Mittwoch 19 September 2007, 09:57

Australien: Das Dilemma mit De Vanna

Lisa De Vanna wurde zwei Mal eingewechselt und hat drei Tore erzielt. Sie wurde bereits als eine der besten Stürmerinnen der Welt bezeichnet. Wird sie trotz alledem zu Beginn des nächsten Spiels wieder auf der Bank sitzen?

"Ich dachte, wir hätten alles im Griff. Aber dann brachten die Australier De Vanna. Mit ihrer ungeheuren Schnelligkeit und ihrem Torriecher hat sie einmal mehr unter Beweis gestellt, dass sie zu den besten Stürmerinnen der Welt zählt." Das war ein großes Lob und Bjarne Berntsens Tribut an Lisa De Vanna nach dem enttäuschenden Spielausgang waren bei Weitem nicht die einzigen anerkennenden Worte für die Stürmerin.

Diese wurde bei der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2007 in China zwei Mal eingewechselt und erzielte gleich drei Tore. Der Treffer, der den norwegischen Trainer in Trauerstimmung versetzte, kam nach einem mächtigen Schuss aus knapp 23 Metern zustande und katapultierte die 22-Jährige an die Spitze der Torjägerliste von Gruppe C. Er war die Krönung einer weiteren hervorragenden Leistung gegen eine Verteidigung, die sich vollkommen außerstande sah, sie zu kontrollieren.

Damit wurde auch der australische Trainer Tom Sermanni wieder einmal mit der unvermeidbaren Frage konfrontiert: Warum ließ man die quirlige De Vanna nicht über die vollen 90 Minuten, sondern nur 45 spielen? Der norwegischen Torfrau Bente Nordby war das auf jeden Fall ein Rätsel: "Diese Einwechselspielerin hat dem Spiel zweifellos die Wende gegeben. Es ist nur komisch, dass sie von der Bank kam, denn wenn sie in der Startaufstellung gewesen wäre, hätte Australien vielleicht sogar gewonnen."

Sermanni selbst ist dieser Denkweise nicht abgeneigt. Auch er war sprachlos angesichts der hochklassigen Auftritte von De Vanna und weiß, dass die kleinste australische Spielerin nicht von ungefähr zu einem Liebling der Fans in Hangzhou avanciert ist. Sie hat sich bereits eine große und lautstarke Fangemeinde aufgebaut.

Trotzdem kann man fast schon sicher sein, dass De Vanna heute Abend beim entscheidenden Spiel gegen Kanada wieder im Trainingsanzug hinter der Startelf hermarschieren und sich auf direktem Weg zur Ersatzbank begeben wird. Noch überraschender ist, dass die Spielerin selbst es laut Sermanni gar nicht anders haben will.

Sermanni: "Lisa hat sich für uns als ungeheuer durchschlagskräftige Spielerin erwiesen. Sie hat diese Rolle selbst gewählt, weil sie der Ansicht war, dieses Niveau nicht über 90 Minuten aufrechterhalten zu können. Inzwischen ist sie älter geworden und als Spielerin gereift und könnte wahrscheinlich die gesamten 90 Minuten durchhalten. Angesichts der Stürmerinnen, die uns zur Verfügung stehen, ist es aber immer noch von Vorteil für uns, sie in dieser Rolle einzusetzen. Im Augenblick läuft alles gut, so wie es ist. Warum sollten wir also etwas reparieren, was gar nicht kaputt ist?"

Es ist selten, dass eine Spielerin es selbst vorzieht, den ersten Teil des Spiels von der Seitenauslinie zu verfolgen. De Vanna hat die Behauptung des Trainers jedoch ohne zu zögern bestätigt und den Vorschlag, sie sei ein Opfer ihres eigenen Erfolgs als Super-Joker, sofort zurückgewiesen.

"Ich glaube nicht, dass ich genauso effektiv wäre, wenn ich von Beginn an auf dem Feld stünde", gibt sie nach ihrem Treffer gegen Norwegen unumwunden zu. "Im Angriff spielen Sarah Walsh, Caitlin Munoz und Kate Gill, die bisher wirklich einen guten Job gemacht und die gegnerischen Abwehrspielerinnen ausgepowert haben... dann komme ich in der zweiten Halbzeit und versuche, richtig Alarm zu machen!"

Kanadas Verteidigerinnen werden wahrscheinlich hoffen, dass die erste Halbzeit nie enden möge.