Im Mannschaftsbus der Neuseeländerinnen wurde laut gelacht und viel gesungen. Kaum vorstellbar, dass dieses Team kaum zwölf Stunden zuvor bei der WM ausgeschieden war.
Eine naheliegende Schlussfolgerung wäre gewesen, das Reiseziel der Mannschaft, nämlich die Felsenstadt Petra und damit Jordaniens spektakulärste und meistbesuchte Sehenswürdigkeit, wäre genau die Aufmunterung, die die Spielerinnen nach ihrer Niederlage gegen Spanien brauchten. Doch dies stimmt nach Ansicht der Trainerin Kelly Bolus so nicht.
"Ehrlich gesagt mussten die Mädchen gar nicht aufgemuntert werden", sagte sie. "Wir haben hier eine großartige Gruppe zusammen. Es gibt definitiv keine Extrawürste und auch keine Primadonnas. Natürlich sind die Mädchen sehr enttäuscht, weil wir mit der Niederlage gegen Spanien ausgeschieden sind, aber sie sind trotzdem stolz auf ihre Leistung."
"Zudem achtet auch der ganze Trainerstab darauf, dass wir uns auf die positiven Aspekte konzentrieren und stets aus unseren Fehlern lernen. Die Gruppe ist sehr jung, unsere Stammtorhüterin ist beispielsweise erst 15, und vier bis sechs der Mädchen werden im nächsten Monat zur FIFA U-20-Weltmeisterschaft nach Papua-Neuguinea fahren. Sie alle und der gesamte Kader profitieren enorm von den hier in Jordanien gesammelten Erfahrungen."
Sei es siegen, verlieren, singen oder weinen - was immer auch die Neuseeländerinnen tun, sie tun es als Team. Wenn die La-Ola-Welle durch den Bus schwappt, Zöpfe geflochten und Spiele gespielt werden, bleibt niemand ausgeschlossen. Stürmerin Sam Tawru sagte zu FIFA.com: "Wir sind jetzt schon eine ganze Weile zusammen und die Mädchen haben eine starke Bindung entwickelt. Wir lachen sehr oft und sehr viel miteinander."
Die Begeisterung vor dem Besuch der herausragenden archäologischen Stätte war indes riesig. Die Felsenstadt Petra, die zum Teil direkt aus dem Fels gemeißelt wurde, gehört zu den 2007 gewählten 'Neuen Sieben Weltwundern', ebenso wie beispielsweise das Taj Mahal, Machu Picchu und die Chinesische Mauer. "Es ist einfach beeindruckend wenn man bedenkt, dass alles vor so langer Zeit geschaffen wurde", meinte Torhüterin Anna Leat zu den Schätzungen, dass die Stadt bereits mehr als 300 Jahre vor Christus gegründet wurde. "Fantastisch, dass wir als Fussballmannschaft diesen Ort besuchen können."
Mittelfeldspielerin Aloisi Bloomfield hob die Schönheit der Architektur hervor und auch Claudia Bunge war enorm beeindruckt. "Das ist atemberaubend und alles völlig anders als bei uns zu Hause", so die große Verteidigerin.
Zwar müssen die Neuseeländerinnen nun früher als gehofft die Rückreise antreten, doch sie werden dies mit wundervollen Erinnerungen an Jordanien und die Menschen dort tun. Natürlich stand der Fussball für sie stets im Mittelpunkt, doch Bolus ist überzeugt, dass gerade die Erfahrungen und Erlebnisse abseits der Spielfelder den Horizont erweitert und den Mädchen die Augen geöffnet haben.
"Es war sehr gut, den Spielerinnen solche Eindrücke und damit eine entsprechende Wertschätzung des Ausrichterlandes zu ermöglichen. Die Ausflüge zum Toten Meer und nach Petra haben definitiv dazu beigetragen, einige vorgefasste Meinungen über Jordanien zu revidieren", meint sie. "Alle Spielerinnen waren enorm beeindruckt und haben immer wieder gesagt, wie absolut überwältigend das Land ist und dass all ihre Erwartungen übertroffen wurden.
"Petra war ein großer Höhepunkt. Es ist zwar eine lange Anreise von Amman, aber den Aufwand auf jeden Fall wert. Unsere Mädchen sind jedenfalls sehr enthusiastisch dabei, wenn es um solche Sachen geht. Es wäre schön gewesen, noch etwas mehr Zeit zu haben, denn das ist ein wundervoller Ort. Doch sie hatten wenigstens ein bisschen Zeit, die Schönheit Petras zu genießen, etwas herumzuschlendern, auf einem Kamel zu reiten und etwas mit den Souvenirhändlern zu feilschen.
"Und natürlich wurde auf dem Weg hierher und auch auf dem Rückweg wie üblich viel gesungen und gelacht", schließt Bolus mit einem zufriedenen Lächeln.