Clemente Reynoso ist eine Legende des kubanischen Futsal. Auf der Trainerbank hat er die Auswahl seines Landes bei vier Auflagen der FIFA Futsal-Weltmeisterschaft betreut. Dieses Jahr ist er nun seit sage und schreibe zwei Jahrzehnten am Ruder, und die WM 2016 in Kolumbien bietet eine ideale Bühne für eine schöne Feier.
Der 66-jährige Trainer baute bereits als kleiner Junge eine Beziehung zum Fussball auf und war zunächst als Spieler und später als Trainer aktiv. Anfang der 1980er Jahre begann dann seine Verbindung zum Futsal, wobei noch einige Jahre vergehen mussten, bis man sich in dieser Sportart durchsetzte, die noch heute seine große Leidenschaft ist.
"Mit der Nationalmannschaft hatten wir 1996 die Chance, eine Tour durch Uruguay zu machen. Dort hat uns der damalige Trainer von Peñarol Einblick in Taktiken und Systeme gegeben", berichtet er in einem Exklusiv-Interview mit FIFA.com. "Wir haben mehrere Spiele bestritten, und das war eine sehr nützliche Erfahrung, weil wir wenig wussten und viel gelernt haben. Von dort ging es weiter nach Guatemala zum Qualifikationsturnier für die WM 1996 in Spanien, und glücklicherweise konnten wir das Ticket buchen", meint er.
Wertvolle ErfahrungenDamit begann eine brillante Karriere am Ruder der Nationalmannschaft, mit guten und schlechten Erfahrungen, die jedoch allesamt eine Bereicherung waren. "Bei unserer ersten WM haben wir gegen Brasilien gespielt, die damals beste Mannschaft der Welt. Wir haben zwar 0:16 verloren, aber nicht alle Mannschaften hatten die Chance, gegen die Brasilianer zu spielen und etwas von ihnen zu lernen. Dieses Privileg hatten nur sehr wenige Teams."
Bei den Auflagen von 2000 in Guatemala, 2004 in Chinese Taipei und 2008 in Brasilien kamen die Kubaner nicht über die Gruppenphase hinaus, doch sie sammelten weiterhin wertvolle Erfahrungen gegen Traditionsmannschaften vom Kaliber Spaniens, Portugals und Argentiniens. Nun hofft er darauf, dass sich all diese Erfahrungen bei der WM 2016 in Kolumbien endlich auch in positiven Ergebnissen niederschlagen werden.
"Ich hatte das Glück, auf sehr viele gute Spieler und ein tolles Mitarbeiterteam zählen zu können. Ihnen habe ich es zu verdanken, dass ich an all diesen Weltmeisterschaften teilnehmen konnte. Bei dieser fünften WM trete ich nun mit einer Gruppe relativ junger Spieler an. Daher reise ich mit dem Team in unterschiedliche Länder, um mehr Wettbewerbspraxis zu bekommen und das Niveau zu steigern. Wir versuchen, Fehler zu korrigieren, damit wir in Kolumbien möglichst wenige machen", so der Trainer bescheiden, der in dem Ruf steht, äußerst akribisch zu arbeiten.
Allerdings hat das Team ein ziemlich schweres Los erwischt. "Ich sage immer, dass keine Gruppe einfach ist. Alle, die es geschafft haben, sich zu qualifizieren, sind nicht ohne Grund dabei. Daher müssen wir uns gut vorbereiten und dürfen keinen Gegner unterschätzen. Jetzt müssen wir es mit Thailand, Ägypten und Russland aufnehmen. Das sind alles sehr starke Teams. Wir müssen uns gut vorbereiten und mit allen Mitteln versuchen, besser abzuschneiden als bei vorangegangenen Auflagen", so seine Analyse.
Unermüdlicher EinsatzZu diesem Zwecke heißt es laut Reynoso "Arbeiten, arbeiten und nochmals arbeiten". Ausdauer, Einsatz und Wissen sind Tugenden, über die er zur Genüge verfügt. "Ich arbeite an der Taktik. Wir haben in den Trainingseinheiten sehr gut gearbeitet, aber wenn das Team dann einem Gegner gegenübersteht, setzt es die einstudierten Dinge nicht um. Das hängt alles mit mangelnder Wettbewerbspraxis zusammen. Daher versuchen wir im Rahmen unserer Vorbereitung Testspiele gegen hochklassige internationale Gegner zu bestreiten, damit die Spieler etwas lockerer werden. Auf diese Weise können sie auf das reagieren, was der Gegner macht, schauen, was das gegnerische Team vorhat und was wir dem entgegensetzen können", erklärt er.
"Wir haben Schwierigkeiten bei der Bewegung im Raum und beim Abschütteln der Gegenspieler. Unser Spiel ist zu berechenbar. Der Futsal ist ein Teamsport. Die Spieler können ihre individuelle Qualität nur zur Geltung bringen, wenn sie gut zusammenspielen. Manchmal muss ich hart arbeiten, um das zu erreichen, aber dann greifen die Rädchen ineinander und diese beiden Aspekte des Spiels sind im Gleichgewicht."
Clemente Reynoso ist bereit für seine fünfte FIFA Futsal-Weltmeisterschaft. Ein neues Abenteuer, Ziele, die es zu erreichen gilt, sowie ein weiteres Kapitel einer Geschichte, die sich mehr und mehr dem Ende zuneigt. "Mir geht es gut und ich fühle mich trotz meines Alters stark und fit. Ich spiele noch immer jeden Sonntag Fussball. Daher kann ich das Traineramt derzeit noch ausüben. Aber mir ist auch bewusst, dass man der Jugend irgendwann den Vortritt lassen muss. Dann bin ich bereit, bei allem hilfreich zur Seite zu stehen." Vorher gilt es allerdings noch ein Ziel zu erreichen: "Wir wollen über die erste Runde hinauskommen und versuchen, so weit wie möglich zu kommen", meint der Routinier abschließend.