Montag 27 Juni 2016, 20:25

Chile verteidigt Titel in einem folgenschweren Turnier

Chile konnte nicht nur seinen Status als bestes Team Südamerikas verteidigen, sondern weitete nach dem Triumph bei der Copa América Centenario in den USA seinen Herrschaftsbereich auf ganz Amerika aus. La Roja musste 99 Jahre auf ihren ersten Titel warten, benötigte aber nur knapp ein weiteres für den zweiten.

Wie 2015 sicherten sich die Chilenen durch einen Finalsieg gegen Argentinien den Pokal, einmal mehr fiel die Entscheidung im Elfmeterschießen. Für die Albiceleste waren die Auswirkungen der dritten Finalniederlage in drei Jahren hintereinander weitaus gravierender als erwartet. Unmittelbar nach dem Endspiel gab Lionel Messi seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft bekannt.

Die historische Auflage des ältesten Turniers für Nationalmannschaften der Welt erzielte einen Zuschauerrekord für diesen Wettbewerb, an dem im Jubiläumsjahr 16 Länder teilnahmen, zehn aus der CONMEBOL und sechs aus der CONCACAF. All diese Teams werden sich nun wieder verstärkt der Qualifikation für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018 widmen.

FIFA.com präsentiert die Zusammenfassung und die wichtigsten Schlussfolgerungen des Turniers, das am 26. Juni endete.

Der Champion Chile konnte sich im Verlauf des Turniers kontinuierlich steigern und zeigte am Ende all jene Qualitäten, die das Team seit Jahren auszeichnen. La Roja kann derzeit auf die beste Generation ihrer Geschichte zählen und beseitigte mit dem Titelgewinn alle Zweifel, die nach der Auftaktniederlage gegen den späteren Finalgegner Argentinien aufgekommen waren. Chile erwies sich als solides Team mit einer reifen Spielanlage, obgleich der neue Trainer Juan Antonio Pizzi erst vier Monate im Amt ist.

Die chilenischen Fussballer überzeugten auch auf individueller Ebene und räumten die wichtigsten Preise ab. Trotz eines schwachen Debüts erwies sich Claudio Bravo in der Schlussphase des Turniers als Garant des Erfolgs und wurde mit dem Goldenen Handschuh als bester Torwart ausgezeichnet. Der zu Beginn unauffällige Alexis Sanchez nahm den Goldenen Ball als bester Spieler in Empfang, und der erst ab dem dritten Spiel treffsichere Eduardo Vargas sicherte sich als Torschützenkönig den Goldenen Schuh. Arturo Vidal blieb zwar ohne Auszeichnung, erwies sich aber einmal mehr als wichtiger Anführer seines Teams.

Chile wird nun die in den USA gezeigten Leistungen in der WM-Qualifikation für Russland bestätigen müssen, wo es derzeit auf Rang vier liegt. Und natürlich kann das große Ziel dieser Generation nur lauten, auch bei einer WM Geschichte zu schreiben.

Die Erkenntnisse Argentinien scheint sich am Scheideweg zu befinden: All die Errungenschaften bis zur letzten Partie geraten durch den Rücktritt von Messi in den Hintergrund. Es ist ein Abschied, der ungeahnte Konsequenzen für eine Spielergeneration haben könnte, die mit dem Makel leben muss, in den Endspielen stets versagt zu haben.

Weder die defensive Stabilität mit nur zwei Gegentreffern in sechs Partien noch die offensive Durchschlagskraft mit durchschnittlich drei Toren pro Spiel scheinen jetzt noch Bedeutung zu haben. Vor allem, wenn weitere Spieler es ihrem ehemaligen Kapitän gleichtun und ebenfalls ihren Hut nehmen. Wie die Ära nach Messi aussehen wird, ist derzeit ein Rätsel, das sich erst mit der Wiederaufnahme der WM-Qualifikation auflösen wird.

Kolumbien reiste zwar mit dem Ziel in die USA, das Finale zu erreichen, dennoch hat die gezeigte Leistung einen durchaus höheren Stellenwert als der am Ende erreichte dritte Platz. José Pekerman gab den Spielern aus der einheimischen Liga ihre Chance, wie beispielsweise dem Außenverteidiger Farid Díaz oder den Mittelfeldspielern Daniel Torres und Sebastián Pérez, und eroberte mit dem nach Peru jüngsten Kader des Turniers einen Platz auf dem Podium.

Die Schützlinge von Ricardo Gareca wiederum haben trotz ihrer Jugend eine ordentliche Leistung abgeliefert, auch wenn die Peruaner den in Argentinien 2011 und Chile 2015 erreichten dritten Platz nicht wiederholen konnten. Ecuador hingegen beendete eine Negativserie und kam erstmals seit 19 Jahren über die Gruppenphase hinaus. Allerdings folgte im Viertelfinale trotz eines starken Auftritts gegen die USA gleich das Aus.

Drei südamerikanische Schwergewichte scheiterten bereits in der Gruppenphase. Sowohl für Brasilien als auch für Paraguay hatte das schlechte Abschneiden Konsequenzen, denn Dunga - ersetzt durch Tite - und Ramon Diaz legten jeweils ihre Ämter nieder. Das dritte Team, das die Erwartungen nicht erfüllen konnte, war Uruguay. La Celeste musste auf den verletzten Luis Suárez verzichten, was eine große Schwächung war. Gleichwohl werden alle drei Teams in der Qualifikation für die kommende WM ein gewichtiges Wörtchen mitreden.

Die USA erwiesen sich als bester Vertreter der CONCACAF, aus der zwei Länder unter den besten Acht landeten. Angeführt von den Routiniers Clint Dempsey und Jermaine Jones legte das Team großen Ehrgeiz und Einsatzwillen an den Tag, obwohl es im Halbfinale gegen Argentinien eine herbe Schlappe einstecken musste. Mexiko dagegen reiste mit einer negativen Bilanz nach Hause, nachdem El Tri im Viertelfinale gegen Chile die höchste Pflichtspielniederlage seiner Geschichte kassiert hatte. Die Zeit wird zeigen, welche Folgen dieses desaströse 0:7 haben wird, das eine Serie von 22 Spielen ohne Niederlage jäh beendete.

Costa Rica und Panama, aber vor allem Bolivien, Jamaika und Haiti, die in drei Spielen keinen einzigen Zähler ergattern konnten, werden sich mit Blick auf die restliche WM-Qualifikation dringend steigern müssen.

Die Statistik 46.000 -  So viele Zuschauer pro Partie kamen durchschnittlich zur Copa América Centenario. Dies ist der höchste Zuschauerschnitt in den 100 Jahres des Wettbewerbs. Nach der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 1994, bei der 20 Partien mehr ausgetragen wurden, ist diese Auflage des Turniers damit die Fussballveranstaltung mit den zweitmeisten Besuchern in der Geschichte der USA.

Das Zitat "Diese Spielergeneration verdient es, dass man sich erhebt für all die Anstrengungen und für das, was sie geleistet hat und auf sich nimmt, um ihr Land zu vertreten. Ich bin sehr glücklich. Das hier ist für alle Chilenen, die uns sowohl in schlechten wie auch in guten Zeiten begleitet haben. Diese Generation hat nach oben keine Grenzen." Arturo Vidal (Mittelfeldspieler, Chile) unmittelbar nach dem Finale der Copa América Centenario.