20 Jahre ohne Teilnahme an einem grossen Turnier
FIFA-Legende Christo Stoitschkov, Nationalteamkapitän Kiril Despodov und BFU-Generalsekretär Borislaw Popov im Interview mit FIFA Inside
Teilnahme an FIFA Series 2024 Aserbaidschan™ grosser Fortschritt für das Land
Wenn man an Bulgarien denkt, kommen einem unwillkürlich die 1990er-Jahre und die „goldene Generation“ in den Sinn, die bei der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 1994™ in den USA das Halbfinale erreichte, sich für die UEFA EURO 1996 qualifizierte und zwei Jahre später in Frankreich erneut bei der WM dabei war. Seitdem ist es mit dem bulgarischen Fussball jedoch bergab gegangen.
Das Land ist seit Langem von der internationalen Bühne verschwunden und feierte seinen letzten Auftritt bei einem grossen Turnier bei der EURO 2004 in Portugal. Die aktuelle Generation von Nationalspielern und Trainern ist allerdings fest entschlossen, dies zu ändern, ebenso wie der bulgarische Fussballverband (BFU) und die Legenden der 1990er-Jahre. Sie alle geben Anlass zu der Hoffnung, dass bald bessere Tage kommen.
„Bulgarien hat viele leidvolle Jahre hinter sich“, sagt Christo Stoitschkov, das vielleicht legendärste Mitglied der bulgarischen Erfolgsgeneration. Kiril Despodov, der aktuelle Kapitän der Nationalmannschaft, will die lange Flaute endlich beenden: „Es ist natürlich hart für uns Bulgaren, dass wir uns in den letzten 20 Jahren für kein einziges grosses Turnier qualifizieren konnten. Aber wir werden kämpfen, trainieren und alles geben, um das Team wieder dorthin zu bringen, wo es hingehört.“
Inside FIFA sprach mit mehreren Führungspersönlichkeiten des bulgarischen Fussballs über die aktuelle Entwicklung und die Teilnahme an der FIFA Series 2024 Aserbaidschan™, die für das Team am Montag nach einem 1:0-Erfolg gegen Tansania und einem 1:1 gegen den Gastgeber endete.
„Ich sage den derzeitigen Nationalspielern immer, dass sie nicht versuchen sollen, uns nachzuahmen“, so Stoitschkov mit Blick auf die aktuelle Generation. „Sie müssen ihren eigenen Weg finden. Dazu ist harte Arbeit nötig, und sie müssen überlegen, wie sie sich verbessern können. Wenn sie versuchen, uns nachzuahmen, geraten sie nur unter Druck und dann klappt es meistens nicht.“
Die FIFA-Legende, die in 83 Spielen 37 Tore für Bulgarien erzielte, sucht nach eigenen Angaben die Nähe zu den Spielern.
„Ich versuche, ihnen Ratschläge zu geben, aber nur, wenn sie mich fragen“, so der ehemalige Star von ZSKA Sofia und dem FC Barcelona. „Sie sind gern mit mir zusammen, und ich gebe ihnen die Zuneigung, die sie brauchen und die so wichtig für sie ist. Wir haben eine enge Beziehung.“ „Es gibt noch viel zu tun, aber es mangelt uns nicht an guten, talentierten Spielern“, fügt Despodov aus der Perspektive der aktiven Spieler hinzu. „Gemeinsam können wir das Team zurück in die Erfolgsspur bringen.“
Die Möglichkeit, an der FIFA Series™ in Aserbaidschan teilzunehmen, ist für Bulgarien ein entscheidender Entwicklungsschritt.
„Das sind Länderspiele, und du musst das Beste daraus machen“, so Stoitschkov. „Tatsächlich ist es schwieriger geworden, Länderspiele zu organisieren, und die FIFA Series bietet uns diese. Es ist immer schwerer geworden, starke Teams als Gegner zu finden, und bei solchen Turnieren können sich jüngere Spieler im Wettbewerb erproben und lernen.“
„Die FIFA Series ist sehr wichtig, und der FIFA gebührt viel Lob für die Bereitschaft, so etwas zu ermöglichen. Davon werden wirklich alle beteiligten Teams profitieren, und ich weiss, dass die FIFA hier viel Arbeit investiert hat. Meinen Glückwunsch!“
Borislaw Popov, Generalsekretär des BFU, kann dem nur zustimmen: „Die Teilnahme an der FIFA Series ist sehr wichtig für das bulgarische Nationalteam und seine Spieler. Sie bietet einzigartige Vorteile. Zum einen sammelt das Team wertvolle internationale Erfahrung gegen Teams von anderen Kontinenten mit unterschiedlichen Spielweisen und Taktiken. Zum anderen haben die Trainer die Möglichkeit, Fortschritte zu bewerten, Stärken zu erkennen und Bereiche auszumachen, in denen es in einem vielleicht ungewohnten Wettbewerbsumfeld Verbesserungspotenzial gibt.“
Dem BFU ist auch bewusst, dass er in weiten Teilen für die Entwicklung des bulgarischen Fussballs und der künftigen Spielergenerationen verantwortlich ist. Für das Erreichen der Ziele spielt das FIFA-Forward-Entwicklungsprogramm eine entscheidende Rolle.
„Das FIFA-Forward-Programm ist für den Umschwung in der Entwicklung des bulgarischen Fussballs enorm wichtig“, so Popov weiter. „Ein Grossteil der Mittel fliesst in grundlegende Infrastrukturprojekte. Die strategische Richtung, die wir einschlagen, ist entscheidend für das Wachstum des Fussballs in unserem Land, denn sie wird dem dringenden Bedarf nach qualitativ hochwertigen Anlagen gerecht, die vom Kinder- bis hin zum Frauen- und Jugendfussball für alle zugänglich sind.“
Popov blickt hoffnungsvoll in die Zukunft: „Dank der Unterstützung durch das FIFA-Forward-Programm macht Bulgarien enorme Fortschritte bei der Fussballentwicklung. Die Entwicklung der Infrastruktur und der Elitejugend bilden die Grundlage für eine vielversprechende Zukunft des bulgarischen Fussballs.“
Stoitschkov ist ebenfalls positiv gestimmt: „Ich bin optimistisch und kann mir gut vorstellen, dass Bulgarien eines Tages wieder bei einem grossen Turnier dabei sein wird. Ich möchte in einem Stadion mit 40 000 oder 50 000 Zuschauern vor dem Anpfiff die Nationalhymne meines Landes hören und dieses besondere Gefühl spüren. Ich hoffe, dass es bald so weit ist, aber wir haben an der Basis noch viel zu tun.“