"Meister sind wir schon öfter geworden, aber in diesem Jahr ist es etwas ganz Besonderes." Mit diesen Worten beschrieb Trainer Bernd Schröder von Turbine Potsdam am Sonntag die feierliche Stimmung im Karl-Liebknecht-Stadion. Soeben gewann sein Ensemble souverän mit 3:0 gegen die SG Essen-Schönebeck und konnte damit das Fernduell um die Krone in der Frauen-Bundesliga gegen den 1. FFC Frankfurt am letzten Spieltag für sich entscheiden. Es war die dritte gewonnene Meisterschaft infolge - ausgerechnet im Jahr des 40. Geburtstags des Klubs.
Für den nunmehr fünfmaligen deutschen Champion kann es aber noch besser kommen. Am 26. März stehen sich im Finale des DFB-Pokals ebenfalls Potsdam und Rekordmeister Frankfurt gegenüber. Zudem ist das Schröder-Team weiter aussichtsreich im Rennen um die Titelverteidigung in der UEFA Champions League. Der 68-jährige Coach, der schon im Jahr der Vereinsgründung für Turbine an der Seitenlinie stand und mindestens eine weitere Saison dranhängen will, erklärte rundum zufrieden: "Im tiefsten Innern haben wir gehofft, das Meister-Triple im 40. Jahr des Vereins zu schaffen. So einen Hattrick zu erreichen, das ist Wahnsinn!"
"Saison hat Lust auf die WM gemacht"Für Potsdams deutsche Nationalspielerin Fatmire Bajramaj, die im Januar bei der Wahl zur FIFA Fussballerin des Jahres 2010 immerhin Dritte wurde, liegt das Erfolgsgeheimnis der Torbienen in der einzigartigen Team-Moral. "Es macht großen Spaß, in dieser Mannschaft zu spielen. Wir sind wie eine Familie und halten zusammen", so die 22-Jährige. Offensichtlich kommt diese Qualität auch im Umfeld des Klubs gut an, denn immerhin 7.000 Zuschauer feierten die strahlenden Siegerinnen bei ihrer erfolgreichen Titelverteidigung im Karli, was einen Besucherrekord in der nun abgeschlossenen Bundesliga-Saison darstellt und einmal mehr einen Vorgeschmack auf die am 26. Juni beginnende FIFA Frauen-WM 2011 im eigenen Land geliefert hat.
Ohne Zweifel: Potsdam ist derzeit das Maß aller Dinge im deutschen Frauenfussball. Lob gab es von allen Seiten. LOK-Präsidentin Steffi Jones dachte aber auch an den Vize-Meister: "Die junge Mannschaft der Turbinen mit vielen Nationalspielerinnen, von denen wir einige auch bei der WM im Sommer wiedersehen werden, hat sich selbst das schönste Geschenk zum 40. Vereinsjubiläum gemacht. Mein Respekt gilt aber auch dem 1. FFC Frankfurt, der wieder zu alter Stärke fand und dafür gesorgt hat, dass die Spielzeit bis zum Ende spannend blieb. Diese Bundesliga-Saison hat Lust auf die WM gemacht."
Frankfurter Tormaschine läuft auf HochtourenAm Ende hatten die Potsdamerinnen einen Zähler mehr auf dem Konto als die Frankfurterinnen, die sich aber ebenfalls für die UEFA Champions League qualifiziert haben. Wie stark sich der ehemalige Klassenprimus präsentierte, zeigt auch ein Blick auf die Torjägerliste. Nachdem Inka Grings vom FCR 2001 Duisburg in den letzten drei Spielzeiten jeweils die Kanone gewann, sicherten sich mit Conny Pohlers (25 Tore), Birgit Prinz und Kerstin Garefrekes (ebenso wie Grings 23 Treffer) drei Spielerinnen aus Frankfurt ihren jeweiligen Platz auf dem Podest. "Mein Glückwunsch an Turbine Potsdam. Wer nach 22 Spieltagen vorne steht, ist verdient Meister. Wir werden nun alles dafür tun, um in zwei Wochen den Pokalsieg zu holen", erklärte FFC-Trainer Sven Kahlert, dessen Ensemble in der nun zurückliegenden Saison 103 Treffer erzielte.
Platz vier hinter den Duisburgerinnen holte sich etwas überraschend der Hamburger SV, der mit 38 Zählern die beste Spielzeit in seiner Frauenfussball-Geschichte abschließen konnte. Und auch Bayer Leverkusen gelang mit dem achten Tabellenplatz Erstaunliches, denn seit vier Jahren stellte sich kein Aufsteiger ähnlich erfolgreich im Oberhaus vor. Nur für den 1. FC Saarbrücken und den Herforder SV Borussia Friedenstal gab es nichts zu lachen: Die Saarländerinnen und der Neuling müssen den Gang in die Zweitklassigkeit antreten.