Freitag 20 Oktober 2023, 11:00

Bernhard: "Die Anforderungen an Trainer sind deutlich vielfältiger geworden"

  • Anouschka Bernhard gibt ihre Erfahrungen beim FIFA-Stipendienprogramm für die Trainerausbildung als Mentorin weiter

  • Aminath Siyana (Malediven) und Irene Hehir (Republik Irland) sind ihre aktuellen Mentees

  • “Je mehr Wissen du hast, desto selbstbewusster kannst du das machen, was du tust“

Wie es sich anfühlt, als Mentee bei einem der FIFA-Programme zur Frauenfussballentwicklung dabei zu sein, hat Anouschka Bernhard selbst erfahren dürfen. 2018 nahm die langjährige U-16- und U-17-Juniorinnen-Trainerin des Deutschen Fussball-Bundes am Trainermentoringprogramm der FIFA teil – als Mentorin stand ihr damals Pia Sundhage zur Seite. Für Bernhard eine Erfahrung von unschätzbarem Wert und etwas, das sie selbst an die nächste Generation weitergeben möchte.

Im Januar 2021 übernahm sie den Posten als Verbandssportlehrerin des Schleswig-Holsteinischen Fussballverbandes (SHFV) und die sportliche Leitung im Frauen- und Mädchenbereich inklusive aller Juniorinnen-Auswahlmannschaften. "Ich arbeite jetzt in einem Landesverband, und das Thema Mentoring ist etwas, das ich sehr vorantreibe. Ich weiß, dass es für junge, unerfahrene Trainerinnen extrem hilfreich sein kann – das habe ich auf der FIFA- und UEFA-Ebene erfahren“, erzählt Bernhard im Gespräch mit FIFA.com.

"Ich versuche, dies auch bei uns im Landesverband zu implementieren, da ich absolut davon überzeugt bin, dass es ein richtig cooles Programm ist. Wenn ich meinen Beitrag dazu leisten kann, dass sich eine Mentee so fühlt, wie ich mich mit Pia gefühlt habe, dann wäre das super.“

Auch bei der FIFA hat Bernhard die Seiten gewechselt - von Mentee zu Mentorin. Beim FIFA-Stipendienprogramm für die Trainerausbildung steht sie ihren Schützlingen helfend zur Seite. Ihre erste Aufgabe besteht darin, die unterschiedlichen Bedürfnisse ihrer Mentees herauszufiltern und sie bei der Zielumsetzung zu unterstützen.

"Konkret in meinem Fall war eine Mentee gerade in ihrer A-Lizenz-Ausbildung, die sie jetzt abgeschlossen hat. Da ging es darum, mit ihr über diese Ausbildung zu sprechen, ihr ein Feedback zu den Dingen zu geben, wie sie arbeitet, und mit ihr einfach über Fussball zu sprechen. Es ging darum, ihr eine gewisse Sicherheit zu geben und zu sagen, dass das, was sie tut, aus meiner Sicht und meiner Erfahrung richtig ist. Ich gebe ihr ein neutrales Feedback“, beschreibt Bernhard, die auf DFB-Ebene für die Koordination und Durchführung von Sichtungs- und Vorbereitungslehrgängen verantwortlich war und zahlreiche Fort- und Weiterbildungen für Trainerinnen und Trainer leitete.

"Mein anderer Schützling möchte eine Frauenliga auf den Malediven gründen. Das ist etwas komplett anderes. Da ging es darum, welche Schritte man unternehmen muss. Wen man ansprechen muss, und wie man wen ansprechen kann, damit es vielleicht Erfolg hat.“

Die Kommunikation zwischen Mentee und Mentorin läuft zunächst über Email oder WhatsApp und ermöglicht beiden Parteien, auch zu den außergewöhnlichsten Zeiten Kontakt zueinander zu haben. "Grundsätzlich bin ich immer erreichbar. Letztes Jahr hatte ich eine Mentee aus Indien, da war es mit der Zeitverschiebung ein wenig problematisch“, so Bernhard, die auch nach dem Ende des Programms den Kontakt aufrechterhält.

"Mit meiner Mentee aus Indien habe ich gerade erst wieder hin und her geschrieben. Sie hält mich auf dem Laufenden. Es ist total schön, das nachzuverfolgen. Das Internet hilft dabei auch ein bisschen. Man googelt den Namen und sieht, sie hat jetzt das gemacht oder dies. Das macht mich stolz.“

Bernhard hat allen Grund, stolz zu sein, schließlich hat sie durch das Stipendienprogramm auch ihren Beitrag dazu beigetragen. Ihrer Meinung nach kann das Programm den Teilnehmerinnen ebenfalls dabei helfen, den deutlich vielfältigeren Anforderungen gerecht zu werden.

"Je mehr Wissen du hast, desto selbstbewusster kannst du das machen, was du tust. Wenn du dir sicher bist, was du machst, dann performst du auch besser. Deswegen ist so ein Programm extrem wichtig, weil die Mentees von unseren Erfahrungen profitieren. Bei Irene (Hehir) weiß ich, wie es sich anfühlt, Prüfungen im Lizenzbereich abzulegen, da ich selbst Prüfungen abnehme. Da kann ich ihr natürlich dabei helfen, in ihrem Bereich besser zu performen“, erklärt die ehemalige deutsche Nationalspielerin und ergänzt zum Abschluss:

"Bei all dem, was wir ausbilden, bei all dem, was wir auf dem Platz tun, muss die große Überschrift immer sein, dass es Fussball spielen heißt. Spielen hat extrem viel mit Spaß zu tun, mit einer positiven Umgebung und Einstellung. Ich kann noch so gut im technischen und taktischen Bereich ausgebildet sein und Ideen haben. Aber wenn ich es nicht schaffe, auch ein Feuer bei denen, die ich trainiere, zu entfachen, dann ist es Arbeit, und dann macht es keinen Spaß. Das ist etwas, das ich versuche, allen mit auf den Weg zu geben.“

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