"Sind Sie mit jemandem zusammen? Wenn Sie eine Freundin oder eine Ehefrau haben, müssen Sie sie sehr lieben. Das Gleiche gilt für den Ball, man muss ihn lieben. Und auch diese Liebe muss gepflegt werden." Für den charismatischen argentinischen Trainer Ricardo La Volpe besteht kein Zweifel daran, dass der Fussball und die Liebe eng miteinander verknüpft sind. In die gleiche Kerbe schlug Ronaldinho mit seinem Geständnis, dass der Ball "meine Geliebte, meine Partnerin, meine Verlobte ist. Er ist alles für mich. Ohne Ball bin ich ein Niemand."
Es gibt neben diesen beiden Südamerikanern in der Welt des Fussballs zahlreiche Menschen, für die sich romantische Gefühle und das Spiel mit dem runden Leder nicht ausschließen. Wie wichtig die Liebe im Leben eines Fussballers ist, wird immer wieder aufs Neue in Äußerungen, Karriere-Entscheidungen, Geschenken oder Tätowierungen offenbart. Kaum verwunderlich, denn es handelt sich um zwei Schicksale, die vom gleichen Feuer genährt werden: der Leidenschaft. FIFA.com berichtet über jene Momente, in denen der Sport und die Liebe sich vereinen – zum Guten und zum Schlechten.
Messe und Messi
Wie beispielsweise in Argentinien, wo zwei mexikanische Paare im Oktober 2007 den Entschluss fassten, sich das Ja-Wort zu geben. Daran scheint zunächst nichts Ungewöhnliches zu sein, bis auf die Tatsache, dass jene etwas andere Hochzeit unter einem Porträt ihres Idols Diego Maradona stattfand, und als Trauzeuge ein Fussball zugegen war! "Was der Gott des Fussballs verbunden hat, darf der Mensch nicht trennen" rief freudig der Repräsentant der Maradona-Kirche Iglesia Maradoniana aus, um die Paare im Verlauf der Zeremonie zu segnen.
Zwei Argentinier drückten ihre Zuneigung lieber anders aus. Gabriel Batistuta und Lionel Messi nahmen jeweils ein erzieltes Tor als Anlass für eine Liebesbotschaft an ihre Partnerinnen. Nachdem Batigol für den AC Florenz im italienischen Super-Cup 1996 gegen den AC Mailand mit einem meisterhaften Freistoßtor erfolgreich gewesen war, stürmte er vor die Fernsehkameras, um seiner Frau mit folgenden Worten seine Zuneigung zu erklären: "Irina Te amo". Messi öffnete im Halbfinale des spanischen Pokals 2008/09 gegen RCD Mallorca sein Herz, indem er seinen Treffer, der den Einzug ins Finale sicherte, seiner damaligen Verlobten widmete.
Im November 2006 hatte auch sein Mannschaftskamerad Andres Iniesta in der UEFA Champions League-Partie gegen Levski Sofia beschlossen, seiner Herzallerliebsten eine Widmung zukommen zu lassen. Der Mittelfeldregisseur feierte das zweite Tor für die Katalanen, indem er sein linkes Handgelenk küsste: "Ich habe es gemacht, um etwas Abwechslung reinzubringen", sagte Iniesta der spanischen Fachpresse für Liebesangelegenheiten, und gestand, das Tor seiner Ana gewidmet zu haben. Dem Spanier Raúl hingegen liegt Abwechslung fern. Zwischen 1992 und 2010 absolvierte das Idol von Real Madrid über 500 Spiele für die Königlichen, für die er über 300 Tore erzielt hat - eine wahre Liebesgeschichte zwischen dem Stürmer und seinem Klub. Es ist aber seine Gattin, der er Treue schwört, indem er nach jedem einzelnen Treffer seinen Ehering küsst.
Hautnahe Liebesschwüre und ein Stückchen Mond Im Falle eines italienischen Triumphs bei der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Südafrika 2010™ hatten Domenico Criscito im Vorwege angekündigt: "Wenn ich die Weltmeisterschaft gewinne, verspreche ich, dass meine Frau Pamela und ich ein Kind haben werden." Ganz so weit war sein Mannschaftskamerad Federico Marchetti, Torhüter bei Cagliari Calcio, noch nicht, aber er befand sich auf dem besten Wege: "Ich werde meine Verlobte Rachele heiraten und mir die vierte Tätowierung machen lassen." Beide mussten ihre Ankündigungen nicht in die Tat umsetzen, da sich die Squadra Azzurra bereits nach der Gruppenphase verabschiedete.
Der englische Superstar David Beckham trägt auf seinem linken Arm nicht nur den Namen seiner Frau zur Schau, sondern auch eine Tätowierung ihres Bildnisses sowie zehn Rosen, die die ersten zehn Jahre ihrer Ehe symbolisieren.
Der Glamour-Boy des Fussballs ist nie um einen Grund verlegen, seine Liebe unter Beweis zu stellen. Zur Feier eben dieses Hochzeitstages entführte er seine Anvertraute in eine luxuriöse Hotel-Suite zu einem Abendessen bei Kerzenlicht, um ihr im Anschluss ein diamantenbesetztes Schmuckstück zu überreichen. Vielleicht dachte er dabei an einen berühmten Ausspruch seines Landsmanns Glenn Hoddle: "Der Ball ist wie ein Diamant: man entledigt sich seiner nicht einfach, sondern man verschenkt ihn." Der legendäre Flügelspieler vom FC Liverpool, Bill Shankly sagte: "Ich würde meiner Frau als Hochzeitsgeschenk niemals eine Einladung zum Spiel gegen Rochdale machen! Für wen halten Sie mich? Es war ihr Geburtstag!"
"Fussball-Frauen "
Manche Ehefrauen können einen beträchtlichen Einfluss auf die Karriere ihres Angetrauten haben. "Man spricht nicht oft darüber, aber die Frau spielt eine entscheidende Rolle. Es gibt keinen großen Spieler ohne eine große Frau an seiner Seite, davon bin ich überzeugt", versicherte etwa der Franzose David Ginola im Jahr 1992. Sergio Agüero und Mark van Bommel beispielsweise sind zweifellos zwei Fussballer von Weltrang, dennoch erscheint es schwierig, zu bewerten, welchen Einfluss ihre Ehefrauen – die Tochter des argentinischen Nationaltrainers Maradona beziehungsweise die des ehemaligen niederländischen Nationaltrainers Bert van Marwijk - auf ihre Karriere gehabt haben könnten.
Der ehemalige belgische Nationaltrainer Marc Wilmots hingegen wird den Einfluss einer Frau kaum bestreiten. Das Idol des belgischen Fussballs in den 90er-Jahren begann seine Profikarriere bei VV St. Truiden, wo er seine spätere Ehefrau Katrien, die Tochter des Klub-Präsidenten, kennen lernte. Die gelernte Juristin nahm sich schon bald der Karriereplanung ihres Mannes an, der "niemals einen Agenten hatte", wie er sich später erinnerte. Der Portugiese Fernando Chalana mochte sogar überhaupt nicht ohne seine omnipräsente Gattin sein. Dies ging so weit, dass ihr eine Presse-Akkreditierung besorgt wurde, damit sie bei allen Partien der UEFA EURO 1984 in seiner Nähe sein konnte. "Wenn Anabela verweigert wird, mich überall hin zu begleiten, kehre ich nach Portugal zurück!", soll er gedroht haben.
Lev Yashin hat den Fussball in mehrerer Hinsicht revolutioniert, insbesondere die Theorie der Verteidigung. Doch seine Leidenschaft brachte ihm von Seiten seiner Frau nicht selten eine Zurechtweisung ein, denn sie war der Ansicht, er "schreit ein bisschen zu viel." Dies hinderte ihn zum Glück nicht daran, in die Geschichte des Fussballs einzugehen. Der einstige deutsche Nationaltrainer Berti Vogts hingegen untersagte seinen Spielern bei der UEFA EURO 1992 gleich jegliche Form amouröser Beziehungen, um schlechte Einflüsse zu vermeiden. Sein Vorgänger Franz Beckenbauer war in dieser Hinsicht bei der Weltmeisterschaft 1990 in Italien nicht ganz so streng – und Deutschland wurde Weltmeister!