Montag 19 November 2018, 10:07

Darf Havertz nun häufiger ran?

  • Starke Leistung von Havertz gegen Russland

  • Lob von allen Seiten

  • Trotzdem könnte der Leverkusener Löws neuem System zum Opfer fallen

Das ist aufgefallen

Kai Havertz hat beim unterhaltsamen 3:0 der deutschen Nationalmannschaft gegen Russland eine gute Figur abgegeben. Der gerade einmal 19-jährige Spielmacher von Bayer 04 Leverkusen, der gegen den Gastgeber der FIFA Fussball-WM 2018™ zum ersten Mal überhaupt in der Anfangself von Joachim Löw stand und insgesamt nur 67 Länderspielminuten aufweisen kann, überzeugte durch kluges Passspiel, bereitete das 3:0 von Serge Gnabry mit einem klassischen Pass in die Schnittstelle vor und hätte noch eine weitere Torvorlage auf seinem Konto, wenn Leroy Sané beim Kopfball etwas mehr Druck hinter den Ball gebracht hätte.

Dass der gebürtige Aachener ein sehr gutes Auge für seine Mitspieler besitzt, hat sich rumgesprochen – immer wieder tritt er in der Bundesliga als Vorbereiter auf den Plan. "Ich schaue mir viel ab von Mesut Özils Spiel", hatte Havertz in der Vergangenheit gesagt und so manch ein Beobachter war nach dem Russland-Spiel der Auffassung, dass Deutschland "einen neuen Zehner" habe.

Und nun?

Einen kleine Haken hat diese schöne Geschichte – im zuletzt gegen Frankreich und Russland von Löw favorisierten System mit der Dreierkette kommt diese Zehnerposition aktuell eigentlich nicht vor. Wenn man hinten mit einer Dreierkette spielt und sich für zwei Spitzen entscheidet, kann man dahinter einen "Zehner" platzierten. Beim DFB-Team setzte der Bundestrainer nach dem 0:3 gegen die Niederlande aber mit Gnabry, Sané und Werner nun zwei Mal in Folge auf drei schnelle Umschaltspieler – da ist dann kein Platz mehr für einen "Zehner". Das klappte schon gegen den Weltmeister ziemlich gut, auch wenn das Ergebnis nicht wunschgemäß ausfiel, während man mit dieser Ausrichtung gegen eher defensiv eingestellte Russen drei Tore herausschießen konnte.

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Havertz bekleidete gegen den WM-Gastgeber neben Joshua Kimmich die Position im eher etwas defensiveren zentralen Mittelfeld, auf der normal Toni Kroos zu finden ist. Natürlich verfügt er über die Qualitäten, um auch dort zu agieren, was er gegen die Elf von Stanislav Cherchesov unter Beweis stellte, aber Kimmich ist aktuell unter Löw eine Bank vor der Abwehr und dass zugunsten von Havertz auf Kroos verzichtet wird, ist derzeit nicht absehbar.

Und selbst wenn der vierfache Weltmeister in Zukunft mit zwei schnellen Stürmern und einem Zehner dahinter spielen sollte – auf diese Position hat Marco Reus immer wieder seinen Anspruch angemeldet – dort fühle er sich wohler, als auf den Flügeln oder gar bei den nicht gerade glücklich verlaufenen Experimenten als Sturmspitze. Es wird spannend, wie Löw dieses Personalpuzzle angeht. Auch schon heute beim sportlich bedeutungslosen Spiel gegen die Niederlande könnte es da erste Fingerzeige geben.

Aufgeschnappt

"Ich hatte ein ganz gutes Gefühl auf dem Platz, war gut ins Spiel eingebunden, hatte viele Bälle. Klar: Ein bisschen Luft ist immer noch nach oben. Aber ich kann ganz zufrieden sein." Kai Havertz nach seinem Startelfdebüt in der Nationalmannschaft

"Wenn er den Ball bekommt, hat er immer die erste Idee, ich nehme den Ball nach vorne mit. Für 19 Jahre ist er sehr weit, weil er eine gute Ballbehandlung hat und eine gute Übersicht. Natürlich kann man sich gut vorstellen, dass er eine Schlüsselrolle einnimmt." Joachim Löw

"Er hat ein überragendes Spiel gemacht. Er hat ein brutales Gefühl für den Raum. Zusammen mit Serge hat er immer gut kombiniert. Kai hat eine super Ballkontrolle, tolle Übersicht. Ich hoffe, dass er noch sehr viele Spiele für uns machen wird." Joshua Kimmich über Havertz

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