Dienstag 16 Januar 2024, 21:00

Brasiliens Nationalmannschaft gewinnt FIFA-Fairplay-Preis und bekräftigt Botschaft "NEIN zu Rassismus"

  • Brasilien trug beim Freundschaftsspiel gegen Guinea im Juni 2023 Schwarz als Symbol für den Kampf gegen Rassismus

  • Der Wechsel des Trikots war ein Zeichen der Solidarität mit Vinicius Junior, der in den Stadien und im Internet rassistisch beschimpft wurde

  • FIFA-Legende Cafu nahm im Namen der Mannschaft den FIFA-Fairplay-Preis entgegen

Bei der Verleihung der The Best FIFA Football Awards™ 2023 am Montag, 15. Januar, erteilte die weltweite Fussballgemeinschaft dem Rassismus und jeglicher Form von Diskriminierung auf und neben dem Spielfeld eine klare Absage. Der FIFA-Fairplay-Preis wurde nach einer Geste, die für immer in Erinnerung bleiben wird, von FIFA-Legende Cafu im Namen der brasilianischen Nationalmannschaft entgegengenommen.

Am 17. Juni 2023 spielte Brasilien in einem internationalen Freundschaftsspiel gegen Guinea und trug in den ersten 45 Minuten ein komplett schwarzes Trikot - eine Premiere in der über hundertjährigen Geschichte der Männer-Nationalmannschaft. Damit wollte die Mannschaft eine klare Botschaft senden und gleichzeitig ein Zeichen der Solidarität mit ihrem Mannschaftskameraden Vinícius Júnior setzen.

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Der brasilianische Fussballverband (CBF) und die Canarinha waren entsetzt über die rassistischen Beleidigungen, die der Spieler von Real Madrid CF während der La Liga-Saison von Fans in Stadien und über soziale Medien erhalten hatte.

Zu Beginn des Spiels knieten alle Spieler nieder und äußerten ein klares "NEIN zu Rassismus", bevor ein Ball gespielt wurde. Der Stürmer, der in diesem Spiel die legendäre brasilianische Nummer 10 trug und beim 4:1-Sieg seiner Mannschaft das letzte Tor erzielte, wurde ungewollt zur jüngsten Symbolfigur in diesem "Kampf".

In seiner Rede auf der Bühne wandte sich Cafu an das Publikum und die Fans im Internet. "Rassismus kommt von der Erziehung, und wir haben dieses Werkzeug, nämlich den Fussball. Wir sollten ihn nutzen, um die Gesellschaft zu integrieren, damit alle die gleichen Rechte haben", sagte er.

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Diese historische Entscheidung, die Trikotfarbe zu ändern, wurde damals von der FIFA voll unterstützt, wie der Besuch von FIFA-Präsident Gianni Infantino im brasilianischen Trainingslager zwei Tage vor dem Freundschaftsspiel bewies.

Der FIFA-Präsident traf sich mit Vinícius Júnior, der brasilianischen Nationalmannschaft und dem Präsidenten des brasilianischen Fussballverbands, Ednaldo Rodrigues, und bekräftigte die Botschaft, dass Spiele abgebrochen werden sollten, wenn es zu anhaltenden diskriminierenden Übergriffen kommt.

"In Bezug auf Rassismus und Diskriminierung ist es sehr wichtig, dass wir nicht nur darüber reden, sondern auch entschlossen und überzeugend handeln: Null Toleranz. Die FIFA steht in diesem Kampf an der Seite des brasilianischen Fussballverbands und aller Spieler. Es ist wichtig, sportliche Sanktionen einzuführen, und ich gratuliere der CBF, dass sie dies bereits getan hat", sagte Gianni Infantino nach dem Treffen in Barcelona, Spanien.

Der FIFA-Präsident erläuterte den Mitgliedern der brasilianischen Nationalmannschaft auch die Einführung des Social Media Protection Service (SMPS) während der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Katar 2022™, um die Spieler vor Hassreden und Cyber-Mobbing zu schützen, ein Service, der auch während der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2023™ angeboten wurde.

Ebenfalls in die engere Auswahl für den FIFA-Fairplay-Preis kamen der niederländische Schiedsrichter Pol van Boekel und die uruguayische U-16-Juniorenmannschaft Montevideo City Torque.

Van Boekel, der seit 2008 FIFA-Schiedsrichter ist, zeigte Mohammed Kudus von Ajax Amsterdam bei seinem Treffer gegen Sparta Rotterdam keine Gelbe Karte, nachdem dieser sein Trikot ausgezogen hatte, um seinem ghanaischen Nationalmannschaftskollegen Christian Atsu zu gedenken, der bei dem Erdbeben in der Türkei und Syrien am 6. Februar 2023 ums Leben gekommen war.

Der niederländische Unparteiische erhielt Beifall für seine Aktion, mit der er Artikel 12.1 der Spielregeln "ignorierte", in dem es heißt: "Ein Spieler muss verwarnt werden, wenn er (...) das Hemd auszieht oder den Kopf mit dem Trikot bedeckt."

"Ich habe mich dafür entschieden, weil es mir sehr viel bedeutet. Ich habe viel gelernt, indem ich ihn beobachtete. Er hat mir auch regelmäßig Tipps gegeben“, erklärte Kudus die Bedeutung seiner Geste nach dem Schlusspfiff.

"Der Schiedsrichter sagte, das sei nicht erlaubt, aber er hatte Verständnis für die Situation. Dafür bin ich ihm dankbar und respektiere ihn sehr."

Der Trainer von Montevideo City Torque, Mathias Segredo, und seine Spieler wurden für ihr Verhalten nominiert, nachdem sie in einem Spiel der uruguayischen Jugendliga gegen Boston River ein Tor geschossen hatten. Bei dem Spielzug, der zum Tor führte, waren zwei gegnerische Verteidiger schwer zusammengestoßen und trugen Kopfverletzungen davon.

"Ich habe meinen Spielern gesagt, dass wir uns nicht gut fühlen würden, wenn wir das Spiel auf diese Weise gewinnen sollten. Für mich war es das Richtige, sie [Boston River] unmittelbar danach ein Tor schießen zu lassen. Die Entscheidung wurde von uns allen getroffen", erklärte er gegenüber FIFA.com/inside.

"Diese Anerkennung [d.h. die Nominierung] unterstreicht die Botschaft, dass man belohnt wird, wenn man etwas richtig macht. Das ist eine Botschaft, die wir gerne weitergeben möchten. Fussball ist auch ein erzieherisches Mittel. Der Wert des Lebens ist immer wichtiger als das sportliche Ergebnis".

Der Gewinner des FIFA-Fairplay-Preises wird von einer Expertenjury ausgewählt, die sowohl die FIFA als auch externe Interessengruppen des Fussballs vertritt. Die Auszeichnung wird in Anerkennung eines ehrenhaften Fairplay-Verhaltens verliehen, wie z.B.:

- Regelkonformes Spiel und Einhaltung der Spielregeln - und/oder Respekt gegenüber Mannschaftskameraden, Gegnern, Spieloffiziellen und/oder Fans; - und/oder Handeln gegen Diskriminierung

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