, auf dem er die Zähne zeigt und die Pranken hebt.

Die Ursprünge dieser Verkleidung sind komplex, und man muss sich schon etwas näher mit José Foreros Leben auseinandersetzen, um dahinterzukommen. Da wäre natürlich einerseits seine enorme Fussballbegeisterung, die schon als Kind in Barranquilla ihren Anfang nahm. Ausserdem spielen seine engen Bande zum Karneval von Barranquilla eine Rolle, bei dem die kulturellen Traditionen Kolumbiens im Mittelpunkt stehen. Und zu guter Letzt wäre da noch seine Bewunderung für „El Tigre“ Radamel Falcao.

„Das war eine ganz spontane Sache. Meine ursprüngliche Motivation war Radamel Falcao, dem 2012 der endgültige Durchbruch gelang und der zum absoluten Führungsspieler des Teams avancierte. Er lud sich viel Verantwortung auf die Schultern, und ich wollte ihm Tribut zollen“, meint er rückblickend.

Seine Bewunderung geht allerdings über Falcaos Leistungen auf dem Spielfeld hinaus.

„Er ist auch ein toller Mensch. Manche Spieler kommen vom Weg ab, wenn sie berühmt werden, und versinken in Drogen, Alkohol oder schlechten Gewohnheiten. Aber Falcao ist ein guter Mensch, ein guter Familienvater, und ich habe mich sehr mit ihm identifiziert, weil das für mich auch galt.“

Cameroon v Mexico: Group A - FIFA U-20 Women's World Cup Colombia 2024

Seitdem war Forero bei den FIFA Fussball-Weltmeisterschaften™ 2014 in Brasilien und 2018 in Russland, bei mehreren Auflagen der Copa América und WM-Qualifikationsspielen in den Stadien anzutreffen. Mittlerweile ist „El Tigre“ so etwas wie eine Institution auf der Tribüne und brüllt sich für Kolumbien die Seele aus dem Leib. Vor allem ist er aber auch ein engagierter Botschafter für den kolumbianischen Fussball. Er hat Beziehungen zu Fans aus der ganzen Welt geknüpft und ist ein Paradebeispiel dafür, dass Fussball Spass und Freude für alle sein und bleiben muss.

„Es ist sehr schön, bei den Fans noch einmal ganz andere Gefühle auszulösen und schöne Rückmeldungen zu bekommen – besonders von Fans aus dem Ausland. Wenn sie aus Kolumbien kommen, sind sie total begeistert, umarmen mich und ermutigen mich, weiterzumachen.“

Bei der WM in Russland war mein Foto auf den Titelseiten der Zeitschriften in den Hotels. Viele Leute fragten mich danach. Ich konnte mich mit Menschen aus der ganzen Welt unterhalten und ihnen etwas über die schöne Seite Kolumbiens erzählen.

Jose Forero, „der Tiger“

Trotzdem war der Weg von „El Tigre“ auch manchmal steinig, und es gab in seinem Leben reichlich schwierige Situationen, in denen ihn die Verkörperung eines fröhlichen Fantasiewesens vor eine Herausforderung gestellt hat. Vor sieben Jahren verlor er seine Ehefrau und vor zwei Jahren einen seiner Söhne – beide aufgrund von Krebserkrankungen.

„Das war ein harter Schlag für mich. Ich habe noch einen weiteren Sohn, deshalb konnte ich nicht in Trauer und Melancholie versinken. All dies war für mich wie eine Therapie, um mir bewusst zu machen, dass das Leben nicht zu Ende ist, dass die Show weitergehen muss und wir nicht in der Trauer verharren können. Um es mit den Worten auszudrücken, die Celia Cruz in ihrem Song verwendet: Das Leben ist ein Karneval.“

So hat er es geschafft, dem Schmerz etwas entgegenzusetzen und nach vorn zu blicken. Jetzt erlebt er gerade etwas ganz Einzigartiges, denn sein Heimatland Kolumbien ist Gastgeber der aktuellen Auflage der FIFA U-20-Frauen-Weltmeisterschaft™. Bei diesem Grossereignis hat er unter anderem Fans aus Mexiko, Kamerun und Australien kennengelernt.

„Das ist ganz wichtig, weil die FIFA damit Kolumbien das Vertrauen ausgesprochen hat. Bei solchen Gelegenheiten können die [Austragungs]länder ihr Potenzial und ihre Lebensfreude zeigen. Wir können den Menschen zeigen, dass wir ein Fussballfestival veranstalten können, dass hier Menschen aus allen Ecken und Enden der Welt zusammenkommen, eine gute Zeit verbringen und sich gemeinsam für den Fussball begeistern können. Das ist das Schöne am Fussball: Er bringt die Menschen zusammen.“

Cameroon v Mexico: Group A - FIFA U-20 Women's World Cup Colombia 2024

In diesem Sinne spielt er weiter seine Rolle in verschiedenen Städten und tritt als Fussballkanzler der Cafeteros auf, damit diese FIFA U-20-Frauen-Weltmeisterschaft™ in die Geschichte eingeht.

„Ich fühle mich mehr wie ein Botschafter, und zwar nicht für den Fussball, sondern für die Freude und den Spass, die mit dem Fussball einhergehen. Die Teams und die Organisatoren sind eine Sache, aber wir als Fans müssen auch unseren Teil beitragen, mit einer guten Einstellung, Lebensfreude und positiver Energie. So können wir zeigen, dass der Fussball den unterschiedlichsten Menschen Frieden und Harmonie bringen kann.“