Zweiter der ewigen Torjägerliste Argentiniens
Batigolsprach mit FIFA 1904 über Higuaín, Messi und die Fussball-Liebe
"Jetzt kann ich nicht mehr richtig gehen, weil ich mehr gegeben habe, als ich hatte"
Vor 24 Jahren sicherte er Argentinien mit einem Doppelpack den bis dato letzten Titel auf A-Nationalmannschaftsebene. Wir schrieben das Jahr 1993, und die Albiceleste setzte sich dank der Treffer von Gabriel Batistuta im Finale der Copa América mit 2:1 gegen Mexiko durch. "Es ist unglaublich, dass Argentinien seither keinen Titel mehr geholt hat", so der ehemalige Star über die lange Durststrecke seines Landes.
Der 48-jährige Batigol ist mittlerweile gelassener geworden und verfolgt den Fussball als Fan von der Tribüne aus, kann sich jedoch noch immer gut in die Spieler hineinversetzen, insbesondere in die Stürmer. Mehr dazu erfahren Sie in diesem Interview mit FIFA 1904.
In Argentinien mussten die Stürmer wie Sergio Agüero oder Gonzalo Higuaín viel Kritik einstecken. Zu Recht? Sie hatten viel Pech, vor allem Higuaín. Er hat in den drei Endspielen (zwei bei der Copa América und eins bei der WM) Riesenchancen vergeben. . Ich spreche von Pech, weil er sich die Chancen in allen drei Endspielen selbst herausgespielt hat. Es war nicht so, dass ihm ein anderer alles auf dem Silbertablett serviert hatte. Er war im richtigen Moment am richtigen Ort, hatte dann aber Pech im Abschluss. Gegen Deutschland zum Beispiel schoss er daneben, nachdem er sich geistesgegenwärtig den Ball geschnappt und alles gemacht hatte, was man von einer Nummer 9 erwartet. Er machte alles richtig – bis auf den Abschluss. In einer anderen Partie oder in einem Gruppenspiel wäre das nicht weiter tragisch gewesen, und er hätte sogar noch Applaus erhalten, weil er sich eine solche Chance herausgespielt hatte.
Was würden Sie ihm persönlich sagen? Das Gleiche, was ich hier gesagt und ihm auch tatsächlich gesagt habe. Ich sehe das als Nummer 9, aber die Fans denken ganz anders und haben keine Ahnung, was einem in einem solchen Moment durch den Kopf geht. Vor allem in dieser letzten Begegnung gegen Chile, als er einige Meter mit dem Ball lief und alle Zeit der Welt hatte, an die vergebene Chance gegen Deutschland und im Finale zuvor gegen Chile zu denken … das macht alles noch schwieriger. Ein Abpraller ohne Zeit zum Nachdenken wäre vielleicht einfacher gewesen. Aber so ist Fussball.
Hätten Sie's gewusst? Gabriel Batistuta hat…
78 Länderspiele für Argentinien bestritten und 56 Tore erzielt
an drei Weltmeisterschaften teilgenommen (USA 1994, Frankreich 1998 und Korea/Japan 2002)
drei Mal an der Copa América teilgenommen und die Auflagen von 1991 und 1993 gewonnen
den FIFA Konföderationen-Pokal 1992 gewonnen und auch an der Auflage von 1995 teilgenommen
Sie sollen einst gesagt haben, dass Sie den Fussball gar nicht mögen. Stimmt das? Ich habe das tatsächlich gesagt, aber zum Schutz vor der Presse und den Leuten. Ich wollte dieses Bild schaffen, um Fragen abzublocken. Selbst das Training wurde mir zu viel. Man muss wissen, dass ich in den besten Zeiten in Italien gespielt habe, als der Druck immens war. Immerzu war vom Fussball die Rede, was ich ziemlich öd fand. Natürlich liebte ich die Spiele, die Taktik, das Training und alles, was auf dem Spielfeld passierte. Der Fussball war meine Leidenschaft, auch wenn das in meiner Jugend noch nicht so war. Ich lebte und atmete Fussball und kann deswegen heute nicht mehr richtig gehen. Ich habe mehr gegeben, als ich hatte.
Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen: Ich liebe die Spiele und alles, was damit zusammenhängt, abgesehen von den Interviews (lacht), der Polemik und dem Drumherum.
Lionel Messi hat Sie als argentinischer Rekordtorschütze abgelöst.Hat Sie das überrascht?Überhaupt nicht. Ich habe das schon vor fünf oder sechs Jahren prophezeit und gedacht, dass es schon viel früher so weit sein würde. Der Rekord hat mir viel bedeutet, aber nun hat er ihn. Auch ich habe diesen Rekord einst gejagt (lacht). So spielt das Leben.
Lesen Sie das vollständige Interview in FIFA 1904.