Freitag 18 Juni 2021, 00:27

Beim Aufbau des Frauenfussballs in Turkmenistan setzt Mingazow auf den Kampfgeist der Nation

  • Mingazow ist Chefcoach der aufstrebenden Frauenauswahl Turkmenistans

  • Der frühere Mittelfeldspieler hat beachtliche Erfolge auf Vereins- und internationaler Ebene vorzuweisen

  • Er spricht über die Aussichten für den Frauenfussball in seinem Land

In Turkmenistan ist der Frauenfussball gerade erst dabei, flügge zu werden. Dennoch glaubt der Nationaltrainer des Landes Kamil Mingazow, dass beachtliche Fortschritte gemacht werden können, wenn man weiterhin auf die Weiterentwicklung dieses Bereichs setzt.

"In diesem Geist bin ich aufgewachsen", erklärte der 52-jährige ehemalige Nationalspieler Turkmenistans gegenüber FIFA.com. "Darum versuche ich beständig, mich weiter zu steigern und noch bessere Ergebnisse zu erzielen, sowohl als Spieler wie auch als Trainer."

Diejenigen, die ihn näher kennen, wissen genau, was er meint. Denn diesen Geist hat Mingazow von Anfang offenbart – schon zu Beginn seiner Karriere, bei seinem Länderspieldebüt 1994 bei den Asien-Spielen in Hiroshima. Damals, vor 27 Jahren war Mingazow ein vielversprechender Mittelfeldspieler, musste aber im Eröffnungsspiel gegen die VR China beim ersten großen internationalen Auftritt des Landes als behelfsmäßiger Torhüter einspringen.

"Wir hatten nur elf Spieler, die in Hiroshima eintrafen für die erste Partie. Da war kein Torhüter dabei und auch andere waren auf einem verspäteten Flugzeug", erinnert er sich. "Ich war aufgrund von Hüftproblemen nicht fit und so erklärte ich mich bereit, als Keeper einzuspringen. Um ehrlich zu sein, hatte ich bis dahin noch nie als Torhüter gespielt."

Dazu kam noch, dass er ohne Handschuhe spielen musste. Obwohl er in jeder Halbzeit ein Tor kassierte, zeigte Mingazow eine bewundernswerte Leistung und verhinderte mehrere Torchancen des Gegners. Am Ende reichte es zu einem 2:2 gegen den späteren Finalisten des Turniers.

Nachdem der Rest des Teams eingetroffen war und Mingazow wieder auf seine angestammte Position zurückkehren konnte, gelangen Turkmenistan Unentschieden gegen Iran und Bahrain sowie ein 4:0 gegen Jemen, wodurch man die Runde der letzten Acht erreichte. Das Erreichen des Viertelfinales stellt übrigens nach wie vor den größten Erfolg des Landes auf internationaler Ebene dar.

"Man konnte sehen, dass wir alle über diesen Spirit verfügten", fuhr Mingazow fort und spricht dabei vom unermüdlichen Kampfgeist der Nation. "Wir sind immer entschlossen, bis zum Sieg zu spielen. Unser Motto war 'Einer für alle und alle für einen'. Und dieser Teamgeist hat uns damals weit gebracht."

Dank dieser Einstellung gilt Mingazow heute als einer der erfolgreichsten Spieler des Landes. Mit 40 Länderspielen hat er die drittmeisten Länderspiele für Turkmenistan aufzuweisen. Auf Vereinsebene wurde er sieben Mal Meister und sechs Mal Pokalsieger des Landes.

uyunkrzkzxaq5gxdgbkm.jpg

Größte Hürde

Inzwischen hat er sich neuen Aufgaben gestellt. Als man Mingazow 2016 zum Trainer des Frauen-Nationalteams berief, war das für ihn die bislang größte Herausforderung seiner Karriere.

"Um ehrlich zu sein, ist der Frauenfussball bei uns noch unterentwickelt", erklärte er. "Aber wir arbeiten hart und geben uns viel Mühe, um das Niveau zu steigern. Natürlich möchten wir so viele Mädchen wie möglich dazu bringen, diesen Sport auszuüben. Mit Unterstützung der FIFA und der AFC haben wir Veranstaltungen und Turniere ausgerichtet, bei denen die Mädchen spielen können.

Wir sind uns bewusst, dass wir unseren Spielerinnen Gelegenheiten geben müssen, auf internationaler Ebene zu Spielpraxis und Erfahrungen zu kommen. Sie werden sich schnell verbessern, wenn es gegen ausländische Teams geht."

Beachtlicher Fortschritt

Vor zwei Jahren debütierte das turkmenische Frauenteam beim Turkish Women's Cup. Obwohl man am Ende mit drei Niederlagen - 0:13 gegen Rumänien, 1:11 gegen Usbekistan und 0:3 gegen Jordanien - den letzten Platz belegte, bewährten sich die Spielerinnen bei dieser Feuerprobe.

Beim letztjährigen U-19-Frauenfussball-Turnier 2020 der CAFA steigerte sich Mingazows Team weiter und belegte beim Vier-Nationen-Turnier gegen Iran, Usbekistan und Kirgisistan den dritten Platz.

"Das war ein ermutigendes Signal für unseren Frauenfussball. Obwohl einige Leute immer noch denken, dass Fussball kein geeigneter Sport für Mädchen ist, schlägt der Sport dank der Anstrengungen und der Arbeit des Fussballverbandes von Turkmenistan allmählich Wurzeln im ganzen Land.

Wir werden weitere Frauenturniere organisieren und bald auch unsere erste landesweite Frauenliga starten. Der Profifussball wird dazu beitragen, die Entwicklung im Frauenfussball zu beschleunigen. Dann können wir ein starkes Team für die Qualifikation für den AFC Asien-Pokal der Frauen aufbauen."